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Hinter verschlossenen Türen

Titel: Hinter verschlossenen Türen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kathrine Green
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nicht anhören.
    Die Frau lachte laut: Es ist gar kein Unrecht dabei. Der Brief war ja an Sie.
    An mich?
    Freilich; der Name Kameron war deutlich zu lesen. Erst dachte ich, die Zuschrift wäre an eine Dame, weil der Schluß so zärtlich war, es hieß darin:
    »Der Liebe ist kein Opfer zu groß, und dies Gefühl für Sie hat mich beseelt von dem Augenblick an, als Sie –«
    An dieser Stelle hörte der Brief auf; vielleicht ist er gar nicht abgeschickt worden, aber Sie können sich das Ende gewiß hinzudenken. Ich bin ordentlich froh, daß er an keine Frau gerichtet war.
    Kameron hatte Mühe, die Fassung zu bewahren und sich mit Höflichkeit zu empfehlen. An seinem Innern nagten alle Schlangen der Eifersucht. Er wußte, für wen der Brief bestimmt war, keinen Augenblick hatte er daran gezweifelt. Molesworths Leidenschaft, welche dem armen Mädchen gegenüber erloschen schien, war wieder zur Glut entflammt, nun die Geliebte im früheren Glanz des Reichtums und der Schönheit strahlte. Dieser Umschwung der Gefühle war wohl erklärlich, aber es gehörte Schändlichkeit dazu, sie in Worte zu kleiden, nachdem Molesworth selbst den Gegenstand seiner Verehrung durch seine Gleichgültigkeit in die Arme eines andern getrieben, dessen Weib sie geworden war. Kamerons Empörung kannte keine Grenzen; ihm kamen die Reden und Andeutungen des Inspektors ins Gedächtnis zurück, und er schalt sich einen Toren, daßer geglaubt habe, der Bruch zwischen ihr und Molesworth sei unwiderruflich, sein eigenes Recht als Gatte und Beschützer unantastbar. Wie, wenn sie den Brief erhalten und mit gleicher Zärtlichkeit erwidert hatte? Konnten nicht alle ihre Beteuerungen von Liebe und Hingebung nur elende Kunstgriffe sei, um ihr Schuldbewußtsein unter schmeichelndem Lächeln und heuchlerischen Tränen zu verbergen?
    Solche Gedanken beschäftigten Kameron, nachdem er Frau Olney verlassen. Noch war er jedoch nicht weit gegangen, als ihm die Besinnung zurückkehrte und mit derselben seine unaussprechliche Liebe für Genofeva. Er sah im Geist ihr reines süßes Antlitz, sah wie sie auf den Kissen lag, so rührend in ihrer Schwäche und Hilflosigkeit, und der düstere Argwohn schwand aus seiner Brust. Wie groß auch ihr früheres Unrecht, ihre Verblendung gewesen war, jetzt liebte sie ihren Gatten, und ihr Herz wußte nichts von Falschheit und Hinterlist. Er baute fest auf ihre Treue und Wahrhaftigkeit und Verbannte alle Zweifel. Im Augenblick des wiederkehrenden Vertrauens hegte Kameron nur zärtliche Gefühle für das Weib, das von allen Seiten so erbarmungslos verfolgt wurde. Aber der Groll gegen Molesworth war nicht geschwunden, und immer fester wurde der Entschluß, ihn in seinem verborgenen Schlupfwinkel aufzuspüren. Wenn keine Ueberredung half, wollte er ihm mit Gewalt das Geheimnis entreißen, nach welchem die Polizei forschte. Er wollte ihn auch zu dem Bekenntnis zwingen, daß Genofeva an dem erneuten Versuch eines heimlichen Verkehrs zwischen ihnen keinen Anteil habe. Nie letzte Entdeckung, verbunden mit der Kenntnis von Molesworths früherem Liebesverhältnis, war zu einer furchtbaren Waffe in Kamerons Hand geworden, vor welcher der Gegner zittern sollte.
    Jetzt dachte er sich an die eigentliche Quelle zu wenden, wo er Auskunft über den Aufenthalt des Flüchtlings zufinden hoffte. Er wollte die arme Frau im Hospital aufsuchen, an deren Heilung Molesworth so viel gelegen war.
    Molesworth mußte sie, aller Gefahr zum Trotz, bis zu einem gewissen Grad ins Vertrauen gezogen haben. Noch war ihre Kur nicht so weit vorgeschritten, als daß sie Molesworths Rat und Hilfe ganz hätte entbehren können; er durfte nicht jede Verbindung mit ihr lösen, wollte er nicht zugleich den Fall aufgeben, auf dessen günstigen Ausgang er so große Hoffnungen gebaut hatte.
    Bald saß Kameron im Hospital am Bett der armen Kranken, die ihn mit dankbarer Freude begrüßte.
    Wie haben Sie nur gewußt, rief sie, daß ich nach einem Blick von Ihnen schmachte? Sie sind so lange nicht hier gewesen, und ich wollte Ihnen doch zeigen, wie viel besser mir's geht. Fast bin ich mit Ihrer und Herrn Molesworths Hilfe wieder auf die Beine gebracht, und ich glaubte doch schon, mein nächster Weg wäre auf den Kirchhof. Jetzt fühle ich, wie es wieder vorwärts geht mit mir.
    Es ist mir lieb, das zu hören, entgegnete Kameron freundlich, ich sprach nur eben einmal vor, um zu sehen, was Sie machen, damit ich Doktor Molesworth darüber berichten kann.
    Brigitte blickte sich

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