Hintergangen
Italien haben Sie nicht mehr mit ihm gesprochen?«
»Ich habe versucht, ihn am Samstag zu erreichen, um ihm meine Ankunftszeit mitzuteilen. Ich habe ihn hier angerufen, weil Alexa übers Wochenende herkommen sollte. Niemand hat sich gemeldet, also habe ich eine Nachricht hinterlassen.«
»Und dieser Anruf wurde von Ihrem Haus in Italien getätigt, richtig?«
Laura nickte.
»Ist die Nachricht immer noch auf Ihrem Apparat, wissen Sie das?«
»Ich habe sie jedenfalls nicht gelöscht. Ich bin gestern und heute nicht selbst ans Telefon gegangen – Imogen hat die eingehenden Anrufe gefiltert. Allerdings glaube ich nicht, dass sie irgendetwas gelöscht hat, ohne mich zu fragen. Er sollte also noch drauf sein.«
»Okay«, sagte Tom. »Das können wir ja vielleicht später nachprüfen. Wir werden uns dann auch den Terminkalender Ihres Gatten und seinen Computer ansehen, wenn das in Ordnung ist.«
Laura lächelte.
»Tun Sie sich keinen Zwang an, mit seinem Computer werden Sie aber ein Problem haben, denn der ist passwortgeschützt. Ich wollte ihn letzte Woche benutzen, um einen Flug zu buchen, aber ich kenne sein Passwort nicht.«
Becky sah von ihrem Notizblock hoch.
»Haben Sie Ihren Mann denn nicht danach gefragt?«
Laura lachte etwas freudlos.
»Keine Chance, dass mir Hugo das Passwort für seinen Computer gegeben hätte. Er war ein sehr diskreter Mensch und fand, wir hätten alle ein Recht auf unsere eigenen Geheimnisse.«
Tom blieb beharrlich. Laura hatte ein Türchen aufgemacht, das Einblick in die Beziehung bot.
»Waren Sie da seiner Meinung?«
Laura zuckte die Schultern.
»Jeder, wie er will, Tom. Er hatte viele gute Seiten, wie Sie sicher wissen, es war also leicht, ihm solche Kleinigkeiten zu verzeihen. Er hat seinen Computer sowieso kaum benutzt. Ich glaube, er wusste gerade mal, wie man ihn einschaltet.«
Tom musterte sie nachdenklich. Die Beziehung zwischen Hugo und Laura Fletcher war ihm immer noch ein Rätsel.
»Wir lassen einen Computerspezialisten herkommen, wenn das okay ist. Becky, bitte veranlassen Sie das, sobald wie hier fertig sind.«
Tom wandte sich wieder an Laura.
»Haben Sie die Wohnung in Egerton Crescent genutzt, Laura?«
Er war sich sicher, die Antwort darauf bereits zu kennen. Das Fehlen jeglicher persönlicher Gegenstände einer Frau deutete darauf hin, dass sie nie über einen längeren Zeitraum dort blieb. Allerdings mussten ihre Fingerabdrücke dort noch aufgeklärt werden.
»Nicht besonders häufig. Wenn ich in London war, habe ich manchmal dort vorbeigeschaut, bin vielleicht ins Wohnzimmer hinauf oder in die Küche gegangen, aber ich schätze, ich habe seit etwa sechs Jahren nicht mehr dort übernachtet.«
»War die Wohnung denn nicht praktisch, wenn Sie in London waren, im Theater oder auf einem der Charity-Empfänge?«
»Auf Empfänge bin ich schon länger nicht mehr mitgegangen. Hugo hat gemeint, da würde mir nur langweilig, und bei seinem vollen Terminplan haben sich Theaterbesuche leider nicht oft ergeben.«
Auf den Charity-Dinners warst du aber, dachte Tom. Er hatte doch die Bilder gesehen. Was also hatte sich verändert?
»Wann waren Sie das letzte Mal dort?«, fragte er.
»Letzte Woche habe ich vorbeigeschaut, vor meiner Abreise nach Italien. Hugo hat einen Smoking gebraucht, und ich habe ihn selber vorbeigebracht und in den Schrank im Schlafzimmer gehängt. Falls Sie die Fingerabdrücke überprüfen. Ich glaube nicht, dass ich dort etwas anderes berührt habe. Aber ich war im Bad. Dann bin ich in die Küche gegangen, habe mir eine Tasse Tee gemacht und sie mit ins Wohnzimmer genommen.«
Das erklärte all die Abdrücke, die sie gefunden hatten, insbesondere die im Schlafzimmer.
»Was können Sie mir über die Leibwächter sagen? Ich weiß, dass Ihr Mann die Dienste einer Personenschutzagentur in Anspruch genommen hat, allerdings nur sporadisch. Wir haben uns bei der Firma erkundigt, und an dem fraglichen Wochenende hatte er sie definitiv nicht eingesetzt.«
»Hugo hatte vor, das Wochenende mit Alexa zu Hause zu verbringen. Das Haus ist gut gesichert, und ausgehen wollte er wahrscheinlich gar nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, wieso er trotzdem in der Stadt war. Ehrlich gesagt hatte er die Leibwächter erst seit ein paar Jahren, wohl auch ein bisschen zur Schau, weil er zeigen wollte, dass er durch seine Charity-Arbeit gefährdet war. Er hat wohl gedacht, dass er damit wichtiger wirken würde.«
Laura verstummte.
Der leicht verächtliche Tonfall
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