HISTORICAL BAND 295
Hand mitten in der Bewegung.
Wulfrum horchte ebenfalls auf, während die beiden ihre Unterhaltung fortsetzten und ihn nicht zu bemerken schienen.
„Sie war außer sich vor Entsetzen. Immer wieder rief sie: ‚Wulfrum ist noch da drinnen!‘ Flehte mich an, sie loszulassen. Sie muss wirklich verrückt nach ihm sein.“
„Den Grund dafür kennen nur die Götter“, meinte der Riese. „Ich weiß nicht, was der Kerl an sich haben sollte.“
Beide lachten ausgelassen, während Wulfrum lächelte, da ihm gefiel, was er hörte. War Elgiva tatsächlich so um ihn besorgt gewesen? Sie hatte einmal davon gesprochen, dass er lebendig für sie von größerem Nutzen war. Aber nach ihrem Verhalten heute Nacht zu urteilen, schien er ihr mehr zu bedeuten, als er sich erhofft hatte. Unwillkürlich lächelte er breiter, während er sich aus dem Saal zurückzog.
Als er das Gemach betrat, war seine Frau eben damit beschäftigt, ihr Haar mit einem Leinentuch trocken zu reiben. Ihr durchnässtes Unterkleid lag auf dem Boden, und sie hatte sich in ein Fell gehüllt. Einen Moment lang stand er nur da und sah sie an, dann schloss er die Tür und schob den Riegel vor, ehe er zu ihr ging, seine nasse Kleidung ablegte und sich ebenfalls trocken rieb.
„Ich habe es dir zu verdanken, dass wir die Pferde noch retten konnten“, sagte er dann. „Hättest du nicht das Feuer bemerkt, wären sie alle umgekommen.“
Ein Schaudern durchfuhr Elgiva. „Hör auf, Wulfrum. Ich möchte gar nicht erst daran denken.“
Er legte ihr eine Hand ans Gesicht, dann nahm er ihr das Tuch ab und übernahm es, ihr die Haare zu trocknen. Elgiva rührte sich nicht, aber seine Berührungen waren so sanft, dass sie sich allmählich entspannte.
„Wie hast du es gemerkt?“
„Ich sah mir das näherkommende Unwetter an, als ich auf einmal Rauch gerochen habe.“ Plötzlich fiel ihr etwas ein. „Aber da war noch etwas anderes.“ Sie berichtete ihm von der Gestalt, die sie in den Stall hatte laufen sehen, kurz bevor das Feuer ausbrach.
„Hast du sein Gesicht erkennen können?“
Elgiva zögerte. Sie hatte keinen direkten Beweis, dass der Mann, den sie gesehen hatte, tatsächlich für das Feuer verantwortlich war, und sie wollte keinen Verdacht auf Drem lenken, solange sie nicht wusste, was er da unten zu suchen gehabt hatte. „Nein“, antwortete sie. „Und wir wissen auch nicht sicher, dass er etwas mit dem Feuer zu tun hat.“
„Ich halte das nicht für einen Zufall.“ Kurze Zeit schaute er finster drein. „Ich werde den Täter schon finden, das kannst du mir glauben.“
Sie legte ihm eine Hand auf den Arm. „Meinst du, es war einer von unseren eigenen Leuten?“
„Das weiß ich noch nicht.“
Einen Moment lang war nur das unablässige Prasseln des Regens zu hören.
„Glaubst du, er wird wieder zuschlagen?“
„Ganz bestimmt, und deshalb muss er gefunden werden.“ Dann aber lächelte er. „Darum allerdings kümmern wir uns erst morgen früh. Heute Nacht möchte ich dir meine Dankbarkeit beweisen.“
Er zog sie zu sich heran und nahm sie in die Arme, ließ einen langen, leidenschaftlichen Kuss folgen, der Elgiva lustvoll erschauern ließ. Plötzlich sah Wulfrum sie besorgt an.
„Du fühlst dich kalt an, meine Liebe. Komm her.“
Er trug sie ins Bett und legte sich zu ihr, damit er sie an sich drücken und sie mit seinem Körper wärmen konnte. Sie lag in seinen Armen und fragte sich, ob sie sich auch nicht verhört hatte. Meine Liebe. Das hatte er noch nie zu ihr gesagt. Meinte er das wirklich so? Seine Hand strich leicht über ihre Haut, und Elgiva drehte sich zu ihm um. Sie küsste ihn lang und innig. Erst schüchtern, dann immer mutiger streichelte und massierte sie ihn, erregte ihn, steigerte sein Verlangen so, wie er es sonst mit ihr machte. Diesmal übernahm sie die Führung, zeigte ihm, welch süße Qual sie ihm zufügen konnte, bis sie beide, von heftiger Begierde ergriffen, gemeinsam den Höhepunkt erreichten, der sie in einen Wirbel aus Licht und Lust katapultierte.
Später lag sie in seinen Armen und dachte wieder über seine Worte nach. Er vertraute ihr, das wusste sie. Aber hatte er wirklich begonnen, sie zu lieben? Sie biss sich auf die Lippe und war froh, dass die Dunkelheit ihr Gesicht verbarg. Konnte er eine Frau lieben, die heimlich gemeinsame Sache mit seinem Feind machte? War es Aylwins Plan gewesen, den Stall niederzubrennen? Würde der nächste Anschlag der Scheune oder dem Wohnturm gelten? Diese Entwicklung hatte
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