HISTORICAL BAND 295
Nackte Angst hatte alle Farbe aus ihren Wangen vertrieben und verdeutlichte ihm, dass er auf sie nicht wie ein Freund wirkte. Obgleich er seit Monaten keine Männer mehr in die Schlacht geführt hatte, trug Finn den langen Mantel eines Kriegsherren aus den Highlands.
Um zu verhindern, dass die junge Frau das Dorf in Aufruhr versetzte, sprang er über einen umgefallenen Baum und eilte ihr nach.
Sie war schnell, blieb jedoch mit dem Saum an einem Ast hängen, und Finn holte sie ein. Um sich zu befreien, zerrte sie so heftig daran, dass sie gegen ihn stolperte.
„Hoppla, Mädchen“, warnte er und hielt sie von hinten fest.
Aus ihren Röcken rann kaltes Wasser in seine Stiefel, und die Nässe ihres Kleides drang durch sein Hemd.
„Lass mich los, widerliches Scheusal!“, schrie sie, auch wenn ihre Stimme nicht mehr so panisch klang wie zuvor. „Meine Magd ist eben losgeritten. Sie wird mit Hilfe zurückkommen.“
Das war vermutlich gelogen. Allerdings wollte er kein Gerangel mit einem Haufen aufgebrachter Dorfbewohner riskieren, denn vor Einbruch der Dunkelheit musste er die Burg des Earl of Caladan erreichen. Schließlich trieb er sich nicht in der Gegend herum, um betörende Mädchen zu beglücken, sondern um einen unwürdigen Schurken zu verfolgen.
„Ich werde dir nichts tun, meine Kleine“, beteuerte er.
Obgleich sie für eine Frau recht groß war, reichte sie ihm nur bis zum Kinn. Ihr feuchtes Haar umwehte sie in wilden Strähnen, während sie versuchte, sich aus seinen Armen zu befreien.
Er hielt sie fest unterhalb der Brust umschlossen, sodass seine Fingerknöchel das weiche Fleisch ihrer straffen Rundungen streiften.
Und keiner der Heiligen, deren Unterstützung die Frau erbeten hatte, hätte ihn daran hindern können, einen Blick auf ihre üppigen Kurven zu werfen.
„Hast du dich noch nicht sattgesehen, Krieger?“, zischte das Mädchen zwischen zusammengebissenen Zähnen. „Deine hünenhafte Größe wird dir nichts nützen, wenn mein Vater erfährt, dass du mich angerührt hast.“
Finn wandte den Blick von ihren Brüsten ab, die er noch kurz zuvor in voller Pracht gesehen hatte, und drehte die Frau um, damit er ihr ins Gesicht schauen konnte. Er hatte einen langen Weg zurückgelegt, um den Earl of Caladan aufzusuchen. War dieses anmutige Mädchen dessen Tochter? Finn hatte Gerüchte über den finsteren Fluch gehört, der auf den Ländereien des Earls lag. Kürzlich war hier ein Mord geschehen, der Ähnlichkeiten mit dem an seinem Bruder aufwies. Finn würde nicht zulassen, dass der feige, gesichtslose Mörder ein weiteres Mal entkam.
„Sucht dein Vater nach einem Krieger?“, erkundigte er sich, wohl wissend, dass sie sich aus Furcht alles Mögliche ausdenken konnte.
Trotz ihres wollüstigen Spiels am Fluss ließ die aufrechte Haltung des Mädchens ihn vermuten, dass sie hochwohlgeboren war. Adel raubte einer Frau nicht zwingend das Feuer.
Er lockerte den Griff.
„Warum?“, beantwortete sie seine Frage mit einer Gegenfrage.
„Ich bin der Gesuchte“, antwortete er, in der Hoffnung, sie würde ihn zur Burg führen.
„Von einer solchen Suche ist mir nichts bekannt“, behauptete sie und riss sich los. Erschrocken blickte sie an sich hinunter und erkannte, wie durchsichtig ihre nasse Kleidung war.
Ihr Anblick gab so viel preis, dass er sich leicht vorstellen konnte, wie sich ihre nackten Brüste unter seinen Händen anfühlten. Wie seine Zunge sich an den harten Perlen labte …
So, wie die Dinge lagen, würde es an diesem Tag schwierig werden, das fleischliche Verlangen zu ignorieren.
Mit geröteten Wangen stapfte die junge Frau auf ihr Pferd zu.
„Ich bin mir sicher, ganz in der Nähe von Caladan zu sein“, sagte Finn.
Mit finsterer Miene schwang sie sich auf den Rücken der Stute, bevor er seine Hilfe anbieten konnte.
„Ich weiß nicht, wohin Ihr Euch wenden müsst“, entgegnete sie und trieb das Pferd an. „Selbst wenn Ihr ihn findet, kein Earl des Grenzlandes würde sich dazu herablassen, einen Highlander für sich die Schlachten austragen zu lassen.“
Unter Hufgetrappel verschwand die lebhafte Waldelfe. Fast hätte er sie für eine Erscheinung gehalten, wenn ihr reizender Körper nicht solch feuchte Spuren auf seiner Kleidung hinterlassen hätte.
Finn pfiff nach seinem Pferd, das in der Nähe auf ihn wartete. Auf sein Bauchgefühl vertrauend schwang er sich in den Sattel und folgte dem frechen Mädchen.
2. KAPITEL
Es kamen keine Krieger zum Bankett.
Zitternd
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