HISTORICAL BAND 295
Helden, der es mit der unbekannten Bedrohung aufnahm.
„Kein Sterblicher kann Euch gegen die dämonische Bestie beschützen, die jede Nacht um ein Feuer im Wald tanzt“, behauptete Inna. „Und beeilt Euch bitte mit dem Abwaschen dieser verfluchten Kräuter, damit wir rechtzeitig zum Bankett zurück sind, zu dem Euer Vater die Krieger geladen hat.“
Violet starrte finster vor sich hin. „Erinnere mich nicht daran.“ Ihr Vater hielt nicht nur nach einem Helden Ausschau, der die Wälder von dem bösartigen Feind befreite, sondern zugleich nach einem Ehemann für sie. „Reite schon voraus. Ich brauche noch ein paar Minuten.“
„Ich soll Euch hier draußen alleinlassen?“ Inna warf ihr einen skeptischen Blick zu. „Was, wenn die Bestie gerade in der Nähe ist?“
„Dann bekommt sie nur eine Frau statt zweier zur Mahlzeit“, murmelte Violet, die nicht an Dämonen glaubte. Wenn überhaupt eine Gefahr im Wald lauerte, war sie menschlicher Natur. Vielleicht war der Tote aber auch nur einer Krankheit zum Opfer gefallen. „Ich hole dich ein, bevor du die Burg erreichst.“
Nachdem die Magd gegangen war, betrachtete Violet ihre von Kräutern bedeckten Hände, Schultern und Brüste. Sie hatte die Bereiche oberhalb des Herzens mit kaltem Wasser übergossen, wie Morag sie angewiesen hatte. Anschließend hatte sie die Kräuter an die Brust gepresst.
Natürlich öffneten sich die Himmelstore nicht, um ihr einen starken und klugen Mann zu senden, der mit ihrem dahinsiechenden Vater und den Bedrohungen fertig wurde.
Dennoch hatte sie gehofft, es würde irgendetwas geschehen. Als Morags heimliche Schülerin wusste Violet, dass einige Zaubermixturen nichts weiter enthielten als ein bisschen Schafsfett, um verwitterte Frauenwangen aufzufrischen. Doch die Wirkung war sichtbar, wenn sie auch nicht auf Magie beruhte. Warum spürte sie nicht wenigstens eine gewisse Wärme im Herzen?
„Bei allen Heiligen!“, rief sie laut und presste sich eine weitere Handvoll Kräuter gegen die Brust. „Macht mich empfänglich für den Mann, den ich heiraten soll. Besänftigt die Wildheit meines Herzens, sodass ich mich seinem Willen und dem meines Vaters beugen kann.“
Ihre Beschwörung war leidenschaftlicher ausgefallen als beabsichtigt. Sie beugte sich zum kühlen Strom vor, öffnete das Mieder und erlaubte dem Wasser, die Spuren dieser Narretei fortzuspülen.
Bei allen Heiligen!
Finn Mac Néill hatte die Grenzen seiner schottischen Highlands oft genug überschritten, um die Beschwörungen der Menschen aus den Lowlands zu kennen. Und beim Anblick dieses verführerischen Mädchens, das verzückt das Flusswasser über die nackten Brüste fließen ließ, schien ihm der Ausruf angemessen.
Reglos blieb er stehen, um sie zu betrachten. Als sie sich vorbeugte, benetzte der Strom die Spitzen ihres dunklen Haares, sodass es an ihrer cremefarbenen Haut haften blieb. Wie in Trance hatte sie die Augen geschlossen und spitzte die rosigen Lippen, als wäre sie von den eigenen Empfindungen überrascht.
Für einen Mann, der wochenlang das Land auf der Suche nach einem Mörder durchstreift hatte, stellte die liebliche Erscheinung ein unverhofftes Vergnügen dar.
Die dunkelhaarige Schönheit war zwar bekleidet, doch so wie das Wasser ihr Gewand durchnässt hatte, hätte sie ebenso gut nackt sein können. Deutlich traten die Umrisse der wohlgeformten Beine hervor. Die obere Hälfte des Mieders war so weit hinabgezogen, dass Finn ihre Knospen erspähen konnte, die durch die Kälte des Wassers deutlich hervortraten. Perfekt geformt für den Mund eines Mannes.
Er hatte kein Recht, sich dem Anblick hinzugeben. Wie konnte er an sein Verlangen denken, während der Geist seines Bruders den Neamh, das Jenseits, durchstreifte, ruhelos nach Rache dürstend, die nur durch ein todbringendes Schwert vollzogen werden konnte?
Als er sah, wie sich das Mädchen erhob und das Kleid zurechtrückte, entfuhr ihm ein unwilliger Laut. Mit dem scharfen Blick einer Jägerin musterte sie die Bäume am Rand der Lichtung, bis sie ihn entdeckte.
Was dachte sie in diesem Moment? Sah die Nymphe in ihm eine Möglichkeit, ihre Lust zu stillen?
Die Vorstellung, von der jungen Verführerin hinter einen Busch gezogen zu werden, verflog jedoch schnell, als die Frau zu schreien begann.
„Bleib, wo du bist, Ausgeburt des Teufels!“, rief sie und rannte zu ihrem Pferd, das in der Nähe angebunden war.
In seiner Nähe.
Beinahe glitt sie aus, als sie auf das Tier zuhastete.
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