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HISTORICAL EXCLUSIV Band 14

HISTORICAL EXCLUSIV Band 14

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ERIN YORKE ELIZABETH LANE
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Ungeziefer schimpfend und längst nicht mehr so begierig, sich in die Arbeit zu stürzen, warf Cameron dem davonrennenden Kumar Dass einen wütenden Blick nach und wandte sich dann zum Güterzug um. Alle saumseligen Kulis wie der verdammte Steinmetzgehilfe, dem er soeben eine Standpauke hatte halten müssen, sollten zur Hölle fahren. Vor allem haderte er jedoch mit sich, weil er den Faulpelz nur mit Worten abgekanzelt und ihm keine schlimmere Strafe gegeben hatte. In Anbetracht des Vorhabens, den Streckenbau noch vor dem Einsetzen der Regenzeit bis Nairobi voranzutreiben, wurde jeder arbeitsfähige Mann dringend benötigt, und alle, die sich unter irgendeinem Vorwand drückten, machten es den anderen nur umso schwerer. Kumar Dass war einer der schlimmsten Drückeberger, und somit hätte Cameron eine gute Gelegenheit gehabt, ein Exempel an ihm zu statuieren. Diese Möglichkeit war jetzt vertan.
    Cameron gedachte, erst das Abladen des Bauholzes zu beaufsichtigen und es dann schnellstens zum Fluss schaffen zu lassen, ehe die Arbeiten ins Stocken gerieten und die Regenzeit einsetzte. Dann würde der im Moment noch niedrige Wasserstand des Galana zu gewaltiger Höhe anschwellen, die Brückenfundamente auswaschen und das bereits angelegte Gleisbett im Morast versinken. Gewiss, die Arbeiten würden fortgesetzt werden, doch in entsprechend verlangsamtem Tempo. Daher musste jetzt, solange der Himmel noch klar und die Erde trocken war, der Bautrupp zu Höchstleistungen angespornt werden.
    Cameron schlenderte durch die Zeltgasse, bemerkte unversehens eine zwischen den Ausrüstungen hockende Gestalt und seufzte gereizt. Den vermaledeiten Burschen, der vom Plattformwagen gesprungen war, hatte er ganz vergessen. Nun duckte der Bengel sich hinter einem Haufen aufgerollter Seile, als versuche er, sich unsichtbar zu machen. Diesmal konnte Cameron ihn jedoch entschieden besser sehen denn zuvor. Der schlanke, weibisch wirkende Junge machte den Eindruck, nie im Leben einen Hammer in der Hand gehalten zu haben. Wieder fragte Cameron sich befremdet, warum derart halbwüchsige Kinder auf den Zug gelassen wurden. Diesem Schwächling würde er einen Gefallen tun, wenn er ihn am Kragen nahm und auf einen Waggon zurückbeförderte.
    Im Begriff, diese Absicht auszuführen, vernahm er unvermittelt laute Rufe und bemerkte gleich darauf einige zum Gleis rennende Arbeiter. Er fluchte durch die Zähne, denn ihm war klar, dass nur eine Auseinandersetzung zwischen zwei Männern schuld an der Aufregung sein konnte. Gebot man einem Streit nicht unverzüglich Einhalt, würde bald das ganze Camp sich in zwei Lager spalten und tagelang Missstimmung unter den Kulis herrschen. Cameron beachtete den indischen Jungen nicht mehr, hastete zu der Stelle, wo der Krawall entstanden war und sah die beiden Streithähne. Es waren zwei sich seit Monaten befehdende Inder, die sich, umrundet von einer ständig anwachsenden Zuschauerschar, mit gezogenen Dolchen umlauerten.
    Anthony Bowman, der Chefingenieur dieses Streckenabschnittes, sprang im gleichen Augenblick auf einen Waggon und brüllte den beiden Streithähnen zu, sofort aufzuhören. Natürlich wurden seine Befehle nicht befolgt. Er hatte zwar sein Studium in Oxford absolviert, verfügte indes nicht über die nötige Erfahrung, wie eine so gefährliche Situation zu handhaben sei. Nur ein Mann im Lager wusste das.
    Cameron atmete tief durch, senkte den Kopf und bahnte sich mit den Ellbogen einen Weg durch die Gaffer.

    Matt vor Erleichterung, hockte Mary im Schatten des Zeltes. Cameron hatte sie nicht bemerkt, doch nur wenige Sekunden später wäre es gewiss der Fall gewesen. Und seiner Miene nach zu urteilen, wäre das Wiedersehen nicht sehr angenehm geworden. Mary holte tief Luft, atmete langsam aus und bemühte sich, ruhiger zu werden. Natürlich musste sie sich bald zu erkennen geben, wollte es indes zu einem Zeitpunkt ihrer Wahl tun, wenn sie gefasster war.
    Schwankend erhob sie sich, sah jäh wieder das verunstaltete Gesicht des Gatten vor sich und fragte sich bestürzt, was ihm Schreckliches widerfahren sein mochte, das die scheußlich entstellende Narbe hinterlassen hatte. Im ersten Moment war ihr unerklärlich, warum seine Mutter nichts davon gewusst hatte, doch dann sagte sie sich, dass es seinem Wesen entsprach, solche Dinge zu verschweigen. Gewiss, sein Aussehen hatte sie entsetzt, aber sie durfte sich nicht gestatten, Mitleid mit ihm zu haben. Sie wusste, es würde sich in ihren Augen spiegeln, und

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