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HISTORICAL EXCLUSIV Band 17

HISTORICAL EXCLUSIV Band 17

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: VALENTINA LUELLEN ELIZABETH LANE
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trocknete sich die Tränen mit einem Seidentaschentuch. Ihre zerzausten roten Haare hingen dünn und ungepflegt um ihr müdes Gesicht.
    „Hoffentlich gibt es für Huren einen Himmel“, sagte sie. „Marie war eines der liebsten Mädchen, die ich je kannte. Sie verdient einen schönen Platz.“
    „Sicher ist sie dort.“ Sarah glättete das Laken und fummelte nervös am Saum herum. „Ihr und die anderen Mädchen wart gut zu ihr. Wenigstens starb sie unter den Menschen, die sich um sie gekümmert haben.“ Sie zwang sich, vom Bett zurückzutreten. „Ich gehe jetzt runter und erzähle Smitty, dass sie eingeschlafen ist. Es wird nicht lange dauern. Hinterher machen wir sie fertig.“
    Sie drehte sich um, wurde aber von Faye gehindert. „Du brauchst nicht runterzugehen. Smitty wird es früh genug merken, der alte Geier. Außerdem können wir Marie allein herrichten. Geh du besser nach Hause. Du hast den ganzen Tag hier gesessen und siehst völlig fertig aus.“
    „Faye hat recht. Du brauchst nicht runterzugehen, Sarah.“ Die dunkelhäutige Frau, die vom Eingang des Raumes her gesprochen hatte, war einige Jahre jünger als Faye und Greta. In ihrem Gesicht fiel ein daumengroßes schokoladenfarbiges Muttermal neben der Nase auf. Die Frau stammte von einer Insel in der Nähe von New Orleans, ihr Vater war ein Seemann gewesen. Zoe hieß sie.
    „Ich war vor einer halben Stunde unten“, sagte sie. „Es wird viel über das geredet, was in der Kirche passiert ist. Das hört sich nicht gut an, wenn du meine Meinung dazu hören willst. Lass dich lieber nicht blicken, Sarah. Zurzeit ist diese Stadt für dich ein gefährlicher Ort.“
    „Du kannst dich gern hier verstecken, bis sich die Lage entspannt hat“, mischte sich Faye ein. „Was du im Krieg getan hast, interessiert uns nicht. Für uns bist du immer noch die beste Frau in ganz Colorado.“
    „Danke“, murmelte Sarah, berührt, dass nur diese Außenseiterinnen ihre Freundinnen blieben. „Ich will euch keine Scherereien machen.“
    „Meinst du damit Smitty?“ Faye schnaubte. „Diese knickerige alte Klapperschlange muss doch gar nicht wissen, dass du hier bist. Wir könnten …“
    „Das meine ich nicht“, entgegnete Sarah. Während sie sprach, erkannte sie, wie wahr das war, was sie sagte. „Ich kann mich auf niemand, nicht mal auf euch, stützen. Ich muss den Leuten in dieser Stadt allein entgegentreten. Sie sollen wissen, dass ich mich nicht davor fürchte, meine Position zu vertreten.“
    Sie sah zurück zum Bett, wo sich Maries ausgemergelte Gestalt unter dem Laken abzeichnete. Es roch in dem stickigen Raum nach Rosenwasser und Tod. Plötzlich war ihr alles hier zu warm und zu eng.
    „Du siehst nicht aus, als ob es dir gutginge.“ Zoe war neben ihr und griff freundlich nach ihrem Arm.
    „Danke, es geht schon. Vielleicht kann mir jemand Wasser und einen Kamm bringen und aus dem Schrank eines von Maries schönen Kleidern. Sie würde gern gut aussehen wollen.“
    „Kind, du fällst gleich um.“ Faye nahm ihren anderen Arm und schob sie mit Nachdruck aus dem Raum. „Was du brauchst, sind frische Luft und Ruhe. Greta, Zoe und ich, wir kümmern uns um Marie. Wir haben letzte Woche Geld zusammengelegt und dem armen Lämmchen einen Sarg gekauft. Er steht schon im Keller und wartet.“
    Zu müde zum Argumentieren, ließ sich Sarah von Faye durch den Flur zum Hintereingang bringen. Sie war schrecklich müde. Maries Tod und zuvor ihre eigene Feuerprobe in der Kirche hatten sie völlig gefühllos gemacht.
    „Geh nach Hause und ruh dich aus, Liebes.“ Faye blieb an der Tür stehen, die nach draußen führte. „Es gießt ja schon den ganzen Nachmittag wie aus Kübeln, du wirst dich wohl zu Hause sicher fühlen können. So verärgert wird niemand sein, dass er dir in einem solchen Wetter Schwierigkeiten macht.“ Sie öffnete die Tür einen Spaltbreit und sah zum dunklen Himmel hinauf, von dem es unablässig herabregnete. „Ich denke, wir werden Marie in den Morgenstunden beerdigen – wenn der Bestatter sein Gespann trotz des Matsches vorwärtsbewegen kann.“
    „Ich werde da sein!“
    „Sei keine Närrin.“ Faye drehte Sarah zu sich herum und fasste ihre beiden Arme. „Du hast doch schon genug Schwierigkeiten. Wenn du dich bei der Beerdigung einer Hure sehen lässt, wird es nur noch schlimmer. Du kommst nicht, hörst du! Marie wird das verstehen, das arme Kind. Wir alle tun das. So, und jetzt gehst du nach Hause, bevor du hier noch

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