Historical Lords & Ladies Band 38
Genuss den Weißwein.
„Mylord sagte, er würde zu Ihnen kommen, sobald er das Dinner beendet hat.“
Oh, er hatte vor, zu ihr zu kommen? Wollte er im Gegensatz zu dem, was er versprochen hatte, das Abkommen brechen? Und würde sie, falls er das tat, Einwände dagegen erheben? Nachdem sie gegessen hatte, half Betty ihr wieder ins Bett. Dann knickste die Zofe, entfernte sich und ließ Cassie in dem großen Schlafzimmer allein. Aber sie war nicht lange allein. Bald wurde an die Tür geklopft, und als sie, obgleich sie innerlich zitterte, so fest, wie sie konnte, „Herein!“, rief, kam John ins Zimmer.
Er brachte eine Flasche Rotwein mit und ein Glas. Er hatte die Hemdsärmel aufgerollt, und dass seine muskulösen Arme zu sehen waren, trug nicht gerade zu Cassies Seelenfrieden bei.
„Guten Abend, meine Liebe“, sagte er und stellte die Flasche und das Weinglas auf das Tablett. „Ich sehe, dass du gut gespeist hast und Betty sich um dich gekümmert hat.“ Er ging zum Bett und setzte sich neben der Gattin auf die Kante. „Wärest du wach gewesen, hätte ich dir gesagt, dass ich zumindest heute Nacht bei dir schlafen muss, damit die Dienstboten, von denen einige zweifellos von einer meiner Schwestern bezahlt werden, über die wahre Natur unserer Beziehung getäuscht werden. Der kleinste Hinweis auf unseren Handel, und meine Schwestern werden ‚Betrug‘ schreien und das Testament meines Vaters anfechten. Also, ich bin zu dem Schluss gelangt, dass ich mir in den letzten zwölf Jahren mein Erbe mehr als verdient habe, und deshalb will ich nicht, dass jemand die Gültigkeit meiner Ehe bezweifelt. Du musst dich nicht vor mir fürchten. Ich habe nicht die Absicht, dir wehzutun, und auch nicht vor, mein Wort zu brechen.“
Cassie wusste nicht, ob sie nach dem, was er gesagt hatte, froh oder traurig sein sollte.
Er nahm ihre Hand und küsste sie sacht, ehe er sie wieder auf die Bettdecke legte. „Du bist ein braves Kind, meine Liebe, und wirst, dessen bin ich sicher, eine gute Countess abgeben.“
Jedes Mal, wenn er sie noch so flüchtig berührt hatte, schien ihr ganzer Körper zu erzittern. Nur mit der größten Schwierigkeit hielt sie sich davon ab, die Hand auszustrecken und nicht nur die glatte Wange des Gatten zu streicheln, sondern auch das stoppelige Kinn.
Er glaubte, sie schwiege aus Angst. Er stand auf und wandte sich ab.
Nun schlug ihr Herz wieder normal.
Im sanftesten Ton, den sie je von ihm gehört hatte, sagte er über die Schulter: „Wir müssen für einen Beweis sorgen, dass wir das Lager geteilt haben. Betty hat meine Nachtwäsche heraufgebracht. Aus Rücksicht auf deine Gefühle werde ich mich im Ankleidezimmer umziehen.“ Er nahm den Koffer auf und ging. Die Tatsache, dass er in einem Hausmantel zurückkehrte, der wenig von ihm erkennen ließ, hätte Cassie beruhigen sollen, doch das war nicht der Fall. Er erschien darin noch größer und eindrucksvoller. Er setzte sich in den Sessel, der dicht neben dem Bett stand. Er hatte zwei Gläser Wein mitgebracht, eins mit weißem für sie und das andere mit rotem für ihn.
Er prostete ihr zu, und sie tat es ihm gleich.
John leerte das Glas in einem Zug und sagte trocken: „Nichts im Leben hat mich auf diese Nacht vorbereitet.“
„Mir ergeht es nicht anders“, erwiderte Cassie rasch.
„Dir ergeht es nicht anders“, murmelte er. „Ich werde versuchen, nett zu dir zu sein, aber ich habe ein heftiges Naturell, wie Dickie mir gern vorhält. Er und alle anderen befürchten, dass ich dich erdrücken könne, auf die eine oder andere Weise.“
„Nun, bis jetzt hast du das nicht getan.“
„Nein, wirklich nicht. Aber du hast mich noch nicht von meiner schlimmsten Seite erlebt.“
Der genossene Wein machte Cassie kühn. „Warum machst du dich immer schlecht, John? Bislang hast du nichts gesagt oder getan, das mich gestört hätte, und wenn du die Beherrschung verloren hast, dann für gewöhnlich aus gutem Grund. Aber Philip …“ Sie hielt inne. Selbst wenn das Trinken ihr die Zunge gelöst hatte, durfte sie sich nicht dazu hinreißen lassen, indiskrete Äußerungen über den toten Bruder ihres Mannes zu machen.
„Aber Philip?“ John machte sich leicht über sie lustig. „Was ist mit ihm? Soll ich das nicht wissen?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, wirklich nicht. Nur …“ Sie zögerte einen Moment. „Trotz deiner brüsken Art ist dir eine Freundlichkeit zu eigen, die Philip nicht hatte, auch dein Vater nicht. Zwing mich nicht,
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