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Historical Saison Band 15

Historical Saison Band 15

Titel: Historical Saison Band 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale , Margaret McPhee
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sein?
    Ihr Sohn aß noch zwei Würstchen. Dann sprang er auf und rannte davon, um sein Pferdespiel zu beginnen.
    „Komm zurück, Archie!“, rief sie ihm nach. „Wir stehen erst vom Tisch auf, wenn alle gegessen haben!“
    „Lass ihn nur, Arabella“, mahnte ihre Mutter. „Er war so brav in der letzten Zeit, trotz unserer Schwierigkeiten.“
    „Natürlich hast du recht, es ist nicht leicht für ihn gewesen.“ Bleischwer lasteten die Gewissensqualen auf ihrer Seele. Würde sie jemals den schrecklichen Hunger ihres Kindes vergessen?
    „Für uns alle nicht.“ Nach einer kurzen Pause murmelte Mrs Tatton: „Ich weiß, solche Fragen stehen mir nicht zu. Was zwischen einem Mann und einer Frau im Bett geschieht, sollte geheim bleiben … Aber ich glaube, du hattest Probleme …“
    „Nein, alles war in Ordnung.“
    „Lüg mich nicht an, mein Mädchen. Ich habe Augen und Ohren. Wie blass du heute Morgen bist, sehe ich. Deine geröteten Augen bezeugen deine Tränen. Und ich hörte den Gentleman schon vor Mitternacht wegfahren.“
    „Oh, meine Augen sind nur ein bisschen gereizt. Und D…“ Hastig unterbrach sich Arabella. Beinahe hätte sie Dominics Namen ausgesprochen. „Der Gentleman musste mich so früh verlassen, weil er noch etwas vorhatte.“
    „Nach so kurzer Zeit?“
    „Für uns alle ist es angenehmer, wenn seine Besuche nicht lange dauern.“
    „Nun, manche Männer sind rücksichtslos in ihrem Drang, sich …“, Mrs Tatton wurde feuerrot, „… sich zu befriedigen.“
    „So war es nicht“, erwiderte Arabella leise. Sein Anblick, sein Duft, seine zärtlichen Finger auf meiner erhitzten Haut …
    „Sag mir dir Wahrheit.“ Mrs Tatton griff über den Tisch hinweg und berührte die Hand ihrer Tochter. „Hat er dich misshandelt? Wenn es so ist, sollten wir nicht länger hier wohnen – und lieber auf der Straße betteln.“
    Beruhigend streichelte Arabella die faltige Hand ihrer Mutter. „Nein, Mama, er hat nichts dergleichen getan. Er war sehr sanft und stellte keine ungeziemenden Forderungen. Geweint habe ich nur … weil mir zu schmerzlich bewusst war, was aus mir geworden ist.“
    „Ach, Arabella, gehen wir doch weg von hier!“
    „Zurück in die Flower and Dean Street?“
    „Ich könnte mir eine Arbeit suchen. Gemeinsam werden wir einen Ausweg finden.“
    Und die Arbeit würde sie umbringen … Entschlossen schüttelte Arabella den Kopf. „Wir bleiben hier, Mama. Gestern Abend war ich einfach nur dumm, und heute wird alles anders. Mach dir keine Sorgen, zähl nur das Geld, und wenn wir genug beisammenhaben, kehren wir aufs Land zurück.“
    „Bist du sicher?“
    „Völlig sicher.“
    Obwohl Mrs Tatton keineswegs glücklich aussah, nickte sie und widmete sich wieder ihrem Frühstück.
    Eine knappe Stunde später wurde ein Brief abgegeben, und Arabella erkannte Dominics charakteristische Handschrift. Klopfenden Herzens brach sie das Wachssiegel und las die wenigen Zeilen.
    „Nun?“ Fragend blickte Mrs Tatton auf, die in einem komfortablen Lehnstuhl saß. Heller Sonnenschein tauchte das Wohnzimmer in goldenes Licht.
    „Er hat eine Schneiderin bestellt, die morgen Nachmittag hierherkommen wird“, antwortete Arabella und steckte den Brief rasch in die Tasche ihres Rocks, damit ihre Mutter das geprägte Wappen auf dem Papier nicht sah.
    „Sicher war das zu erwarten.“ Mrs Tatton nahm die Teekanne und füllte zwei Tassen.
    „Da hast du wohl recht.“ Vor Arabellas geistigem Auge erschien eine Vision des unzüchtigen schwarzen Seidenkleids. Dann blickte sie auf ihr abgenutztes graues Wollkleid hinab, das sie jederzeit viel lieber tragen würde als alles, was Dominic ihr kaufen wollte.
    „Also werde ich morgen Nachmittag mit Archie verschwinden. Das Frühlingswetter ist schön. Wir könnten in den Park gehen.“
    Arabella nickte unbehaglich. Nachts war es einfach, die beiden zu verstecken, weil sie zeitig schlafen gingen. Aber tagsüber? Wie sollte der kleine Junge zum Schweigen gebracht werden, während Dominic im Salon saß und provozierende Kleider für sie aussuchte? Ärgerlich presste sie die Lippen zusammen.
    Offenbar merkte die Mutter ihr den Unmut an, denn sie erklärte: „Nur für ein paar Stunden, das wird uns nicht schaden. Und die Kleider – die sind das geringste Übel.“
    Am nächsten Nachmittag traf die Schneiderin um zwei Uhr ein. Dominic hatte sich bisher nicht blicken lassen. Sobald Arabella den Türklopfer an der Haustür pochen hörte, strich sie zum

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