Historical Saison Band 15
sich aus dem Leben ihres Sohnes hatte vertreiben lassen.
Sie durfte nicht zulassen, dass sein Vater sie endgültig verbannte!
Heißer Zorn brannte wie Feuer in ihr – Zorn auf Bennett, der ihr nicht glaubte. Seine Behauptung, es wäre besser für Wyn ohne eine solche Mutter, hatte sie tiefer verletzt als seine Anschuldigung, sie sei eine Ehebrecherin. Und Zorn auf das Gesetz, das die Untreue einer Frau so hart bestrafte, während ein Mann sich ein Dutzend Geliebte halten konnte, ohne etwas befürchten zu müssen. Dasselbe ungerechte Gesetz verfügte, dass Kinder ihren Vätern gehörten, ganz besonders Söhne. Eine geschiedene Mutter wurde als unmoralischer Einfluss betrachtet, ungeeignet, die Nachkommen zu erziehen. Am bittersten richtete sich Carolines Zorn aber gegen sich selbst, weil sie nicht erkannt hatte, wie viel ihr harmloser Flirt und eine einzige Unachtsamkeit sie kosten würden.
In diesem Moment regte sich ihr kleiner Sohn im Schlaf. Caroline fürchtete, er könnte erwachen und über ihre Anwesenheit erschrecken. Doch stattdessen schmiegte er sich enger an sie und gab einen kleinen Laut der Zufriedenheit von sich. Ein warmer, süßer Schmerz breitete sich in Carolines Brust aus und kühlte das grimmige Feuer ihrer Wut.
„Es ist nicht zu spät“, schwor sie sich und ihrem schlafenden Kind. „Das darf es einfach nicht. Ich werde die Art Mutter werden, die ich immer sein wollte.“
Nach einem nachdenklichen Moment fügte sie so leise hinzu, dass sie es selbst kaum hörte: „Wenigstens solange dein Vater mich lässt.“
2. KAPITEL
A m nächsten erst Tag kehrte Bennett nach Hause zurück – nachdem er sicher sein konnte, dass seine Frau sich bereits auf dem Weg nach Cornwall befand. Er freute sich auf sein eigenes Bett, da er in der Nacht kaum geschlafen hatte.
Wann immer er die Augen geschlossen hatte, war ihm das Bild seiner Frau, wie sie in den Armen seines Feindes lag, erschienen und hatte ihn gequält. Außerdem war er von seinen Verbündeten im Kampf gegen die Sklaverei bestürmt worden. Als sie von dem Skandal erfahren hatten, waren sie zum Club geeilt, um ihm mit Rat und Tat beizustehen. Ohne Ausnahme freuten sie sich darauf, dass Astley durch den Schmutz gezerrt werden würde. Sie stimmten Bennett zu, dass eine Scheidung die einzige Lösung war. Er selbst hatte ihnen versichert, es sei seine Absicht. Aber jetzt kamen ihm Zweifel.
Selbstverständlich keine Zweifel an ihrer Schuld. Davon war er überzeugt, trotz ihrer verzweifelten Beteuerungen. Er wusste, zu welcher Leidenschaft Caroline fähig war. Eine Zeit lang hatte diese Tatsache schließlich ihre Ehe gerettet. Nun sollte genau daran ihre Beziehung endgültig zerbrechen.
Und doch, als er sie in den Armen eines anderen Mannes gesehen hatte, war ihm bewusst geworden, wie sehr ihm ihre oftmals stürmischen Intimitäten fehlten. Es war der einzige Bereich in seinem Leben gewesen, in dem er seiner selbst auferlegten Strenge hatte entfliehen können. Manchmal war es ihm erschienen wie ein Sicherheitsventil an einer Dampfmaschine. Ohne diese gelegentlich ausgelebte Leidenschaft war er nicht fähig zu arbeiten.
Nachdem aber alles nach der Geburt ihres lang ersehnten Sohnes so katastrophal fehlschlug, wollte Bennett nicht zu früh eine zweite Schwangerschaft für seine Frau riskieren. Als er es wieder in Betracht gezogen hatte, waren sie einander bereits fremd geworden.
So wütend und beschämt er auch über Carolines Verrat war, so konnte er allerdings auch nicht behaupten, dass sie ganz allein die Schuld am Scheitern ihrer Ehe trug. Auch er war verantwortlich dafür! Auf sein Drängen hin hatten sie überstürzt geheiratet … ohne zu bedenken, dass es sich nur um eine kurzzeitige Vernarrtheit handeln könnte. Wenn er nicht erlaubt hätte, dass sein Verlangen nach Caroline über jede Vernunft siegte, wäre ihm bewusst geworden, dass sie viel zu verschieden waren, um außerhalb des Schlafgemachs zusammenzupassen.
Damals hatte diese Gegensätzlichkeit seine Leidenschaft nur noch mehr angefacht. Zu spät erkannte er, dass etwas so leicht Entflammbares notgedrungen genauso schnell ausgebrannt sein würde. Jetzt wusste er, dass er für ein harmonisches Zusammenleben eine Frau mit ähnlichen Interessen hätte heiraten sollen.
Er erhaschte den ersten Blick auf Sterling House in der Ferne – die imposanten Ecktürme, die hinter einer Reihe majestätisch hoher Ulmen emporragten – und freute sich bereits darauf, seinen Sohn zu sehen. Wyn
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