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Historical Weihnachtsband 1993

Historical Weihnachtsband 1993

Titel: Historical Weihnachtsband 1993 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PATRICIA POTTER , Nora Roberts , RUTH LANGAN
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weil ihr die Sinne zu schwinden drohten.
    Es handelte sich um eine Schußwunde. Irgendwie ahnte Laura so etwas von Anfang an. Matthew hatte sich stets am Rande der Gefahr bewegt. Die Sache sah übel aus, die verletzte Stelle war geschwollen und entzündet. Obwohl Laura wußte, was sie zu tun hatte, war sie nicht sicher, ob sie auch die Nervenkraft hatte, es zu Ende zu führen. Erst säuberte sie das Jagdmesser sorgfältig, dann machte sie sich auf die Suche nach sauberen Leinenbinden. Schließlich schob sie die Laterne näher an den Liegenden heran und wagte sich an ihre schwierige Aufgabe.
    Mit der Spitze des Hirschfängers tastete Laura behutsam in der Wunde, bis die Kugel gefunden war. Matthew stöhnte, rührte sich aber nicht. Das erschreckte Laura. Er mußte unglaublich geschwächt sein, wenn er so reglos daliegen konnte, während sie ihm solch furchtbare Schmerzen zufügen mußte. Endlich war die Kugel entfernt.
    Laura säuberte die Wunde und verband sie mit den Leinenstreifen. Zuletzt zog sie ihm noch die schweren Stiefel aus und breitete die Decke sorgsam über seinen Körper. Dann machte sie Feuer in dem großen steinernen Kamin im einstigen Zimmer ihres Vaters.
    Das Schnauben eines Pferdes, das von draußen hereindrang, ließ Laura heftig zusammenzucken. Sie war offenbar ziemlich am Ende ihrer Nervenkraft. Nachdem sie aus dem Fenster gespäht hatte, um sicher zu sein, daß kein Mensch heimlich herumschlich, hüllte sie sich in ihr Umschlagtuch, ging hinaus und führte Matthews Hengst in den Stall. Dort nahm sie ihm Sattel und Zaumzeug ab, band ihn in einer Box fest und versorgte ihn mit Futter und frischem Wasser. Schlotternd vor Kälte, lief Laura ins Haus zurück und stellte sich dicht vor den Kamin, bis das Zittern ihrer Glieder nachließ.
    Ein leises Stöhnen vom Bett her ließ sie forschend hinüberschauen. Einerseits verursachte ihr dieser Schmerzenslaut neue Sorge, andererseits hatte er aber auch etwas Tröstliches an sich. Wenigstens war Matthew Braden noch am Leben. Laura holte das Federbett aus ihrem Schlafzimmer und eilte wieder zu dem Verrundeten, der wie ein Toter dalag. Sie zog sich einen Sessel an das Lager, wickelte sich fest in ihre Zudecke ein und beobachtete, wie sich die Brust Matthews unter den Decken mit regelmäßigen Atemzügen hob und senkte. Sie wollte bei ihm bleiben und während der Nacht wachen.
    Laura kämpfte tapfer gegen ihre zunehmende Erschöpfung an, aber es half nichts, die Augen fielen ihr immer wieder zu. Matthew Braden war also endlich nach Bitter Creek zurückgekehrt. Aber war er hierher zurückgekommen, um hier zu leben, oder bloß, um zu sterben?

2. KAPITEL
    Laura fiel schließlich in einen unruhigen Schlaf. Jedesmal, wenn sie aufwachte, beugte sie sich über Matthew und legte ihm die Hand auf die Stirn. Er glühte, großer Gott, Matthew hatte hohes Fieber. Trotzdem lächelte Laura, denn sie erinnerte sich daran, daß ihr Vater Matthew Braden immer einen „Hitzkopf genannt hatte, einen
    „Heißsporn", und jetzt hatte er im wahrsten Sinne des Wortes einen heißen Kopf.
    Allerdings waren dies noch nicht die stärksten Ausdrücke, die Will Conners in diesem Zusammenhang gebraucht hatte. Er hatte zwar nie als Mann gegolten, dem ein Fluch leicht über die Lippen ging, und doch war einmal sogar das Wort „verdammter Unruhestifter" gefallen. Es hatte damals den Anschein gehabt, als ob Matthew Bradens Gegenwart die Schattenseiten im Charakter von Lauras ehrbarem Vater weckte. Von dem Tag an, da Matthew und seine Brüder in Bitter Creek aufgetaucht waren, hatte sich Will Conners ärger als eine Herde Mustangs benommen, denen eine Wildkatze auf der Fährte ist.
    „Ein Mann, der eine Waffe gebraucht, wird auch durch eine Waffe umkommen" war sein immer wiederkehrender Ausspruch gewesen. „Glaub mir, dieser Junge und seine Brüder sind nur dazu bestimmt, Verderben zu bringen."
    „Das ist nicht gerecht, Vater. Matthew ist nicht schlecht, er ist bloß ungestüm."
    War es vielleicht gerade das gewesen, was Laura so sehr zu ihm hingezogen hatte?
    Sie wußte nur, daß sie auf den ersten Blick ihr Herz an ihn verloren hatte und dazu die Fähigkeit, einen kühlen Kopf zu behalten. Je mehr andere versuchten, ihn herabzusetzen, um so eifriger fühlte sie sich getrieben, ihn zu verteidigen. Das war ihrem Vater früher aufgefallen als ihr selber. Er bemerkte den schwärmerischen Ausdruck in Lauras Augen, sobald der junge
    Matthew an ihr vorüberging. Er hatte aber auch eine ganz

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