Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Historical Weihnachtsband 1993

Historical Weihnachtsband 1993

Titel: Historical Weihnachtsband 1993 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PATRICIA POTTER , Nora Roberts , RUTH LANGAN
Vom Netzwerk:
eigene Art, die Hand an den Hut zu legen und einem zuzuzwinkern. Laura pflegte jedes Mal zu erröten und die Augen niederzuschlagen, als betrachtete sie ihre Schuhe. Mochte Matthews Ton auch sonst recht rauh sein, in ihrer Gegenwart ließ er es niemals an Respekt fehlen.
    Dem Vater fiel schnell auf, daß Laura nur stockend antworten konnte, wenn der ungebärdige Kerl sie angesprochen hatte. Und weil ihr der Vater das vorhielt, empfand sie Scham, ihre innersten Gefühle so deutlich preisgegeben zu haben.
    „Paß auf dich auf, Mädchen", hieß es immer. „Du bist zu gut dafür. Ich kenne diesen Schlag. Ohne feste Zucht geraten solche Männer vom Regen in die Traufe, vom Üblen zum Schlechteren. Eines Tages wächst ihm sein Übermut über den Kopf. Seine sauberen Brüder werden es fertigbringen, ihn zu überreden, mit ihnen Vieh zu stehlen oder eine Bank zu überfallen. Und sind die Gesetzeshüter erst einmal hinter ihnen her, bleibt den in die Enge Getriebenen nur der Griff zum Revolver. Dann schießen sie sich ein ums andere Mal den Weg frei, bis sie an jemanden geraten, der schneller mit der Waffe bei der Hand ist."
    Und so sehr sich Laura dagegen gewehrt hatte, es sich einzugestehen, der Vater hatte recht behalten. Man hatte die wildesten Geschichten über die Braden-Brüder gehört, selbst nach ihrem Wegzug aus Bitter Creek. Und obwohl Laura schon seit Jahren nichts mehr über Matthew zu Ohren gekommen war, fürchtete sie nun, daß ihr Vater auch diesmal richtig prophezeit hatte. Nun hatte einer schneller gezogen als Matthew.
    Sie hüllte sich fester in das Federbett und schloß die Augen, um das Bild des Mannes loszuwerden, der auf dem Bett ihres Vaters mit dem Tode rang. „Stirb nicht, Matthew", flüsterte Laura. „Was auch immer du getan haben magst, ich will nicht, daß du stirbst."
    Matt verhielt sich ganz still und genoß das so ungewohnte Gefühl von Behaglichkeit.
    Sein ganzes bisheriges Leben hatte er in ständiger Hast und Unruhe verbracht und sich sehr oft vorgestellt, so ungefähr müsse es im Himmel sein. Er kam sich schwerelos und leicht vor, als schwebe er auf einer Wolke, und empfand Wärme, die wunderbare Wärme der Geborgenheit.
    Schließlich seufzte er wohlig und bewegte sich. Der Schmerz, der ihn gleichzeitig durchzuckte, zerriß den Traum. Nein, er, Matt, war noch nicht tot, sondern am Leben, doch seinen Körper durchraste eine einzige riesige Schmerzwelle. Er tastete mit der Hand nach der Schulter, erwartete, klebriges Blut zu spüren. Statt dessen streiften seine Finger Leinenbinden. Er öffnete ruckartig die Augen. Wo zum Teufel befand er sich, und wer hatte die Wunde versorgt? Matt Braden erblickte die Holzbalken der Zimmerdecke, die unruhig flackernden Schatten, die das Feuer im Kamin durch den Raum warf. Ein Blockhaus, vermutlich jenes, das er in der vergangenen Nacht erreicht hatte. Zwar konnte er sich an nichts erinnern, mußte jedoch offensichtlich den Besitzer dazu gebracht haben, ihm Hilfe und Unterkunft zu gewähren. Daß er dabei gemeint hatte, er kenne die Hütte, war wohl nur seine Phantasie gewesen, die ihm einen Streich gespielt hatte. Wahrscheinlich hatte er sich sogar eingeredet, es könnte das Zuhause seiner Kindheit sein. Das war aber völlig unmöglich, denn seit langem besaß er keine Heimstatt mehr.
    Es kostete Matt beachtliche Anstrengung, den Kopf auch nur ein klein wenig zu drehen, um das Zimmer genauer zu erkunden. Sein Blick fiel dabei auf die Gestalt in dem Sessel neben dem Bett. Sie war in ein Federbett gekuschelt, und er sah zunächst nur die Nasenspitze und eine Flut dunkler Locken, die in die Stirn hingen.
    Jetzt rührte sich die Gestalt und seufzte leise. Ihm war, als hätte er einen Schlag in die Magengrube erhalten.
    Laura! Herr im Himmel, das konnte nicht wahr sein. Trotz der Schmerzen genoß er den wunderbaren Anblick, der sich ihm bot.
    Laura schlief in dem Schaukelstuhl und hatte das Federbett eng um die Schultern gezogen. Auf einer Seite war es ein wenig heruntergerutscht und enthüllte ein perlweißes Nachthemd, unter dem sich deutlich die Brüste abzeichneten. Das trieb Matts Fieber noch weiter in die Höhe. Wie viele Nächte hatte er davon geträumt, Laura so zu sehen? Jedenfalls so lange, daß er sich selbst einzureden begann, sie könne gar nicht so schön sein, wie er sie in Erinnerung zu haben glaubte. Und nun saß sie da, schlafend wie ein Kätzchen in den Sessel gekuschelt. Und alle Phantasie hätte an diese lebendige Wirklichkeit nicht

Weitere Kostenlose Bücher