Historical Weihnachtsband 1993
sehen, wie die Kinder spielten und lachten und keine Angst mehr kannten, sehen, wie die Pferde auf den Koppeln weideten. Die Erde würde neues Leben sprießen lassen und von selbst die tiefen Wunden heilen, die der Krieg geschlagen hatte. Dessen war Blythe in dieser Stunde ganz sicher, denn der Tag, der sich nun neigte, hatte es deutlich gezeigt.
Sie sah zu Rafe auf, und gemeinsam gingen sie zum Haus. Ihnen war klar, wie es nun weitergehen sollte. Nur auf der Schwelle drehte sich Blythe noch herum und schaute zurück auf den jetzt verlassenen Vorplatz, auf die Bäume, die wie stumme Wächter dastanden, und hinauf zu den ersten Sternen, die am Himmel zu flimmern begannen. Dort ließ sie den Blick verweilen und flüsterte dann: „Hab Dank, hab Dank!"
- ENDE -
WEIHNACHTLICH GLÄNZET DER WALD
Voller Zärtlichkeit pflegt die süße Alanna den verletzten lan gesund, denn dieser aufrechte Mann hat ihr Herz im Sturm erobert. Trotzdem lehnt sie seinen Heiratsantrag ab. Tief verletzt will lan sofort Massachusetts verlassen ...
NORA ROBERTS
WEIHNACHTLICH GLÄNZET DER WALD
Voller Zärtlichkeit pflegt die süße Alanna den verletzten lan gesund, denn dieser aufrechte Mann hat ihr Herz im Sturm erobert. Trotzdem lehnt sie seinen Heiratsantrag ab. Tief verletzt will lan sofort Massachusetts verlassen ...
1. KAPITEL
MacGregor! Er war ein MacGregor. Dieser Gedanke allein hielt ihn noch im Sattel, ließ ihn die Zügel mit letzter Kraft halten. Schmerz tobte in seinem Arm. Trotz des Dezemberwindes und des Schneetreibens glühte er. Das Fieber ließ ihn keine Kälte fühlen. Längst schon konnte er das Pferd nicht mehr lenken, ritt weiter in der Hoffnung, die Stute würde von allein einen Weg durch das Gewirr verschlungener Trampelpfade finden, die sich Rothäute, Weiße und das Wild hier gebahnt hatten. Er war ganz allein in dem dichten Schneegestöber, um ihn herum nur düsterer Wald.
Die Dämmerung war schon früh angebrochen. In dem Brausen vernahm der Reiter nichts anderes als das Knirschen der Hufe seines Pferdes auf dem frisch gefallenen Schnee.
MacGregor vermutete, daß er bereits weit von Boston entfernt war, von den Menschenmassen, den warmen Häusern und jeglicher Zivilisation. Aber befand er sich deshalb schon in Sicherheit? Vielleicht. Bald würde der Schnee die Hufabdrücke des Pferdes verwischen und sogar die verräterische Blutspur bedecken, die sein verwundeter Arm hinterließ. Doch nur einfach in Sicherheit zu sein, war nicht genug, hatte ihm nie genügt. Er war fest entschlossen, unter allen Umständen am Leben zu bleiben, und das aus einem einzigen Grunde. Ein Toter konnte nicht mehr kämpfen.
Und bei allem, was ihm heilig war, hatte er sich geschworen, so lange zu kämpfen, bis er endlich frei sein würde.
Auf einmal fror er, zitterte trotz seiner Kleidung aus derbem Büffelleder und des schweren Pelzes. Die Kälte kam freilich nicht nur von außen, sondern aus dem tiefsten Inneren seines erschöpften Körpers. Er beugte sich vor, redete beruhigend auf die Stute ein, und es war, als spräche er sich dabei selbst Mut zu. Seine Haut war schweißnaß vor Anstrengung und er fühlte die Kälte des Todes in sich aufsteigen.
Mühsam, doch unverdrossen kämpfte sich das Tier durch den Schnee, der immer tiefer wurde. MacGregor betete, wie es nur ein Mensch vermag, der spürt, wie er langsam verblutet, betete um sein Leben. Denn es galt noch einen Kampf auszufechten, und bevor der nicht entschieden war, durfte und wollte er ans Sterben nicht denken.
Die Stute wieherte, als er kraftlos im Sattel zusammensackte und vornüber fiel.
Unbeirrt trottete sie weiter gegen den Wind. Der angeborene Sinn zum Überleben trieb sie voran.
Der stechende Schmerz in MacGregors Arm holte ihn ins Diesseits zurück. Wenn ich nur aufwachen könnte, dachte er in seinem Fieberwahn, dann würde der Schmerz zugleich mit dem Traum vorüber sein. Doch er hegte noch andere Träume. Er wollte seinen ehrlichen Namen wiedergewinnen, sein Land, alles, was die Engländer ihm genommen hatten, wollte kämpfen für alles, was die MacGregors mit ihrem Stolz, ihrem Schweiß und ihrem Blut verteidigt und doch verloren hatten. Er war während des Krieges geboren worden, so schien es bloß recht und billig, auch in einem Kriege zu sterben. Nur noch nicht jetzt! MacGregor riß sich mühsam zusammen. Noch nicht! Der Kampf hatte gerade erst begonnen.
Vor sein inneres Auge trat ein anderes Bild: Männer mit geschwärzten Gesichtern, als Indianer
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