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Hitzetod

Hitzetod

Titel: Hitzetod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Pearson
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wie viel Uhr?«
    »Fünfzehn Uhr fünfundvierzig.«
    »Gleich nach der Schule.«
    »Sieht so aus.«
    »Falls sie da tatsächlich hingegangen ist, sollte es uns möglich sein, Videomaterial aus den Überwachungskameras zu bekommen.«
    »Auf jeden Fall.« Bonner lächelte. »Wenigstens dafür können wir den Terroristen dankbar sein. Ist der lange Rotschopf damit aus dem Schneider?«
    »Fürs Erste vielleicht. Aber er windet sich immer noch, und das macht mir Sorgen.«
    »Erinnert sich immer zu spät an Dinge. Erzählt uns alles häppchenweise. In einzelnen Folgen wie bei einer Seifenoper.«
    »Nicht nur das. Wie es scheint, hat unser Englischlehrer schon eine kleine Vorgeschichte. Es ist nicht das erste Mal, dass er im Zusammenhang mit einem Mädchen in Erscheinung tritt. Vor vier Jahren wurde er beschuldigt, eine seiner Schülerinnen belästigt zu haben. Eine Dreizehnjährige.«
    »Und er unterrichtet nach wie vor?«
    »Die Anklage wurde fallengelassen. Offenbar auf Veranlassung der Eltern. Trotzdem hat er die Schule gewechselt. Ist ganz von dort weggezogen.«
    »Meinen Sie, dieses Internetzeug, das er angeführt hat, könnte eine Art Verschleierungstaktik sein?«
    »Es passt alles ein bisschen zu gut. Erst erzählt er uns, er habe sie nicht fortgehen sehen, dann plötzlich doch. Und schließlich bringt er uns das da.«
    »Stimmt.«
    »Ich möchte ihn noch nicht gehen lassen. Unterhalten Sie sich freundlich mit ihm. Lassen Sie nicht locker.«
    »Okay, Chef.«
    »Ich fahre runter zur Baker Street, mal sehen, was die Kameras uns zu sagen haben.«
     
Baker Street war eine der ersten U-Bahn-Stationen, die in der Hauptstadt gebaut worden waren. Wunderschöne viktorianische Architektur, die dazu angetan war, die Stimmung der U-Bahn-Benutzer zu heben. Delaney betrat die Eingangshalle und schaute sich in dem Gebäude um, das wehmütige Erinnerungen in ihm aufkommen ließ. Natürlich hatte sich einiges verändert; am denkwürdigsten und traurigsten war, dass dort, wo einst ein Pub gewesen war, heute ein Schnellimbiss Sandwiches und Limonade verkaufte. So manches Mal hatte Delaney hier ein schnelles Glas oder zwei getrunken, eine Pastete gegessen und noch eine Bierdose zum Mitnehmen erstanden, bevor er sich in die letzte U-Bahn in Richtung Westen gesetzt hatte.
    »Sehen Sie das, Sally?« Er zeigte auf den hell erleuchteten Laden am Ende der Eingangshalle.
    »Pardon, Sir?«
    »War früher eine der besten Kneipen in London.«
    »Vor meiner Zeit, Sir.«
    Delaney nickte traurig. »Ja.« Lange vor ihrer Zeit, und um ehrlich zu sein, es war das reinste Bumslokal gewesen, aber gab es eine bessere Art, in einer kalten Winternacht auf den Zug zu warten, von einer heißen Sommernacht ganz zu schweigen? Die Ward’s Irish Tavern, die früher unter Piccadilly Circus gelegen hatte, in einer der Unterführungen, die ursprünglich die Toiletten beherbergt hatte, würde er erst gar nicht erwähnen. Sie war noch ein bisschen übler als die Spelunke in der Baker Street gewesen, an deren Namen er sich nicht erinnern konnte, aber dort servierten sie ein einigermaßen anständiges Pint Guinness, und Delaney hatte sich dort immer richtig zu Hause gefühlt; eine vollkommen andere Welt, verborgen unter einer der berühmtesten Adressen in England. Ein Zufluchtsort für Angehörige der Arbeiterklasse und Biertrinker inmitten des Grauens der Regent Street.
    Delaney riss sich aus seiner Träumerei. »Besorgen Sie uns zwei große Becher Kaffee, Sally. Wir treffen uns dann drinnen.«
    CD Cartwright nickte und nahm Kurs auf einen Kaffeestand unmittelbar an der Treppe, die nach unten in die U-Bahn führte.
    Gegenüber den Fahrkartenschaltern befanden sich große, dunkle, verspiegelte Fenster mit einer Bank davor und einer Dienststelle der britischen Bahnpolizei dahinter. Delaney wurde bereits erwartet. Früher mochte zwischen den beiden Polizeibehörden eine durchaus nicht immer harmlose Rivalität geherrscht haben, doch der hatten die Terroristen inzwischen ein Ende gesetzt.
    Delaney wurde nach hinten in einen Sichtungsraum geführt, in dem ein Computer mitsamt Monitor aufgestellt worden war, damit er sich die Aufnahmen aus den Überwachungskameras anschauen konnte.
    Kurze Zeit später gesellte sich Sally zu ihm und gab ihm einen großen Becher Kaffee. Sie saß hinter ihm, während er die Aufnahmen aus einer der Kameras auswählte. Baker Street verfügte wie alle größeren U-Bahn-Stationen über Überwachungskameras, die jeden Quadratzentimeter erfassten.

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