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HMJ06 - Das Ritual

HMJ06 - Das Ritual

Titel: HMJ06 - Das Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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halten Sie die Steine fest.«
    Melba umfasste sie wieder. »Tut mir Leid. Es ist nur …«
    »Das verstehe ich, aber Sie müssen die Steine festhalten.«
    »Ich habe alles«, sagte Charlies Stimme in seinem Ohrhörer. Offenbar war er mit der Handtasche in seine Kommandozentrale zurückgekehrt. »Ein Foto von ihr und einem dicken Kerl- der reinste Fettsack, wenn du mich fragst –, aber keine Kinderfotos.«
    Lyle sagte: »Ich suche nach Kindern, aber …«
    Er brach ab und hoffte, sie würde den Satz beenden. Und wie die meisten Kunden enttäuschte sie ihn nicht.
    »Wir haben keine. Der Herr weiß, dass wir es versucht haben, aber …« Sie seufzte. »Es hat nicht geklappt.«
    »Hier gibt es nicht viel«, meldete sich Charlie. »Schlüssel, Lippenstift, hey – das glaubst du nicht: eine Mundharmonika. Ich wette, die gehört nicht ihr. Schätze, die ist von ihrem Alten. Ich bring die Tasche jetzt zurück.«
    Während er wartete, machte Lyle ein paar Bemerkungen über Clarences Gewichtsprobleme, um seine mediale Glaubwürdigkeit weiter zu untermauern. Das Bild, das er sich von Clarence machte, war das eines frustrierten, cholerischen Säufers mit beschränkten finanziellen Mitteln. Die Frage, ob so ein Zeitgenosse noch am Leben oder bereits tot war, dürfte wohl mit Letzterem beantwortet werden können. Er war vielleicht in irgendeinen schief gegangenen Coup, der ihm ein paar Dollars hätte einbringen sollen, verwickelt gewesen, und er hatte als Futter für die Würmer oder die Fische geendet.
    Lyle spürte eine Berührung an seinem Bein: Charlie hatte die Tasche zurückgestellt.
    Lyle räusperte sich. »Warum höre ich jetzt Musik? Sie klingt ein wenig dünn. Eine Mundharmonika?«
    »Ja! Clarence hat wirklich Mundharmonika gespielt. Die Leute meinten, es klänge schrecklich.« Melba lächelte. »Das stimmte. Er spielte ganz schlimm. Aber das hat ihn nicht davon abgehalten, es immer wieder zu versuchen.«
    »Warum spüre ich seine Mundharmonika ganz in der Nähe?«
    Es verschlug ihr fast den Atem. »Ich habe eine mitgebracht. Wie können Sie das wissen?«
    Indem er es ihr überließ, sich selbst die Antwort darauf zu geben, sagte Lyle: »Es würde die Kontaktaufnahme begünstigen, wenn ich ein Objekt berühren könnte, das dem Gesuchten gehört hat.«
    »Sie steckt in meiner Handtasche.« Melba blickte auf ihre Hände, die auf den Steinen lagen, dann schaute sie zu Lyle. »Meinen Sie, ich könnte …?«
    »Ja, aber bitte nur eine Hand.«
    »Nehmen wir das Geld dieser armen Lady an, Bruder?«, fragte Charlie in seinem Ohr. »Sie gehört nicht gerade zu denen, bei denen wir sonst abkassieren.«
    Lyle konnte ihm darauf keine Antwort geben, aber der gleiche Gedanke beschäftigte ihn schon seit Beginn der Sitzung.
    Er verfolgte, wie Melba mit der rechten Hand die Handtasche in ihren Schoß stellte und eine zerkratzte und verbeulte Mundharmonika mit der eingeprägten Aufschrift »Hohner Special 20 Marine Band« herausholte.
    »Das war seine liebste«, sagte sie und schob das Instrument über den Tisch.
    Lyle streckte die Hand danach aus, dann hielt er inne, als ein Warnsignal seine Nervenenden vibrieren ließ. Warum? Warum sollte er die Mundharmonika nicht berühren?
    Nach ein paar unsicheren Sekunden, in denen Melbas Miene ein misstrauisches Stirnrunzeln erkennen ließ, biss Lyle die Zähne zusammen und ergriff die Mundharmonika …
    … und schrie auf, als sich der Raum plötzlich zu drehen begann und dann verschwand und er in einem anderen Zimmer stand – es war eine Suite im Bellagio Hotel in Las Vegas – und einen fetten Mann, in dem er Clarence Toomey erkannte, in einem Bett neben einer Blondine schnarchen sah, von der Lyle wusste, dass sie eine Prostituierte war, die er für die Nacht mitgenommen hatte. Er wusste plötzlich alles – von dem Lotteriegewinn von einer halben Million Dollar, den Clarence vor seiner Frau geheim gehalten hatte, bis er das Geld in der Tasche hatte, und wie er dann seine Frau und sein Heim verlassen und aus seinem Bewusstsein gestrichen hatte.
    Melbas Schrei drang an seine Ohren. »Was ist los?«
    Charlie fragte in seinem Ohr: »Lyle! Was ist passiert?«
    Er spürte die Mundharmonika in seiner Hand … löste die Finger nacheinander von dem Instrument, bis …
    Die Mundharmonika fiel auf den Tisch, und plötzlich befand sich Lyle wieder im Channeling-Raum und sah Melba, die ihn mit großen Augen anstarrte und eine Hand auf den Mund presste.
    »Lyle! Gib Antwort! Bist du okay?«
    »Ich bin

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