Hochzeit auf griechisch
ihr Ehemann sie berührte. Ganz gleich, was Leon sagte, morgen würde sie mit Anna sprechen und um ein eigenes Zimmer bitten. Beruhigt von diesem Gedanken, schlief Helen endlich ein.
Sie blinzelte und gähnte. Von irgendwo drang das Geräusch einer zufallenden Tür an ihr Ohr. Nachdem Helen sich auf den Rücken gedreht hatte, streckte sie sich. Ihr Körper schmerzte an seltsamen Stellen. Dann kehrte die Erinnerung zurück. Sie riss die Augen auf.
„Guten Morgen, Madam.“
Anna stand neben dem Bett, ein Tablett mit Frühstück in den Händen.
„Leon hat angeordnet, Sie schlafen zu lassen. Aber es ist schon fast zwölf Uhr, und ich dachte, Sie möchten vielleicht Kaffee und eine Kleinigkeit zu essen.“
„Zwölf?“, stieß Helen erschrocken hervor und richtete sich auf. Unwillkürlich ging ihr Blick zu dem Kissen neben ihr. Er war nicht da, Gott sei Dank. Plötzlich fiel ihr ein, dass sie ja nackt war. Hastig zog sie das Laken hoch. „Es tut mir leid, dass ich verschlafen habe, Anna.“ Sie streckte die Arme nach dem Tablett aus. „Und vielen Dank. Ich habe wirklich Hunger.“
„Es besteht kein Grund zur Eile. Leon holt Nicholas von den Stefanos ab. Bis die beiden zurück sind, wird es eine Weile dauern. Nehmen Sie sich alle Zeit, die Sie brauchen.“ Anna schenkte ihr ein herzliches Lächeln. „Und falls ich das sagen darf, Madam, ich kenne Leon, seit er acht Jahre alt war. Ich habe miterlebt, wie er zu dem Mann wurde, der er heute ist. Aber so glücklich wie an diesem Morgen habe ich ihn noch nie gesehen. Dafür danke ich Ihnen. Dieser Mann verdient ein bisschen Glück in seinem Leben. Seine Mutter war eine schwierige Frau und hat sich kaum um ihn gekümmert. Und was seine erste Ehefrau angeht …“ Anna runzelte die Stirn. „Wahrscheinlich wissen Sie bereits alles über sie. Ich sollte Ihre Zeit wirklich nicht mit dummem Geschwätz vergeuden. Falls Sie noch irgendetwas brauchen, sagen Sie einfach Bescheid.“ Nachdem sie ihr aufmunternd zugenickt hatte, wandte Anna sich um und ging.
Ich brauche ein eigenes Schlafzimmer. Aber das steht wahrscheinlich nicht auf ihrer Liste, überlegte Helen missmutig, während sie den Kaffee trank und die appetitlich aussehenden kleinen Pasteten probierte.
Schließlich schob sie das Tablett beiseite und betrat das Badezimmer. Unter der Dusche ließ sie das warme Wasser auf ihren Körper prasseln. Mit den belebenden Strahlen wollte sie am liebsten auch die quälenden Erinnerungen an die letzte Nacht abwaschen.
Eine halbe Stunde später stand Helen, das Haar frisch geföhnt, vor dem Spiegel. Sie sah heute anders aus. Ihre Lippen waren immer noch gerötet, und auf den Brüsten zeigten sich kleine rote Flecken – Zeichen von Leons Leidenschaft.
Sie wirbelte herum und zog sich rasch an. An Leon wollte sie gar nicht denken.
Vorsichtig schritt sie die große Marmortreppe hinunter. Helen fühlte sich nach der vergangenen Nacht gerädert,und das war allein Leons Schuld.
Und da stand ihr Ehemann auch schon am Fuß der Treppe, nur dass er heute lässiger gekleidet war als bei der Hochzeit. Er trug einen cremefarbenen Pullover und dunkle Hosen. An seiner Hand hielt er Nicholas.
„Onkel Leon hat gesagt, wir müssen dich ausruhen lassen“, rief Nicholas fröhlich. Helen wurde rot, woraufhin ihr Ehemann lächelte. Diesmal erreichte das Lächeln seine Augen – was zur Folge hatte, dass sie noch mehr errötete.
„Nun ja“, sagte sie ausweichend, als sie das Ende der Treppe erreicht hatte und Nicholas fest in die Arme schloss. „Jetzt musst du mir aber sagen, was du gestern erlebt hast.“
Während sie den von Anna servierten Lunch aßen, er-zählte Nicholas munter von den Kindern der Stefanos und deren Haus. Allmählich gelang es Helen, sich zu entspannen. Zu ihrer Verwunderung bestand Leon nach dem Essen darauf, Nicholas für seinen Mittagsschlaf nach oben zu bringen. Am Nachmittag, versprach er ihm, würde er mit ihm Fußball spielen.
Währenddessen ließ Helen sich von Anna durch die Villa führen. Die acht Schlafzimmer und die vielen anderen Räume beeindruckten Helen, dennoch empfand sie alles als recht unpersönlich. Die verzierten Decken, die Wandgemälde, der Fußboden aus Marmor und die Einrichtung passten perfekt zusammen. Ein bisschen zu perfekt – die typische Wohnung eines kühlen Bankers.
Helen nutzte die Gelegenheit, Anna anzuvertrauen, dass sie als Illustratorin arbeitete. Gleichzeitig erkundigte sie sich nach einem Raum, den sie als Atelier nutzen
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