Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe
ich auch. Und ich denke, Mr. Beverley würde uns das Fahrgeld erstatten. Ich meine, wir sollten eher abreisen. Ellen, am Montagmorgen komme ich mit meinem Gepäck zu dir; vorher besorge ich uns die Fahrkarten für die Postkutsche. Eine private Chaise werden wir uns, fürchte ich, nicht leisten können.“
„Aber wo sollen wir hin? Sollten wir nicht lieber auf Hals Rückkehr warten?“
„Wenn dieser Fremde es tatsächlich auf dich abgesehen hat, wäre das vielleicht zu spät.“ Jo überlegte kurz. „Schick deinem Schwager eine Nachricht zu seiner Unterkunft, dass wir … dass wir uns im ‚White Boar‘ eingemietet haben; das Gasthaus liegt ein paar Meilen vor Bath, ein ruhiges, ehrbares Haus. Meine Tante ließ dort auf unserer Herfahrt halten. Da warten wir dann, bis Mr. Beverley uns abholt.“
„Und wenn er nicht kommt? Meinst du, mein Vater kann mich einfach fortbringen?“ Ellen schauderte leicht.
„Das Gesetz wäre, glaube ich, auf seiner Seite, aber natürlich kommt Mr. Beverley! Er versprach doch, dir zu helfen.“
„Ja, du hast recht. Lass uns Montag abreisen; ich will so bald wie möglich fort.“
„Komm, Ellen, ich begleite dich nach Hause“, sagte Jo und hakte sie unter, blieb jedoch stehen, als Reverend Browne zu ihnen trat. Sie stellte ihm Ellen vor und verabschiedete sich dann nach ein paar belanglosen Worten, obwohl Mr. Browne sich überschwänglich für ihre Hilfe bedankte.
„Tante Wainwright hat sich in den Kopf gesetzt, dass Mr. Browne mein einziger und passender Verehrer ist“, erklärte sie der Freundin.
„Oh, nein! Wie kommt sie darauf? Bestimmt wirst du andere Anträge bekommen, Jo! Und auch von Herren, die du magst.“
„Tatsächlich bekam ich sogar heute Morgen einen Antrag von einem sehr netten jungen Mann. Aber er hofft vergebens.“
„Doch nicht meinetwegen?“, fragte Ellen betroffen.
Jo lachte unterdrückt und verneinte. „Du Gänschen! Nein! Als Freund mag ich ihn leiden, mehr jedoch nicht. Ich weiß nicht, ob ich überhaupt heiraten möchte. Wenn ich nur wüsste, wie ich meinen Lebensunterhalt verdienen könnte, wäre ich es, glaube ich, zufrieden, unverehelicht zu bleiben.“
„Wahrhaftig? Aber auch wenn du diese beiden Bewerber um deine Hand nicht in Betracht ziehst – meinst du nicht, es könnte jemand kommen, den du wirklich ehrlich gern hast?“
„Sicher gäbe es eine Menge Gentlemen, die ich gern haben könnte – wenn ich sie denn träfe“, erklärte Jo lachend. „Doch Heiraten steht auf einem andere Blatt. Ich bin überzeugt, es ist mir nicht bestimmt, und ich denke gar nicht daran … wenigstens zurzeit nicht.“ Da sich bei diesen Worten das Gesicht eines bestimmten Herrn vor ihr geistiges Auge schob, verdrängte sie es resolut. Es gab keinen Grund für die Annahme, dass der an ihr interessiert war – trotz des Kusses, der ihr den Ärger mit Chloe eingebracht hatte.
Bei Ellen angekommen, setzte sie rasch einen kurzen Brief an ihren Schwager auf, den Jo bereitwillig mitnahm, um ihn auf dem Heimweg bei der Poststation aufzugeben. Nachdem sie sich durch einen Blick aus dem Fenster vergewissert hatten, dass dieses Mal niemand draußen lauerte, eilte sie davon und kam wenig später atemlos am Queen Square an, wo sie von ihrer Tante schon ungeduldig erwartet wurde.
„Da bist du ja! Ich hatte eher mit dir gerechnet!“
„Entschuldigen Sie, Tante, es war sehr viel zu tun.“
„Nun, wie auch immer. Ehe du hinaufgehst, möchte ich mit dir sprechen. Ich bin sehr unzufrieden mit dir, Josephine.“
Jo sank der Mut. Was hatte sie nun schon wieder getan? „Das tut mir leid. Womit habe ich dich aufgebracht?“
„Du hast Chloe verärgert, was ihrer Mama natürlich Kummer macht.“
„Oh … das war unbeabsichtigt. Sagte Mrs. Marsham, worum es ging?“
„Nein, sie deutete nur an, dass du dich unpassend verhalten hättest. Stimmt es, Josephine, dass du letzten Abend mit einem jungen Mann hinaus in den Garten gegangen bist?“
„Nein, Tante, das stimmt nicht. Ich ging hinaus, um ein wenig frische Luft zu schöpfen, und Mr. Beverley folgte mir. Wir hatten uns keineswegs abgesprochen.“
„Das will ich dir glauben; Mr. Beverley wird dir kaum nachlaufen, da er offensichtlich beabsichtigt, um Chloe anzuhalten. Ich sagte Mrs. Marsham sofort, es müsse ein Irrtum sein. Lass es dir jedoch eine Lehre sein, Josephine, und entschuldige dich heute Abend bei Chloe. Erkläre ihr, dass alles ganz harmlos war.“
„Das tat ich schon, aber sie glaubt mir
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