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Höchstgebot

Höchstgebot

Titel: Höchstgebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hoeps/Toes
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feindselig. »Sein Territorium ist Roeder Ost . Hier hat Carsten nichts verloren. Roeder West ist meine Niederlassung.« Ihre Stimme wurde schneidender. »Was glauben Sie, warum wir hier in diesen Fertigcontainern hocken und nicht in der Hauptniederlassung?«
    Micky beschloss, auf die Pingpongmethode überzugehen, um Ingrid Roeder von ihrem Groll abzulenken. »Hatte Sybille Wenger einen Partner?«
    Ingrid hielt den Blick fest auf Katja geheftet, während sie Micky antwortete. »Nein, soweit ich weiß nicht. Sie lebte allein und kam auch allein zu den Betriebsfesten.«
    »Wussten Sie, dass Sybille schwanger war?«, fuhr Micky fort.
    Erst jetzt sah Ingrid Roeder sie an. »Mein Gott, schwanger?« Sie griff sich unwillkürlich mit beiden Händen an den Hals. »Hast du das gewusst, Jens?«
    Micky hakte sofort nach. »Was hätte das für Sybilles Stellung in der Firma bedeutet?«
    Ingrid zögerte so lange mit einer Antwort, bis Jens reagierte. »Nichts, solange es einen Vater gegeben hätte, der seinen Pflichten nachgekommen wäre.«
    »Davon gehen wir nicht aus.«
    Kopfschüttelnd griff Ingrid nach ihrer Brille, die an einer Kette um ihren Hals hing.
    »Dann wäre es schwierig für sie geworden«, antwortete sie. »Wir haben zwar feste Arbeitszeiten, aber von den Mitarbeitern auf Abteilungsleiterebene wird ein hohes Maß an Flexibilität erwartet.«
    »Haben Sie vielleicht eine Idee, wer der Vater gewesen ist?«, fragte Micky.
    »So vertraulich waren wir dann doch nicht miteinander. Allerdings war kaum zu übersehen, dass Sybille ihr Privatleben nicht wirklich im Griff hatte. Wir hatten hier häufiger Montage, an denen sie dermaßen erschöpft schien, als hätte sie die Wochenenden durchgemacht. Sie hat auch mal durchblicken lassen, dass sie ein Faible für One-Night-Stands hatte. Na ja, jeder muss selbst wissen, wie er seine Freizeit verbringt, aber bei Sybille machten wir uns manchmal Sorgen, dass das nicht gut ausgehen wird.«
    »Und doch ist es immer noch ein Mysterium für uns, dass eine Schwangere das Firmengebäude ihres Arbeitgebers in Brand setzt. Haben Sie keine Vermutung, warum sie das tat?«
    »Bisher nicht. Aber vielleicht war es ja ein Schrei nach Aufmerksamkeit, eine Verzweiflungstat, deren Folgen sie dann nicht mehr unter Kontrolle bekam?«
    »Eine andere Frage«, sagte Micky. »Bei der Auktion musste es der Höchstbietende mit jemandem aufnehmen, der das Gemälde mindestens ebenso gern haben wollte wie er. Haben Sie irgendeine Idee, wer das gewesen sein könnte?«
    »Nein, die Telefonbieter bleiben anonym«, erwiderte Ingrid.
    »Kennen Sie den Käufer, Herrn Jean Debriek?«, fuhr Micky fort.
    »Ja, natürlich, allerdings nur entfernt. Er ist in derselben Branche wie wir tätig, und die ist überschaubar.« Dann zog sie plötzlich ihren Laptop zu sich heran und konzentrierte sich auf den Bildschirm. »Falls Sie noch weitere Fragen haben, müssen wir wirklich einen Termin vereinbaren«, sagte sie und gab mit einem Nicken zu verstehen, dass die Audienz beendet war.
    Jens Hinrichs kam hinter dem Schreibtisch hervor und hielt Katja und Micky die Tür auf.

16
    Während Micky und Katja das Gelände von Roeder West verließen, geriet Robert nach einem Vormittag voller schöner Überraschungen doch noch in einen Hinterhalt.
    Als er am Morgen gegen neun Uhr das Atelier betreten hatte, war er schon von Anouk van Berg erwartet worden. Auf dem Weg in die SRAL hatte er sich geschworen, sich von seiner flämischen Gouvernante nicht provozieren zu lassen. Das Leben war schon anstrengend genug. Eine lockere, aber distanzierte Begrüßung, damit hatte er einsteigen wollen. Zu seinem Ärger war sie ihm aber missraten und wirkte einfach nur furchtbar steif und formell. Da waren sie wieder mal erfüllt, die Deutschen-Klischees.
    Umso irritierter war Robert gewesen, dass ihm kein schneidender Diktatorinnengruß entgegenhallte, sondern ein fröhliches Hallo. Überhaupt verlief der ganze Vormittag so unglaublich harmonisch, dass Robert überlegte, ob Anouk vielleicht Teil eines eineiigen Zwillingspaars war, das seine Verwechslungsspäße mit der Welt trieb.
    Sie wurden sich so schnell einig, wie sie bei der weiteren Restaurierung vorgehen würden, dass Robert heimlich seine eigenen Ansätze infrage stellte. Anouk fand sogar freundliche Worte für den Störleim, den er frisch angerührt hatte. Machte sie sich vielleicht heimlich über ihn lustig? Als sie schließlich kritisch die Randstücke musterte, dachte Robert sofort an

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