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Höhenangst

Titel: Höhenangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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war, außerdem ein Mann namens Christopher, eine einmalige Sache.«
    Adam sah mich an. »Und ein Mann, von dem ich nicht mal weiß, wie er hieß. Das war auf einer Party, zu der ich eigentlich gar nicht gehen wollte. Das war’s.«
    »Das war’s?«
    »Ja.«
    »Mit wem hattest du zum erstenmal Sex? Und wie alt warst du da?«
    »Verglichen mit meinen Freundinnen ziemlich alt. Er hieß Michael, und ich war siebzehn.«
    »Wie war es?«
    Irgendwie erschien mir diese Frage unverfänglich.
    Vielleicht, weil es schon so lange her war und die Frau von heute nichts mehr mit dem Mädchen von damals zu tun hatte. Es war faszinierend gewesen. Seltsam, aber faszinierend.
    »Schrecklich«, sagte ich. »Schmerzhaft. Kein bißchen lustvoll.«
    Er beugte sich zu mir herüber, berührte mich aber nicht.
    »Hat es dir später immer Spaß gemacht?«
    »Ähm, nein, nicht immer.«
    »Hast du je so getan, als ob?«
    »Das hat jede Frau schon mal gemacht.«
    »Bei mir auch?«
    »Nie. Mein Gott, nein.«
    »Können wir jetzt endlich vögeln?« Er saß noch immer mit geradem Rücken auf dem unbequemen Küchenstuhl, ein ganzes Stück weit von mir entfernt.

    Ich brachte ein Lachen zustande.
    »Vergiß es, Adam! Jetzt bist du an der Reihe.«
    Seufzend lehnte er sich zurück und hielt die Finger hoch, um seine Affären wie ein Buchhalter abzuzählen.
    »Vor dir war Lily, die ich letzten Sommer kennengelernt habe. Vor ihr war Françoise. Das hat ein paar Jahre gedauert. Vor ihr war … ähm …«
    »Fällt es dir schwer, dich zu erinnern?« fragte ich sarkastisch, aber mit einem Zittern in der Stimme. Ich hoffte, daß er es nicht bemerkt hatte.
    »Nein, das fällt mir nicht schwer. Lisa. Und vor Lisa gab es ein Mädchen namens Penny.« Er schwieg einen Moment. »Eine gute Bergsteigerin.«
    »Wie lang hat das mit Penny gedauert?« Ich hatte einen Katalog von Eroberungen erwartet, nicht diese knappe Liste ernsthafter Beziehungen. Panik stieg in mir auf.
    »Etwa achtzehn Monate.«
    »Oh.« Wir schwiegen beide. »Warst du deinen Freundinnen treu?« zwang ich mich zu fragen. Was ich eigentlich wissen wollte, war, ob sie alle schöne Frauen gewesen waren, schöner als ich.
    Er sah mich über den Tisch hinweg an.
    »So war das nicht. Das waren alles keine so ausschließlichen Beziehungen.«
    »Wie oft warst du ihnen untreu?«
    »Hin und wieder mal.«
    »Wie oft?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Komm schon, Adam. Einmal, zweimal, zwanzigmal, vierzig- oder fünfzigmal?«
    »So um den Dreh rum.«

    »Du meinst, vierzig- oder fünfzigmal?«
    »Alice, komm her.«
    »Nein! Nein, das ist so … ich fühle mich so schrecklich.
    Ich meine, warum bin ich etwas Besonderes?« Ein Gedanke schoß mir durch den Kopf. »Du hast doch wohl nicht …«
    »Nein!« Seine Stimme klang scharf. »Lieber Gott, Alice, versteh doch endlich! Spürst du das denn nicht? Außer dir gibt es niemanden mehr.«
    »Woher soll ich das wissen?« hörte ich mich mit weinerlicher Stimme sagen. »Ich habe das Gefühl, ein bißchen zu spät auf der Party erschienen zu sein.« All diese Frauen, die sein Leben bevölkerten. Was hatte ich da für eine Chance?
    Adam stand auf und kam zu mir herüber. Er zog mich hoch und nahm mein Gesicht in beide Hände.
    »Du weißt es, Alice, nicht wahr?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Alice, schau mich an.« Er hielt mein Gesicht so, daß ich ihn ansehen mußte, und blickte mir tief in die Augen.
    »Alice, vertraust du mir? Tust du mir einen Gefallen?«
    »Das kommt ganz darauf an«, sagte ich schmollend wie ein trotziges Kind.
    »Warte auf mich«, sagte er.
    »Wo?«
    »Hier«, antwortete er. »Es dauert nur eine Minute.«
    Es dauerte ein bißchen länger, aber es waren tatsächlich nur ein paar Minuten. Ich hatte kaum meinen Kaffee ausgetrunken, als es an der Tür klingelte. Er hat einen Schlüssel, sagte ich mir und machte nicht auf, aber er kam nicht herein, und es klingelte erneut. Seufzend ging ich hinunter. Ich öffnete die Tür, aber Adam war nicht da. Ein Hupen ließ mich zusammenzucken. Ich blickte mich um und entdeckte Adam in einem Wagen, irgendeinem alten, mir unbekannten Modell. Ich trat an die Fahrerseite.
    »Was hältst du davon?«
    »Gehört der uns?«
    »Nur heute nachmittag. Steig ein!«
    »Wohin fahren wir?«
    »Vertrau mir.«
    »Wehe, es gefällt mir nicht! Sollte ich nicht lieber abschließen?«
    »Das mache ich. Ich muß noch etwas holen.«
    Ein paar Sekunden lang zog ich ernsthaft in Betracht, mich zu weigern, aber dann ging ich doch zur

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