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Höhenangst

Titel: Höhenangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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Zustand während der Party konzentrierte, beantragte die Verteidigung eine Abweisung der Anklage. Diesem Antrag wurde von Richter Clark sofort stattgegeben. Richter Clark brachte sein Bedauern darüber zum Ausdruck, »daß Miss X den Vorteil der Anonymität genießt, während der Name und der Ruf von Mr. Tallis durch den Schmutz gezogen worden sind«. Auf der Treppe vor dem Gerichtsgebäude erklärte Mr. Tallis’ Anwalt, Richard Vine, sein Mandant freue sich über die Entscheidung des Richters und habe nur den Wunsch, sein Leben unbehelligt weiterleben zu können.

    Nachdem ich den Artikel gelesen hatte, griff ich ruhig nach meiner Kaffeetasse und nahm einen Schluck.
    »Und?« fragte ich. Joanna gab mir keine Antwort. »Was haben Sie damit vor? Wollen Sie etwas darüber schreiben?«
    »Was sollte ich darüber schreiben?«
    »Sie haben Adam aufgebaut«, sagte ich. »Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, ihn wieder vom Podest zu stoßen.«
    Joanna zündete sich eine neue Zigarette an.

    »Das habe ich nicht verdient«, erwiderte sie kühl. »Ich habe alles gesagt, was es über die Bergsteigerei zu sagen gab. Ich habe nicht die Absicht, mich mit dieser Frau in Verbindung zu setzen. Aber …« Sie schwieg einen Moment und sah mich dabei nachdenklich an. »Es geht mir dabei mehr um Sie als um alles andere. Ich habe hin und her überlegt, was ich tun soll. Irgendwie habe ich es dann doch für meine Pflicht gehalten, Ihnen den Artikel zu zeigen. Vielleicht denken Sie jetzt, ich möchte mich nur wichtig machen und in Ihr Leben einmischen. Sie können die Sache einfach vergessen, wenn Sie wollen.«
    Ich holte tief Luft und zwang mich, mit ruhiger Stimme zu sprechen.
    »Bitte entschuldigen Sie.«
    Joanna lächelte schwach und blies eine Rauchwolke in die Luft.
    »Schon gut«, sagte sie. »Ich muß jetzt gehen.«
    »Kann ich das behalten?«
    »Natürlich. Es sind nur Fotokopien.« Ihre Neugier gewann sichtlich die Oberhand. »Was werden Sie tun?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Nichts. Nach Meinung des Gerichts war er unschuldig, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Ohne jeden Makel.«
    »Ja.«
    »Dann werde ich gar nichts tun.«

    19. KAPITEL
    Ganz so einfach war es natürlich nicht. Ich sagte mir immer wieder, daß Adam freigesprochen worden war. Ich sagte mir, daß ich schließlich mit ihm verheiratet war und ihm das Versprechen gegeben hatte, ihm zu vertrauen.
    Nun wurde dieses Vertrauen zum erstenmal auf die Probe gestellt. Ich beschloß, die Sache ihm gegenüber mit keinem Wort zu erwähnen. Eine solche Verleumdung hatte es nicht verdient, daß man darauf reagierte. Ich würde einfach nicht mehr darüber nachdenken.
    Wem wollte ich damit etwas vormachen? Natürlich dachte ich die ganze Zeit darüber nach. Ich dachte an dieses unbekannte Mädchen, diese Frau, die in betrunkenem Zustand auf einen betrunkenen Adam getroffen war. Ich dachte auch an Lily, die ihr T-Shirt ausgezogen hatte, um mir ihren bleichen Meerjungfrauenkörper und die Striemen auf ihrem Rücken zu zeigen. Und ich dachte an die Art, wie Adam mit mir umging: Er fesselte mich, legte seine Hände um meinen Hals und befahl mir, seine Anweisungen zu befolgen.
    Dabei beobachtete er mich genau, kostete meinen Schmerz so richtig aus. Er genoß es, mir weh zu tun. Er genoß meine Schwäche unter seiner Stärke. Der Sex zwischen uns war mir immer wie eine rauschhafte Leidenschaft erschienen. Nun, da ich ihn analysierte, fing ich an, das ein wenig anders zu sehen. Wenn ich allein im Büro war, schloß ich manchmal die Augen und rief mir verschiedene Exzesse ins Gedächtnis. Die Erinnerung verschaffte mir ein ungutes, eigenartiges Gefühl von Lust. Ich wußte nicht, was ich tun sollte.
    Am ersten Abend nach meinem Treffen mit Joanna behauptete ich Adam gegenüber, ich hätte starke Rückenschmerzen, wahrscheinlich, weil ich meine Periode bekäme.
    »Die ist doch erst in sechs Tagen fällig«, entgegnete er.
    »Dann bekomme ich sie diesmal eben zu früh«, gab ich zurück. Mein Gott, ich war mit einem Mann verheiratet, der sich mit dem Rhythmus meiner Monatsregel besser auskannte als ich. »Das zeigt bloß, wie dringend wir den Drakloop brauchen.«
    »Ich werde dich massieren. Dann geht es dir bestimmt gleich besser.« Er half gerade jemandem in Kensington, einen neuen Holzboden zu verlegen, und seine Hände waren schwieliger denn je. »Du bist total verspannt«, sagte er. »Entspann dich.«
    Ich hielt es genau zwei Tage aus. Am Donnerstag abend kam er mit einer großen Tüte

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