Höhlenwelt-Saga - 08 - Die Magie der Höhlenwelt
kleine Box,
die er in der linken Hand gehalten hatte, und holte den Holocube
hervor.
»Ja, Friedrich Sack.« Ain:Ain’Qua lächelte. »Wir nannten ihn nur
den Sackfritz. Ich habe ihn erst kennen gelernt, als ich schon
Pontifex war. Ein guter Mann. Aber ich musste mich damals ziemlich beherrschen, als ich ihm…«
»Mist! Da kommen sie schon!« Roscoe deutete ins All hinaus.
»Verdammt – wie damals in der Swish! Das Unheil wiederholt
sich!«
Ain:Ain’Qua trat einen Schritt vor und starrte hinaus.
»Warum kommen sie denn herüber…?« Von dem Ordensritterschiff hatten sich zwei Gestalten in Druckanzügen gelöst und kamen auf die Faiona zugeschwebt.
Roscoe fluchte. »Mist! Ich hätte nicht gedacht, dass sie die
Faiona durchsuchen würden. Dürfen sie das denn – ich meine, ihr
Schiff anhalten und es verlassen? Schließlich sind sie auf einer
Jagd!« Ain:Ain’Qua brummte angespannt und schüttelte unschlüssig den Kopf. »Wie ihre Befehle lauten, kann ich nicht sagen. Offenbar hätten wir uns doch lieber in der Moose verstecken
sollen. So einen Haifanten schießt man nicht einfach ab – nicht,
so lange man nicht weiß, wer drin sitzt oder wem er gehört. Jetzt
werden sie kommen und sich die Faiona ansehen.« Er brummte
ärgerlich.
»Was machen wir nun?«
Roscoe dachte fieberhaft nach. »Was würden sie denn tun,
wenn sie niemanden an Bord finden?«
»Du willst dich verstecken? Wo denn?«
»Ich kenne die Faiona in- und auswendig. Sie ist immerhin siebzig Meter breit und genauso lang. Hier gibt es eine Menge versteckte Winkel.«
»Sie werden Scanner mitbringen und das ganze Schiff absuchen.«
»Wir müssen uns hinten verstecken, wo sich die ganzen Antriebsaggregate befinden. Dort gibt es jede Menge Störquellen.
Glaubst du, das funktioniert?«
»Ich weiß es nicht.«
»Wir müssen es ausprobieren, eine andere Chance haben wir
nicht. Komm mit.« Roscoe wandte sich um und eilte auf das Brückenschott zu. »Ich weiß einen Ort hinten im Schiff, wo ein voll
ausgerüstetes Terminal existiert. Von dort aus kann ich vielleicht
Sandy installieren. Sie muss uns helfen.«
»Helfen? Wie soll uns eine Bordintelligenz bei so etwas helfen?«
Roscoe warf ihm einen seltsamen, grimmig-belustigten Blick zu.
»Das schafft sie. Du wirst schon sehen.«
5
Victors Buch
In Malangoor herrschte seit kurzem rege Betriebsamkeit. Nachdem Victor, Ullrik, Laura, Marina und Azrani in das kleine, versteckte Dorf zurückgekehrt waren, hatte Victor auch die anderen
mit Markos Idee angesteckt, alles, was sie in den letzten beiden
Jahren an Wissen angesammelt hatten, sorgfältig zu erfassen. Die
Freunde und Verbündeten der Schwestern des Windes sollten ihre
Kräfte vereinen, auch die kleinsten Einzelheiten ihrer Erlebnisse
und Erkenntnisse zusammentragen und in ein Buch schreiben.
Womöglich würden es sogar mehrere Bücher werden, denn Victor
ging davon aus, dass die Arbeit weitergeführt werden musste.
Eigentlich durfte sie niemals mehr enden.
Was an Geschichtsschreibung in der Höhlenwelt existierte, war
über die Jahrhunderte hinweg von den Ordenshäusern der Magiergilde geführt worden, von den Cambriern, den Phygriern und
den anderen Orden. Diese Aufzeichnungen waren jedoch völlig
unzureichend, wie Victor verkündete. Selbst Hochmeister Jockum,
der Primas des Cambrischen Ordens, musste nach kurzer Zeit
einräumen, dass Victor Recht hatte. Er war selbst Zeuge der Entwicklungen gewesen, die so viel Unvermutetes und Geheimnisvolles ans Licht gebracht hatten. Nach Victors ehrgeiziger Rede, die
er vor rund zwanzig Personen in der Bibliothek des Windhauses
gehalten hatte, war eine neue Aufbruchsstimmung aufgekommen.
Izeban hatte ihn energisch unterstützt, Alina ebenfalls, und nach
kurzer Zeit war der Funke auf alle anderen übergesprungen. Die
Begeisterung war wohl hauptsächlich dem Umstand zu verdanken, dass plötzlich ein Schimmer aufkommender Klarheit am Horizont sichtbar wurde; ein Schimmer, der vielleicht den ganzen
wolkenverhangenen Himmel würde klären können. Es bestand
zumindest die Aussicht, mit dem gesammelten Wissen das Übel
an der Wurzel packen zu können.
Abgesehen von Leandra, Roya, Munuel und Quendras waren alle
Vertrauten und Freunde der Schwestern des Windes in Malangoor
versammelt. Mehrere Tage lang sammelten sie Berichte und Hinweise, notierten Stichpunkte und brachten eine zeitliche Ordnung
in die zahlreichen Notizen. Natürlich kümmerte sich Meister Izeban um die Sichtung und Sortierung des
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