Hollys Weihnachtszauber
Geturtels.
Er schenkte sich Kaffee ein. »Ein Freund von dir?«
»Nein, vor gestern Abend habe ich ihn noch nie gesehen. Er ist falsch abgebogen, als sein Navi ihn dazu aufgefordert hat, und …«
Ich brach ab, denn Noel, in Morgenmantel und Pantoffeln, sowie Becca und Jess in Arbeitskleidung zum Ausmisten kamen dazu, entdeckten den Fremden in ihrer Mitte, und es folgte eine Vorstellungsrunde samt Erklärungen.
»Michael und Jude sind gestern am späten Abend gekommen, als ich gerade den Generator angeworfen habe – der Strom ist ausgefallen, und die automatische Umschaltung hat nicht funktioniert«, erläuterte ich knapp.
»Soll das heißen, Jude ist hier?«, fuhr Guy auf.
Coco wurde weiß wie die Wand – obwohl sie grundsätzlich schon ziemlich bleich war, von durchscheinender, nordischer Blässe. »Oh Gott, er ist hier? Das darf nicht wahr sein!«
»Ach, halt den Mund, Nesquick«, sagte Jess. »Ich freu mich, dass Onkel Jude da ist! Glaubst du, er hat mir ein Geschenk mitgebracht, Holly? Kann ich hochgehen und ihn aufwecken?«
»Der arme Junge hat bestimmt einen Jetlag, wenn er so überstürzt hergekommen ist«, meinte Noel. »Lass ihn schlafen.«
»Nein, nein, das geht bestimmt in Ordnung«, sagte ich unbarmherzig, »du kannst ihn gleich aufwecken, Jess. Aber bring vorher bitte noch dieses Tablett zu deiner Omi hoch.«
Während all dieser Erläuterungen hatte ich Toast mit Butter bestrichen und ein weiches Ei gekocht, jetzt stellte ich noch eine kleine Teekanne auf das Tablett. »Hier, bitte. Wenn du das übernimmst, kann ich mit dem Frühstück für alle Übrigen weitermachen.«
»Aber Guy – Jude ist hier!«, jammerte Coco mit erschrockenem Gesicht. »Was machen wir denn jetzt? Ach, ich wünschte, ich wäre nie hergekommen.«
»Das geht uns wohl allen so«, murmelte Becca.
»Ach, ich glaube nicht, dass er mich in den kalten, kalten Schnee hinauswirft – nicht seinen kleinen Bruder«, sagte Guy leichthin. »Dass er dich nicht hinauswirft, Coco, kann ich allerdings nicht garantieren.«
»Sei nicht albern, niemand kann abreisen, bevor die Straßen geräumt sind«, sagte ich.
»Natürlich wird Jude dich nicht hinauswerfen, meine Liebe«, versicherte ihr Noel.
»Also, möchten alle ein warmes Frühstück?«, fragte ich rasch.
Coco schauderte noch mehr. »Ein Eiweiß-Omelett für mich«, bestellte sie. »Und schwarzen Kaffee.«
»Du könntest den Kessel aufsetzen und eine frische Kanne kochen«, schlug ich vor. »Und es sind reichlich Eier da, wenn du dir eine eigene Variante zubereiten möchtest. Ich mache Spiegeleier mit Schinken, Tomaten und Toast.«
»Und es war übrigens ganz hervorragend«, sagte Michael und schenkte mir ein warmherziges Lächeln, ohne Cocos empörtes Gesicht zu bemerken. »Ich mache den frischen Kaffee. Da ich der unerwartete Gast bin, würde ich mich gerne nützlich machen, und an den Herd lässt du mich ja sicher nicht.«
»Tja, Noel und ich sind in der Küche nicht zu gebrauchen, also gehen wir einfach aus dem Weg«, sagte Becca.
Zu meiner Überraschung jedoch machte Guy sich nützlich, indem er den Toast butterte, während ich Eier, Schinken und halbierte, mit Olivenöl bestrichene Tomaten briet.
Jess kehrte zurück und berichtete, dass Jude nun aufstand. »Er will nicht sagen, ob er mir ein Geschenk mitgebracht hat, also hat er wahrscheinlich eins. Und ich habe Omi erzählt, dass Jude daheim ist, und sie freut sich auch«, verkündete sie. »Außerdem meint sie, er wird dich bestimmt zum Teufel jagen, Nesquick, und Guy sollte dich in seinem Auto nach Hause bringen, damit wir euch beide los sind und ein schönes Weihnachtsfest haben.«
»Du garstiges Gör«, sagte Guy unbeeindruckt und schnitt ihr dann gruselige Grimassen, bis sie kicherte. Und plötzlich, obwohl ich es überhaupt nicht wollte, merkte ich, dass ich ihn doch ein bisschen mochte, obwohl er zu Coco so scheußlich gewesen war.
»Sind diese Lebkuchen für den Weihnachtsbaum?«, fragte Jess, als sie das Gebäck auf dem Abkühlgitter sah. »Wann hast du die gemacht?«
»Heute frühmorgens, als ihr alle noch geschlafen habt. Ich dachte, wir könnten sie später glasieren und Bänder durchziehen, um sie an den Baum zu hängen. Es ist Puderzucker im Haus, und ich habe natürliche Lebensmittelfarbe dabei.«
»Oh, super.« Sie glitt neben Noel auf einen Stuhl und nahm sich Toast mit Marmelade. »Nesquick, mit dem Essen spielt man nicht«, sagte sie streng.
Coco, die sich ein Spiegelei genommen hatte
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