Hollys Weihnachtszauber
habe!), und nun putzte ich den Rosenkohl und legte ihn in einem Plastikbeutel in den Kühlschrank. Die Pastinaken und Kartoffeln waren rasch geschält und warteten in kaltem Wasser, der von den Chirks hinterlassene Pudding könnte in Judes gastronomisch große Mikrowelle …
Als das alles erledigt war, hievte ich den Lachs für morgen aus der Tiefkühltruhe, dazu das letzte von mir mitgebrachte Päckchen Filoteig und eine Packung Garnelen für die heutige Vorspeise, und legte alles auf ein steinernes Ablagebrett in der Speisekammer, damit die Sachen langsam auftauten, da der Kühlschrank inzwischen ziemlich voll war.
Nachdem ich die Spülmaschine ausgeräumt hatte, überprüfte ich meine Liste und meinen Zeitplan, offenbar hatte ich alles gut im Griff. Da es noch immer außerordentlich früh war, setzte ich mich mit einer wohlverdienten Tasse Kaffee für einige ruhige Augenblicke hin, bevor ich an die Frühstückszubereitung ging.
Einige Augenblicke waren auch buchstäblich alles, was mir gegönnt war, weil Jess plötzlich in Schlafanzug und Morgenmantel auftauchte und ihren Strumpf mitbrachte, um mir zu zeigen, was sie bekommen hatte. Sie legte ihn auf den Küchentisch und begann herauszuziehen, was sich darin befand.
»Zuerst habe ich Onkel Jude geweckt, und er meint, das ist seine Socke, und er will sie wiederhaben, wenn ich damit fertig bin, bloß ohne das rosa Band.«
»Es muss wirklich seine Socke sein, so große Füße hat sonst keiner.«
»Als ich ihn gefragt habe, hat er gesagt, er war nicht der Weihnachtsmann, und ich glaube, ich habe ein paar von diesen Sachen schon mal im Laden von Mrs Comfort gesehen, also hat Mummy dieses Jahr vielleicht wirklich daran gedacht und Omi gebeten, mir einen zu machen?«
»So muss es wohl sein, eine andere Erklärung wüsste ich auch nicht. Was gefällt dir denn am besten?«
»Ach … ich glaube, der Wolf. Oder vielleicht das Armband …? Was meinst du, wann ich wohl meine restlichen Geschenke aufmachen kann?«
»Wenn alle anderen heruntergekommen sind und gefrühstückt haben, denke ich.«
»Onkel Jude hat gesagt, nachdem ich ihn nun schon geweckt habe, kann er ruhig auch gleich aufstehen.«
»Wenn du möchtest, könntest du jetzt Merlin sein Geschenk geben«, schlug ich vor, um sie ein bisschen zu bremsen.
»Au ja! Weißt du, manchmal glaube ich, Geschenke auszuteilen ist fast genauso schön, wie welche zu kriegen.«
»Ganz bestimmt!«
Merlin war angemessen erfreut, und nachdem er das locker darum gewickelte Geschenkpapier mit der Schnauze entfernt hatte, zog er sich in seinen Korb neben dem AGA-Herd zurück, und man hörte ihn auf einem Ende des Knochens herumkauen, während ich Schinken und Eier für zwei nahrhafte Frühstückmuffins pro Person briet. Dann schickte ich Jess nach oben, um sich etwas anzuziehen.
»Omi will, dass ich am Weihnachtstag ein Kleid trage«, erklärte sie entrüstet.
»Ach, putzen wir uns ein bisschen heraus?«, fragte ich. »Ich trage im Winter auch nicht oft Kleider, falls dich das ein bisschen tröstet, aber vielleicht sollte ich später ebenfalls hochgehen und mich umziehen.«
»Ich fände es nur fair, wenn du auch ein Kleid trägst.«
»Okay, aber wenn es dir nichts ausmacht, ziehst du vorerst besser deine Jeans an und gehst Becca mit den Pferden zur Hand. Das wäre eine große Hilfe.«
»Es sei denn, Onkel Jude kommt zuerst runter und kümmert sich darum«, entgegnete sie hoffnungsvoll.
»In dem Fall könntest du mir stattdessen vielleicht helfen, den Tisch im Speisezimmer zu decken.«
Doch als sie wieder auftauchte, beendete Becca gerade in der Küche ihr Frühstück, und von Jude war weiterhin nichts zu sehen. Als die beiden sich warm eingepackt hatten und zu den Ställen hinausgegangen waren, holte ich die letzten Päckchen Muffins aus der Gefriertruhe: Ich hatte unterschätzt, wie hungrig alle heute Morgen waren, und jeder hatte seine zwei Stück in Windeseile gegessen. Es gab zum Glück noch reichlich anderes Brot, sowohl Laibe wie Brötchen, und mehrere dieser haltbaren, vorgebackenen Baguettes, sodass es uns nicht ausgehen würde. Vielleicht könnte ich an einem Tag zur Abwechslung auch einmal Sodabrot backen.
Sonst tauchte niemand auf, und nachdem ich ein bisschen herumgewerkelt und einige Punkte auf meiner Liste abgehakt hatte, ging ich nach oben und zog mich um: ein dunkelrotes Samtkleid und flache, weiche Ballerinas aus schwarzem Leder. Köche verbringen so viel Zeit auf den Füßen, dass ihnen
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