Hollys Weihnachtszauber
stimmte ich zu. »Ich erzähle es dir, wenn ich dahinterkomme. Und ganz so isoliert bin ich hier gar nicht, denn das Dorf ist nur etwa eine halbe Meile entfernt, und außerdem hat mich das ältere Ehepaar im Torhaus eingeladen, jederzeit hereinzuschauen, wenn mir nach Gesellschaft zumute ist. Und du kennst mich ja – ich bin gerne allein.«
»Sam war wirklich enttäuscht, als ich ihm erzählt habe, dass du an Weihnachten nun doch nicht kommst«, winkte sie mit dem Zaunpfahl, aber ich lachte nur.
Inzwischen kam es mir vor, als wäre seit meinem Aufbruch nach Little Mumming schon eine ganze Woche vergangen, und ich beschloss, früh schlafen zu gehen.
Merlin und ich aßen zu Abend, und dann begleitete er mich auf einem Rundgang durchs Erdgeschoss, bei dem ich die Türen und Fenster überprüfte. Wir waren gerade in die Küche zurückgekehrt, wo ich eben meine gute alte Wärmflasche mit heißem Wasser füllen wollte, als auf der großen Anrichte plötzlich derart laut das Telefon klingelte, dass mir fast das Herz stehen blieb.
»Ist dort Holly Brown?«, erkundigte sich eine tiefe Stimme, die auf sehr ungewöhnliche und reichlich irritierende Art und Weise durch meinen ganzen Körper zu vibrieren schien.
»Ja, am Apparat.«
»Jude Martland. Ich habe eben meine E-Mails gelesen und eine Nachricht von Homebodies gefunden, in der es heißt, dass die Chirks abreisen mussten und Sie jetzt übernehmen.«
»Das ist richtig, und ich bin wirklich froh, dass Sie anrufen, weil …«
»Nein, das ist verdammt noch mal ganz und gar nicht richtig!«, unterbrach er mich schroff. »Ich habe eben mit meinem Onkel telefoniert, und offenbar sind Sie nicht nur allein im Haus, sondern haben außerdem nicht die geringste Erfahrung im Umgang mit Pferden!«
»Hören Sie, Mr Martland«, sagte ich beschwichtigend. »Ich hüte Häuser immer allein, und Ihre Erläuterungen waren sehr ausführlich – um nicht zu sagen erschöpfend. Nun, bis auf den Ziegenbock«, berichtigte ich mich.
»Was?«
»Billy. Von ihm war nirgends die Rede.«
»Aber natürlich – Sie haben nur nicht genau genug nachgelesen! Worum es hingegen eigentlich geht, ist, dass ich Old Place, Lady und Merlin in sichere Hände übergeben habe, an Leute, die ich kenne und denen ich vertraue – und dann erfahre ich plötzlich, dass eine völlig ungeeignete Person einbestellt wurde, und noch dazu ohne meine Zustimmung!«
»Wenn Sie es ganz genau wissen wollen, werde ich Jahr für Jahr immer wieder von denselben Kunden gebucht«, erwiderte ich ungerührt. »Sie können von Glück sagen, dass mein Weihnachtsauftrag ebenfalls geplatzt ist, sodass ich frei war, um die Lücke zu füllen! Und vielen Dank auch, Holly Brown, dass Sie in diesem Notfall einspringen«, hörte ich mich bissig hinzufügen.
Es entstand eine Pause, dann knurrte er widerstrebend: »Ich schätze, es gab keine Alternative, aber ich bin nicht glücklich über dieses Arrangement – und auch nicht darüber, dass Homebodies hier eigenmächtig gehandelt hat, ohne mich zu fragen.«
»Ellen hat ihr Möglichstes versucht, um sich mit Ihnen in Verbindung zu setzen, und außerdem weiß sie, dass ich absolut vertrauenswürdig und kompetent bin.«
»Eine junge Frau loszuschicken, um alleine einen abgeschieden liegenden Landsitz zu betreuen, noch dazu über Weihnachten, ist ja wohl kaum ideal.«
»Danke schön, aber ich feiere kein Weihnachten, so jung bin ich nun auch wieder nicht, und ich mag Abgeschiedenheit.«
»Noel erwähnte, dass Sie Weihnachten nicht feiern – und das ist ein weiteres Problem, weil meine Tante und mein Onkel sich nämlich schon auf das Weihnachtsdinner mit den Chirks gefreut haben und ich es beruhigend fand zu wissen, dass Tilda nicht kochen müsste. Ich weiß zwar, dass sie in der Küche nach wie vor das meiste selbst macht, doch sie wirkt in letzter Zeit zunehmend gebrechlich.«
»Ja, aber ich glaube nicht, dass sie das volle Programm in Angriff nimmt – statt Truthahn gibt es Brathähnchen«, sagte ich. »Und ich denke mal, dass ihre Enkelin ihr helfen wird.«
»Ach je, ich hatte ja völlig vergessen, dass Jess dieses Jahr ganz alleine dort ist!«
»Hmm … ich fürchte, Sie sind bei ihr im Moment nicht sonderlich beliebt, Mr Martland.«
Es folgte eine Pause, dann schlug er vor: »Vielleicht könnten Sie ja anstelle der Chirks das Weihnachtsdinner zubereiten? Sie können doch kochen?«
»Ich bin sogar Profiköchin und arbeite während des Sommers in diesem Beruf«,
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