Hollys Weihnachtszauber
er sollte im Warmen bleiben.
An einer Seite des kopfsteingepflasterten Hofs waren die Nebengebäude, in denen sich, wie ich wusste, der Brennholzschuppen, der Generator und ein außerordentlich großer Öltank befanden, der diesen wie auch die Zentralheizung versorgte – doch die zu erkunden, müsste bis zum nächsten Tag warten.
Merlin und ich gingen in die Scheune, und ich fand neben der Tür einen Lichtschalter. Lady hob neugierig den Kopf, und ich sah, dass sie nicht viel größer war als die Ponys, auf denen Laura geritten war, sie hatte ein sanftes Gesicht mit großen, glänzenden dunklen Augen. Ermutigt öffnete ich die Tür zu ihrer Box und schlüpfte hinein, um Wasser und Heu zu überprüfen wie auch die Gurte ihrer Decke … ich hatte mich gerade über den Eimer gebeugt, da raschelte es im Stroh, und schon stieß etwas hart gegen meine Beine: Es war eine kleine schwarze Ziege.
Billy? Offensichtlich. Das hätte mir aber mal jemand sagen können! Zum Glück hatte er keine Hörner, er starrte mich nun allerdings mit hellen Augen und leicht irre wirkendem Blick an.
Am Hahn gleich neben der Box füllte ich den Wassereimer auf und hinderte Billy am Ausbüxen, da ich nicht wusste, wie leicht oder schwer er wieder einzufangen war.
Es war reichlich Heu vorhanden, sowohl in einem Netz außerhalb Billys Reichweite, wie auch in einer Heuraufe weiter unten. Ladys warm gefütterte Decke saß fest, und sie schien sich wohlzufühlen, sodass ich sie vorerst beließ, wie sie war.
Ich hatte Merlins Hundeleine mitgenommen und befestigte sie nun an seinem Halsband. Ich wusste nicht, ob er dazu neigte davonzulaufen, aber langjährige Erfahrung hatte mich gelehrt, auf Nummer sicher zu gehen. Wir spazierten zum Seitentor hinaus und folgten dem Feldweg entlang der Weide in Richtung Hügel. Weit liefen wir allerdings nicht, nur so viel, dass Merlin sich die alten Beine vertreten konnte und ich mir meine. Als wir uns auf den Rückweg machten, brauchte ich die Taschenlampe, die ich eingesteckt hatte, aber bald kamen die einladenden Lichter im Hof wieder in Sicht.
Es wehte ein scharfer Wind, vielleicht nahte tatsächlich der angedrohte Kälteeinbruch, und ich denke, wir waren beide froh, wieder in die warme Küche zu kommen. Ich war inzwischen wirklich erschöpft, doch wartete noch eine letzte Aufgabe, bevor ich mich ausruhen konnte: Lady musste ihren heißen Brei bekommen.
Ich hielt mich genau an das Rezept: eine kleine Schaufel schnell quellende, getrocknete Rote Bete zehn Minuten in kochendem Wasser ziehen lassen, dazu ein Schüttmaß gehackte Alfalfa-Sprossen, zwei Schaufeln Pferdemüsli und eine Handvoll Leinsamen-Taler. Ich ließ die Mischung ein wenig abkühlen und rührte dann das Equiflex darunter.
Eigentlich roch es gar nicht so übel.
Merlin wäre wieder mit mir zum Stall hinausgekommen, ich fand jedoch, er hätte für diesen Tag genug von der Kälte und schloss ihn ein, auch wenn er mich vorwurfsvoll ansah.
Lady gierte darauf, ihren Kopf in den Eimer zu stecken, ich musste nur Billy fernhalten, der auch etwas abhaben wollte. Selbst kleine Ziegen, fand ich, waren überraschend stark. Ich hatte aus einem Behälter mit seinem Namen darauf, den ich in der Sattelkammer entdeckt hatte, eine Handvoll Keksteilchen mitgebracht, er aber interessierte sich mehr für den Brei.
Pferde strahlen wirklich eine erstaunliche Hitze aus, stellte ich fest.
Bei meiner Rückkehr begrüßte mich Merlin mit derartiger Erleichterung, als wäre ich eine ganze Woche lang weg gewesen, der arme alte Kerl war inzwischen wohl schon ziemlich durcheinander.
Als ich wieder aufgetaut war, rief ich Laura an, allerdings nur kurz, um ihr die Telefonnummer hier zu geben, damit sie zurückrief. Kunden schätzen es nicht, wenn man dicke Telefonrechnungen verursacht, doch mein Handy zu benutzen, würde offenbar knifflig werden. Ich konnte nur hoffen, dass Sharon übertrieben hatte bei ihrer Schilderung, wie häufig die Telefonleitungen zusammenbrachen …
»Wie kommst du zurecht?«, fragte Laura. »Wie sind die Tiere?«
»Der Hund ist ein alter Lurcher, ein süßer Schatz namens Merlin – ich glaube, er ist ein bisschen verwirrt und vereinsamt, denn er läuft mir immerzu nach. Das Pferd ist eine weiße Araberstute.«
»Grau, Pferde sind niemals weiß.«
»Du kannst ruhig grau dazu sagen – Lady ist weiß wie Schnee und hat riesige dunkle Augen. Sie ist sehr alt, sanft und freundlich, von daher glaube ich nicht, dass sie mir irgendwelche
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