Hollywood
um meinen neuen Roman mit ihr zu besprechen.«
»Ihre Lektorin, so, so«, sagte die Contessa mit einem spöttischen Unterton in der Stimme. »Ist sie hübsch?«
Joe zögerte einen Moment. »Mehr als das«, sagte er. »Sie hat Stil.«
»Sie sprechen wie ein echter Schriftsteller«, sagte die Contessa. »Wissen Sie eigentlich, daß ich Ihre italienische Verlegerin bin? Der Verlag, der Ihren Roman in Italien herausbringt, gehört mir.«
»Haben Sie meinen Roman gelesen?« fragte er neugierig.
»Nein«, sagte die Contessa ehrlich. »Das ist nicht die Sorte von Büchern, die ich gerne lese. Aber die Vorbestellungen sollen sehr gut sein. Hören Sie, Joe, ich wollte Sie eigentlich gern zum Wochenende auf meine Jacht einladen. Ist Ihnen das recht?«
Er zögerte. »Ich würde sehr gerne kommen«, sagte er. »Aber meine Lektorin ist sehr … konservativ.«
Wieder ließ die Contessa ihr kehliges Lachen erklingen. »Ich habe dieses Wochenende sehr ruhige Leute an Bord. Vielleicht gefallen sie Ihrer Lektorin sogar. Der Geschäftsführer meines Verlages und seine Frau sind auch mit von der Partie.«
»Nun, vielen Dank jedenfalls für die Einladung«, sagte Joe. »Ich werde das mit ihr besprechen. Vorläufig ist sie aber noch gar nicht in Frankreich. Ich erwarte sie übermorgen. Wahrscheinlich ist das für Ihre Dispositionen zu spät, nicht wahr?«
»Nein, nein«, sagte die Contessa. »Rufen Sie mich auf jeden Fall an. Sie erreichen mich über die Hafenverwaltung von Juanles-Pins. Von dort wird mir der Anruf direkt durchgestellt.«
»Gut«, sagte Joe. »Am Freitag lasse ich auf jeden Fall von mir hören.«
»Bis dann«, sagte sie, »ciao.«
Es dauerte noch zwei weitere Stunden, bis Joe endlich Laura erreichte. Inzwischen hatte er gegessen und seine Sachen gepackt und saß auf der Terrasse, um den Sonnenuntergang zu verfolgen. Lauras Stimme klang hektisch.
»Hallo«, sagte sie. »Wie geht es?«
»Danke«, sagte sie zerstreut. »Ich hab eine Menge zu tun. Gibt es etwas Besonderes?«
»Nein«, sagte er, »es ist soweit alles in Ordnung. Nur eines ist überhaupt nicht in Ordnung: Du bist nicht da, Laura!«
»Es ist ja auch noch nicht der zehnte«, sagte sie. »Ich habe dir gesagt, du sollst am zehnten anrufen. Dann sage ich dir Bescheid.«
»Heute ist der fünfte«, sagte er wütend. »Und ich bin der Ansicht, du könntest allmählich wissen, was du willst. Ich bin jetzt in Nizza und habe gerade sechs Stunden darauf gewartet, mit dir telefonieren zu können. Ich möchte, daß du jetzt kommst! Wenn du dich erst am zehnten entschließt, dann bist du nicht vor dem fünfzehnten hier, und dann haben wir fast überhaupt keine Zeit mehr zusammen.«
»Hast du an deinem Buch gearbeitet?«
»Nein«, mußte er zugeben. »Ich habe mit einem italienischen Produzenten über einen neuen Film gesprochen, und es hat eine Weile gedauert, bis ich gemerkt habe, daß aus der Sache nichts wird. Ich würde lieber an meinem Buch arbeiten, aber dazu brauche ich deine Hilfe.«
Laura schwieg.
»Außerdem möchte ich mit dir zusammen sein. Einfach so«, sagte er.
Laura holte tief Atem. »Ich habe keine Lust, eine weitere Trophäe in deiner Sammlung zu werden. Ich bin nicht irgendeine von deinen Miezen.«
»Das weiß ich«, sagte er. »Du bist nicht irgendein Mädchen. Du bedeutest mir etwas. Die anderen sind alle vergessen. Das war doch nur Spielerei. Ich rufe dich an, weil ich dich brauche. Ich brauche einen Halt. Ich will nicht länger Drehbücher schreiben, sondern einen großen Roman. Ich will ein richtiger Schriftsteller werden. Ich brauche dich – für mich und für meine Arbeit.«
»Ist das dein Ernst?« fragte sie leise.
»Ja«, sagte er voller Überzeugung.
»Wann soll ich kommen?« fragte sie.
»Morgen«, sagte er.
Sie lachte. »Heute ist Dienstag«, sagte sie. »Wie wäre es Freitag?«
»Okay«, sagte er. »Ich hole dich in Nizza am Flughafen ab. Ich wohne hier im Negresco. Beeil dich, Laura!«
»Joe«, sagte sie leise. »Ich will keinen Fehler machen, verstehst du?«
»Du machst keinen Fehler«, sagte er. »Das verspreche ich dir.«
***
Der Schwager des Butlers hatte offenbar ziemlich viel Einfluß. Joe erhielt eins der besten Zimmer im Negresco. Es lag im fünften Stock und hatte zwei große Türen, die auf einen schmalen Balkon hinausführten. Die Aussicht über die Promenade des Anglais, den Strand und das blaue Mittelmeer war berauschend. Im Zentrum des Raumes standen zwei Einzelbetten.
Der Page hatte Joes
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