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Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Titel: Hongkong 02 - Noble House Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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mir natürlich klar, daß diese Papiere einer weiteren Dokumentation bedürfen, aber ich besitze eine solche, und sie befindet sich an einem sicheren Ort …«
    Philip Tschen rief sich ins Gedächtnis zurück, wie er, von Panik erfaßt, verzweifelt nach weiteren Unterlagen gesucht hatte. Unmöglich, daß sich sein Sohn so viel geheimes Wissen zu eigen gemacht, unmöglich, daß er Struan’s Bilanzaufstellungen für die Jahre 1954 bis 1961 besaß, unmöglich, daß er von diesen geheimen Abmachungen wußte!
    O ihr Götter, das ist wirklich alles, was auch ich weiß – Dianne weiß kaum die Hälfte! Was weiß John sonst noch – was hat er den Amerikanern sonst noch verraten?
    »Er muß noch einen zweiten Safe haben«, hatte er laut gemurmelt, kaum noch imstande, klar zu denken.
    In der Hoffnung, eine sorgfältigere Überprüfung würde seine Fragen beantworten, hatte er alles in seine Aktentasche gestopft und das Schließfach wütend zugeschlagen und zugesperrt – und es, einer plötzlichen Eingebung folgend, sogleich wieder geöffnet. Er hatte die flache Kassette herausgezogen und umgedreht. An der Unterseite klebten zwei Schlüssel. Der eine war ein Safeschlüssel, dessen Nummer jemand sorgfältig abgefeilt hatte. Wie gelähmt starrte er den anderen Schlüssel an. Er erkannte ihn sofort wieder. Es war der Schlüssel zu seinem eigenen Tresor im Haus am Hügel. Bei allen Göttern hätte er schwören können, daß es nur einen einzigen Schlüssel gab, nämlich den, den er immer um seinen Hals trug und nie aus der Hand gegeben hatte – seit sein Vater ihn ihm vor sechzehn Jahren auf dem Sterbebett anvertraut hatte.
    » Oh ko « , stöhnte er, denn wieder war blinde Wut in ihm aufgestiegen.
    »Fehlt dir was?« erkundigte sich Dunross. »Wie wäre es mit einem Brandy?«
    »Nein, nein, danke«, antwortete Philip Tschen mit zitternder Stimme. In die Gegenwart zurückgeholt, versuchte er sich zu konzentrieren. Er wußte, daß er dem Tai-Pan alles sagen sollte. Aber er wagte es nicht. Erst mußte er das ganze Ausmaß der gestohlenen Geheimnisse kennen. Und selbst dann … Ganz abgesehen von vielen Transaktionen, bei deren Beurteilung die Behörden leicht falsche Schlüsse ziehen konnten, und anderen, deren Bekanntwerden sehr ungelegen kommen und zu allen möglichen Prozessen, zivilen, wenn schon nicht Strafprozessen, führen konnte – diese dummen englischen Gesetze, dachte er wütend, so engstirnig, ein und dasselbe Gesetz für alle zu haben, so unbedacht, nicht eines für die Reichen und eines für die Armen zu haben, wozu sonst arbeitet und schuftet und riskiert und intrigiert man, um reich zu werden? – Ganz abgesehen von alledem müßte er Dunross eingestehen, daß er seit Jahren alle vertraulichen Dokumente von Struan’s kopiert und daß auch schon sein Vater es getan hatte – Bilanzaufstellungen, Zahlung von Schmiergeldern, Listen von Schmuggelwaren, Börsengeschäfte und andere, sehr private Papiere – und er wußte, daß es nichts nützen würde, wenn er sagte, er hätte es nur getan, um das Haus zu schützen; denn der Tai-Pan würde zu Recht darauf hinweisen, daß es ihm um den Schutz des Hauses Tschen und nicht von Noble House gegangen sei, und er würde sich zu Recht gegen ihn wenden, ihn und die Familie seinen Zorn spüren lassen.
    Gott sei Dank ist nicht alles im Tresor, dachte er beruhigt. Gott sei Dank sind die anderen Dinge tief vergraben.
    Doch dann schossen ihm plötzlich einige Worte aus dem ersten Brief seines Sohnes durch den Kopf: »… ziehen Sie zusätzlich auch noch diese andere Sache, von der ich Ihnen erzählt habe, ins Kalkül …«
    Er erblaßte und erhob sich schwankend. »Wenn du mich entschuldigen willst, Tai-Pan – ich … eh … ich werde gehen. Ich hole nur Dianne, und ich … ich danke dir, gute Nacht.« Er eilte davon, auf das Haus zu.
    Bestürzt sah Dunross ihm nach.
    »Ach, Miss Tcholok«, sagte Penelope, »darf ich Sie mit Kathren Gavallan – Ians Schwester – bekannt machen?«
    »Freut mich!« Casey lächelte sie an. Kathren gefiel ihr gleich. Sie befanden sich in einem der Vorzimmer im Erdgeschoß, zusammen mit anderen Damen, die miteinander plauderten, frisches Make-up auflegten oder in einer Schlange darauf warteten, die angrenzende Toilette aufzusuchen. »Sie haben die gleichen Augen – die Ähnlichkeit ist nicht zu übersehen«, sagte Casey. »Ian ist ein gestandener Mann, nicht wahr?«
    »Ja, das finden wir auch«, lächelte Kathren. Sie war

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