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Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Titel: Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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jeder Regung, »sondern sie haben sie mit dem Felsen verschmolzen. Ich wage zu behaupten, dass Ihre Zwangsarbeiter noch einiges zu tun bekommen, wenn sie den Granit wegkratzen wollen, stimmen Sie mir da nicht zu?«
    Orloff stieß eine Reihe von Flüchen aus, die sowohl blasphemisch als auch abstoßend waren. Wohlbedacht ließ Mincio sich nichts anmerken und heftete ihren Blick ganz auf den Pylonen. Es wäre ungezogen gewesen, Orloff merken zu lassen, was sie von ihm hielt, und Ungezogenheit gab es hier wahrlich schon genug.
    Sie fragte sich, wie die Alphaner die Verschmelzung technisch durchgeführt hatten. Kristall war auf den festen Fels hinabgeflossen, doch gleichzeitig erhoben sich Granitadern schlierenartig in die Basis des Pylonen. Die Berührungsfläche sah aus, als wären dort farbige Sirupe zu einer Mischung verrührt und dann gefroren worden.
    In einem Stimmungswechsel, der an Sonne nach einem Sturm auf See denken ließ, legte Orloff seinen massigen Arm Nessler um die Schultern und führte den Manticoraner zum Zelt zurück. »Nun, dann muss ich Gerät vom Schiff kommen lassen, aber morgen ist früh genug. Wie wär’s mit einem Pokerspiel unter Freunden?« Er zeigte auf einen der Diener und rief: »Alec! Die neuen Karten zu Ehren unseres Gastes!« Orloffs Zeigefinger zuckte von dem Mann auf eine verzierte Holzkiste, die Spuren weiter Reisen trug. »Und einer von euch Hunden holt noch was zu trinken!«, fügte er bellend hinzu. Mit freundlicher, fast winselnder Stimme wandte er sich an Nessler: »Das ist Musketooner. Haben Sie je so etwas getrunken? Unser Nationalgetränk, Weinbrand aus den Muscadine-Trauben, die unsere Vorfahren von Alterde mitgebracht haben.«
    Mincio nippte an ihrem Becher und hoffte sogleich, in Zukunft jeden weiteren Kontakt mit der Flüssigkeit darin vermeiden zu können. Durch widerliche Süße versuchte der Musketooner einen Alkoholgehalt zu verbergen, der zum Abbeizen von Farbe genügt hätte. Ungesehen goss sie den Rest auf die Wurzeln eines dürren Dornbuschs.
    »O danke, ich habe noch«, sagte Nessler verbindlich, als der Diener ihm nachschenken wollte. Mit ebenso wenig Zeremoniell, wie ein Polizist einem Betrunkenen angedeihen lässt, den er in die Wache zerrt, hatte Orloff ihn an den Spieltisch geschleppt. Der Diener reichte dem Lord eine flache Schachtel, die er zuvor aus der Kiste geholt hatte. »Und was die Kartenpartie angeht …«
    Orloff öffnete die Schachtel; Mincios Gesicht wurde hart. In der Schachtel lagen zwei Packs Spielkarten mit Marmormustern auf dem Rücken – beim einen blassblau, beim anderen ein ähnlich unscheinbares Grün. Sie bestanden aus einem dünnen synthetischen Material, nicht aus Papier, und wirkten druckfrisch.
    Unpassenderweise lag neben den Karten eine Meerschaumpfeife in der Schachtel, deren Stiel aus einem schwarzen Verbundmaterial bestand. Der reich beschnitzte Kopf aus porösem Stein war weiß und unbenutzt.
    »… so müssen wir das auf ein andermal verschieben«, beendete Nessler den Satz. Mincio entspannte sich, obwohl sie sich innerlich weiterhin wie aus Eis fühlte.
    Nessler entwand sich geschickt Orloffs Griff; geschickt vor allem insofern, als die Bewegung nur dem Zweck zu dienen schien, auf die Pylonenreihe zu deuten. »Wir würden uns die Stätte gern ansehen, solange es noch hell ist. Morgen kommen wir mit Aufzeichnungsgerät zurück, um sie zu verewigen – den Pylonen hier ganz besonders –, und vielleicht finden wir dann Zeit für ein Spielchen.«
    Er reichte seinen – fast unbenutzten – Becher einem Diener, verneigte sich vor dem melungeonischen Kommandanten und sagte: »Einen guten Tag wünsche ich Ihnen, Sir!« Bevor Orloff antworten konnte, machte Nessler auf dem Absatz kehrt.
    Der Melungeoner sah ihnen mit betroffenem Gesicht hinterher. Er hatte die Pfeife aus der Schachtel genommen und spielte mit seinen kräftigen Fingern am Stiel. »Ja, sehr gut, morgen!«, rief er Nessler und Mincio zu. Ms. deKyper saß bereits im Flugwagen und starrte mit sengendem Blick auf das Sakrileg der Melungeoner.
     
    Der nächste Pylon war fast einen halben Kilometer entfernt, ein ausreichender Abstand zum melungeonischen Lager, um sich wohler zu fühlen. Nessler landete wie beim ersten Mal auf der windabgewandten Seite, obwohl der Sand, der vom Flugwagen hinweggefegt wurde, keinen merklichen Schaden auf der Kristalloberfläche anrichten konnte.
    Mincio atmete einmal tief durch. Sie war nun zorniger als zuvor, nicht besänftigt, denn

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