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Hornjäger (German Edition)

Hornjäger (German Edition)

Titel: Hornjäger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Weithofer
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Morgen, Schlafmütze!« Sybira saß mit Elvira am Tischchen und nahm sich gerade Kru von ihrer Schulter, um ihn in sein Schälchen mit Nüssen zu setzen.
    »Was macht ihr da?«
    Elvira warf sich ihre blonden Locken über die Schulter. »Sybira zeigt mir ihre Karten«, erklärte sie stolz.
    Sogar in diesen Jungenkleidern sah sie wie ein äußerst gepflegtes Mädchen aus.
    »Ja, und Elvira ist eine gute Schülerin!« Die Wahrsagerin hielt eine neue Karte hoch. »Auf der Kommode steht Tee für dich.«
    Helwyr stand auf und ging hinüber. Diesmal roch er anders, irgendwie nach Getreide und Mohnblumen in einem erfrischenden Sommerregen.
    »Der ... Gehängte.« Elvira hatte nur kurz überlegen müssen.
    Er nippte am Tee.
    »Und wofür steht der?«, fragte Sybira weiter.
    Helwyr lehnte sich an die Kommode und sah den beiden zu.
    »Für das Umkehren!«
    »Sehr gut und was ist mit dieser hier?« Sybira hielt die Nächste hoch.
    »Der Wagen, ein Zeichen für ...«
    Die Zeltplane flog zurück und der schmale Junge kam hereingestürzt, dicht gefolgt von ...
    »Nuori!«, rief Helwyr erstaunt.
    Die Frauen unterbrachen ihr Spiel.
    »Was machst du denn hier?« Er hielt ihn mit gestreckten Armen von sich und besah sich den Jungen. Er war ein wenig außer Atem, aber sonst schien es ihm wunderbar zu gehen. Nur der rote Schal, den er so gerne um den Kopf trug, war leicht verrutscht. Helwyr richtete ihn wieder gerade.
    »Ich bin mit ihm hier hergekommen!« Nuori strahlte und zeigte auf den schmalen Jungen, der gerade versuchte eine Nuss unter Krus Hinterbeinen hervorzufischen. »Wir sind den ganzen Weg von Zuhause hierher gerannt!«
    »Weiß dein Vater, dass du hier bist?« Helwyr sah ihm prüfend in die Augen.
    »Nicht so ganz.« Verlegen knetete Nuori seine Finger. »Er hier hat uns die Pferde gebracht und gesagt, was passiert ist ... ich wollte helfen!«
    Der Kleine strahlte Helwyr so begeistert an, dass der schließlich seufzte. »Gut, aber bleibe bei mir! Ich will nicht, dass du allein durch die Straßen läufst! Hast du mich verstanden?«
    Nuori nickte so eifrig, dass sein roter Turban gefährlich wackelte.
»Heute Nachmittag bringe ich dich nach Hause.« Helwyr nahm ihn hoch.
    »Das geht nicht!«, rief der schmale Junge plötzlich und spuckte halb eine Nuss aus.
    »Wieso? Was ist passiert?« Sybiras Stimme klang besorgt. Offensichtlich sah sie doch nicht alles.
    »Heute Nacht hat es einen Angriff auf die Vordörfer gegeben ... ein Trupp Soldaten ist über die Grenze gekommen. Wir haben es kurz vor der Nachricht in die Stadt geschafft. Sie haben alle Tore geschlossen, jetzt kommt keiner mehr rein!«
    Oder raus, dachte Helwyr.
    An ihrem Blick merkte er, dass Sybira gerade genau dasselbe gedacht hatte. Langsam wurde das hier ein Sammelort für minderjährige Ausreißer. Er seufzte.
    Zu allem Überfluss begann es auch noch zu regnen. Dann würde das eben ein gemütlicher Tag im Zelt werden. Er hockte sich mit den Buben auf Sybiras Eichhörnchen Bett. Während Helwyr auf Euphena wartete, konnte er ebenso gut hier bleiben und sich mit den kleinen Rackern beschäftigen.

    »Und siehst du, wenn du hier reinstichst, dann stirbt dein Gegner innerhalb eines Augenblicks.« Helwyr deutet auf die Achsel der menschlichen Kontur, die er mit seinem Stiefel in den Boden vor Sybiras Bett gekratzt hatte.
    Die Burschen links und rechts neben ihm staunten. Es war bereits Nachmittag, der Regen hatte etwas nachgelassen und die Luft merklich abgekühlt. Sybira kramte in irgendwelchen Kisten und Elvira brütete über einer ihrer Skizzen. Von Euphena fehlte weiterhin jede Spur.
    »Da ihr beide, aber noch klein seid, rate ich euch, lieber hier auf die Leistengegend zu zielen ... die hat eine ähnliche Wirkung wie ein Stich in die Achsel«, dozierte Helwyr ruhig weiter.
    »Sybira!« die Zeltplane wurde zurückgeschlagen und im Eingang stand ein kahler Mann mit Dreitagesbart und einem Wollumhang um die Schultern. Er roch nach nassem Hund.
    »Oh, da ist ja eine kleine Versammlung!« Er lachte hell. »Sybira, wir alle gehen rauf zur Burg, da gibt es gleich eine Verurteilung, man sagt, es wird Blut fließen! Kommst du mit?«
    Sybira überlegte kurz, dann winkte sie ab. »Nein, ich bleibe hier bei dem Mädchen ... sie sollte im Moment nicht geseh en werden.«
    »Ah«, machte der kahle Mann wissend. »Und was ist mit Euch?« Er sah zu Helwyr und den Buben.
    »Au ja! Ich komme mit!«, rief der schmale Junge und hüpfte begeistert auf.
    »Das war mir klar!« Der

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