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Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1)

Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1)

Titel: Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Richner
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Arcanastra gehören würden“, meinte sie.
    „Dann seid ihr also von dort?“, sagte in diesem Moment ein Junge zu ihnen, der aus dem Nichts aufgetaucht war. Er musterte sie von Kopf bis Fuß, aber seine Augen blitzten freundlich.
    „Ja, stell dir vor“, gab Emma feindselig zurück. Der Junge grinste.
    „Wenn ihr jemals eine Stadtführung wollt, wendet euch einfach an mich“, sagte er mit einer Verbeugung. „Nur jetzt gerade ist es leider ungünstig. Also dann, ich muss weiter. War nett, euch zu treffen… vor allem dich.“
    Er zwinkerte Emily zu.
    „Ach herrje“, murmelte Emma und verdrehte die Augen.
    „Ich heiße übrigens Serafino“, sagte der Junge noch. Dann stieg er in einen der Wagen. Emily schluckte nervös, und Emma seufzte.
    „Der fand sich ja ziemlich toll“, maulte sie. Emily zuckte die Schultern.
    „Los, gehen wir zurück, okay?“, schlug Emma vor und zog ihre Freundin mit sich. Emily folgte ihr, doch sie schaute sich noch einige Male um. Leider war von Serafino nichts mehr zu sehen.
    Auf dem Weg zurück zum Bahnhof kamen sie am Parlament vorbei. Scheinbar war gerade eine Versammlung zu Ende gegangen. Die Parlamentsmitglieder, mehr als hundert Männer und Frauen, strömten zu den Wirtshäusern. Emily und Emma drängten sich zwischen ihnen hindurch und verloren sich dabei fast aus den Augen.
    „Da sind ziemlich viele Hüter dabei“, erklärte Emma.
    „Im Parlament?“, fragte Emily.
    Emma nickte. „Es besteht aus zwei Kammern. In die eine werden Leute aus der Ringstadt gewählt, in die andere ausschließlich Hüter.“
     
    Während sie zurück nach Arcanastra fuhren, dachte Emily über Emmas Erklärungen zum Parlament nach. Natürlich wussten Hüter mehr als die meisten Menschen, schließlich waren sie die einzigen, die in den verborgenen Büchern lesen konnten…
    Und sie fragte sich, ob das gerecht war.
     
    Eines Tages hatte Signor Montague eine Aufgabe für Emily.
    „Wärst du so nett und würdest zum Stellvertretenden Obersten Bibliothekar gehen?“, bat er sie. „Van der Vries. Er verwaltet den Tintenvorrat. Du kannst ihm ausrichten, dass wir unterdessen genügend Saft aus den Silberbuchen gepresst haben.“
    Er erklärte ihr den Weg zum Arbeitszimmer des Bibliothekars, das sich in einem weiteren Stockwerk des Skriptoriums befand. Emily war noch nie dort oben gewesen. Sie stieg die breite Treppe hinauf und gelangte in einen düsteren Korridor. Die Bogenfenster waren mit Läden verschlossen, nur einige Gaslampen spendeten etwas Licht. Der Korridor war menschenleer… Emilys Schritte hallten laut auf dem steinernen Boden.
    „Van der Vries, Van der Vries“, murmelte sie vor sich hin, während sie an den zahlreichen Arbeitszimmern vorüberging. Sie alle gehörten Bibliothekaren, und auch Sophias Arbeitsraum befand sich dort.
    Endlich hatte Emily die richtige Tür gefunden. Sie klopfte.
    „Ja, bitte?“, fragte der Mann, der einige Augenblicke später die Tür öffnete. Er hatte schulterlanges blondes Haar, trug einen zerschossenen Anzug und stützte sich auf einen Gehstock. Emily erkannte ihn sofort: Es war der Mann, den sie damals hinter der verborgenen Tür in Madame Foucaults Kammer gesehen hatte.
    Van der Vries hatte sich die Brille in die Stirn geschoben. Wahrscheinlich sah er ohne sie nicht sehr gut. Jedenfalls kniff er die Augen zusammen, während er den Korridor hinauf und hinunter schaute.
    „H… hier bin ich“, piepste Emily.
    „Warum versteckst du dich?“, grummelte Van der Vries und schaute auf sie hinunter. „Nur hereinspaziert.“
    „I… ist gut“, nickte Emily. Nervös folgte sie dem Bibliothekar in sein Arbeitszimmer.
    Der Raum sah aus, als hätte dort drei Minuten zuvor ein gewaltiges Erdbeben stattgefunden. Der riesige Schreibtisch quoll über vor Papieren, Büchern, Globen, Federn und seltsamen Geräten. Etliche der Blumentöpfe auf dem Fenstersims waren umgefallen, und die Pflanzen darin sahen etwas mitgenommen aus. Zwei Sessel und ein Tischchen trugen ebenfalls kleine Berge von Papier, und im leeren Kamin hatte sich ein winziger Hund zum Schlafen zusammengerollt.
    „Setz dich, setz dich“, brummelte Van der Vries, während er mit der Hand wedelte. Er schlurfte um den Schreibtisch herum und ließ sich in den bequemen Stuhl dort sinken. Emily setzte sich ihm gegenüber.
    „Hm, wo habe ich denn meine Brille…“ Van der Vries schichtete mehrere Papierstapel um und stellte einen Globus auf den Boden, dann gab er auf.
    „Geht auch so“, murmelte

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