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Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1)

Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1)

Titel: Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Richner
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Risiko müssen wir eingehen“, sagte Miki. „Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie es nicht war.“
    „Wenn du meinst.“ Emily warf Emma einen Blick zu, und auch sie nickte.
    „Wir treffen uns bei Mr. Peeble“, schlug Miki vor. „Wenn wir sein Panoptikum benützen, brauchen wir niemandem zu erzählen, dass wir diesen Raum hier entdeckt haben. Emily, du holst das hüpfende Buch, und du suchst Madame Foucault, Emma. Ich gehe zu Mr. Peeble und erkläre ihm schon mal, dass wir seine Mechanik brauchen.“
    Emilys Gedanken wirbelten wild durcheinander, als sie zum nächsten Bahnhof rannte. Alles ging auf einmal so schnell – sie konnte noch gar nicht richtig fassen, dass sie nach ihrer endlosen Suche schlussendlich Erfolg gehabt hatten. Wenn Madame Foucault den Beweis dafür sah, dass Shaddock der Geist war, konnte sie endlich etwas unternehmen. Sie konnte ihn dazu zwingen, sie zu Finn und Linus zu führen, und die beiden Jungen wären wieder frei.
    Sophia saß im Wohnzimmer und spielte Schach gegen Samantha C. Die Ente schob gerade mit dem Schnabel einen Läufer quer übers Brett. Es sah nicht so aus, als würde sie sich an die Spielregeln halten.
    „Hm, sehr origineller Zug, wenn auch streng genommen nicht erlaubt, aber immerhin bist du eine Ente…“, sagte Sophia und musterte das Brett nachdenklich. Dann hob sie den Kopf. „Oh, guten Abend. Wie war die Sommersonnenwende?“
    Die hatte Emily schon längst vergessen. Sie musste sich darauf konzentrieren, eine normale Unterhaltung zu führen. Am liebsten wäre sie direkt in ihr Zimmer hoch gestürmt, hätte sich das Buch geschnappt und wäre zum Panoptikum gelaufen. Aber ihre Großtante durfte keinen Verdacht schöpfen.
    „Schön“, antwortete sie deshalb.
    „Hast du schon etwas gegessen?“, fragte Sophia, während sie ihren Turm über das Schachbrett bewegte. Samantha C. legte den Kopf schief.
    „Hmhm“, murmelte Emily der Einfachheit halber. Zwar hatte sie kein Abendessen gehabt, aber Hunger fühlte sie nicht. Dazu war sie viel zu aufgeregt.
    „Ich gehe dann mal schlafen, ich bin ziemlich müde“, sagte sie und machte einen Schritt Richtung Tür.
    Sophia nickte ihr freundlich zu. „Gute Nacht. Ich gehe auch ins Bett, sobald das Spiel zu Ende ist. Das heißt, sobald Samantha C. mich geschlagen hat.“
    Die Ente quakte zustimmend.
    Einen schrecklichen Augenblick lang dachte Emily, das Buch sei verschwunden. Dann sah sie, dass die Schnur unters Bett führte. Sie zog sacht daran, und die Grille kam mit dem Buch auf dem Rücken zum Vorschein. Beide waren etwas staubig.
    „Dein großer Auftritt ist gekommen“, sagte Emily und pustete den Staub vom Umschlag des Buches. Dann packte sie es zusammen mit der Grille in ihre Tasche. Die Mechanik schien etwas dagegen zu haben, eingesperrt zu werden. Jedenfalls stupste sie unwillig gegen Emily, als sie sich die Tasche umhängte und leise die Wendeltreppe hinunter stieg. Diesmal nahm sie nicht den Weg durchs Wohnzimmer, sondern ging in einem Bogen durch die Bibliothek, die Küche und den Korridor zur Haustür. Als sie auf der Straße stand, warf sie einen kurzen Blick zurück. Durchs hell erleuchtete Fenster sah sie Sophia, die noch immer vor dem Schachbrett saß. Sie hatte nicht bemerkt, dass Emily das Haus verlassen hatte.
    Rasch lief Emily zur Bahn zurück. Sie wohnte jetzt schon so lange in Arcanastra, dass sie den Weg auch nachts mühelos fand. Ängstlich presste sie die Tasche mit dem hüpfenden Buch darin an sich. Sie durfte es auf keinen Fall verlieren. Vielleicht hingen Finns und Linus‘ Leben davon ab.
    Die Tür zu Mr. Peebles Panoptikum stand offen, und gedämpfte Stimmen waren zu hören. Als Emily den Saal betrat, sah sie Miki, der auf den alten Mr. Peeble einredete.
    „Madame Foucault wird jeden Augenblick hier sein, dann kann sie es ihnen bestätigen…“
    „Das ist nicht Madame Foucault“, brummelte Mr. Peeble mit einem Blick auf Emily, die eingetreten war.
    „Sie sollte aber bald kommen“, beschwichtige Miki ihn und wand sich an Emily. „Hast du es?“
    Sie hob bestätigend die Tasche hoch.
    „Die mechanische Grille ist nicht gerne eingesperrt“, erklärte sie. „Die ganze Zeit hat sie mich angestupst.“
    „Mechaniken sind eben eigenwillige Dinger“, nickte Mr. Peeble und kratzte sich am Kinn. „Wollt ihr trotzdem noch warten?“
    Miki und Emily schauten sich an. Natürlich hätten sie das Buch am liebsten gleich in die Mechanik eingespannt und es sich angesehen, doch sie

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