Hugo in Gefahr - Ein Fall für die Schwarze Pfote ; 6
war es gerade Rot geworden.
»Schnell«, rief Charlotte. »Den fragen wir.«
Der Mann sah aus wie ein Bilderbuch-Cowboy. Er trug Jeans, ein kariertes Hemd, spitze Cowboystiefel, einen weißen Hut und hatte sogar einen Pistolengürtel um den Bauch. Statt einer Pistole steckten darin ein paar eingerollte Zettel.
»Guten Tag, Herr äh …«, sagte Merlin zögernd. Dann sah er den silbernen Stern mit dem Schriftzug auf seiner Brust. »Äh, Herr Sheriff. Was ist denn passiert?«
»Ach.« Der Cowboy wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. »Die Bisons sind uns ausgebüchst. Letztes Mal haben die Viecher einen Blumenladen komplett leer gefressen. Ich hoffe, die Jungs erwischen sie, bevor sie wieder irgendwas anstellen. Jim und Joe sind die besten Rodeoreiter diesseits der Hommel.«
»Seit wann gibt es denn bitte in Hommelsdorf Bisons?«, fragte Charlotte verwirrt.
Fips streckte seinen Kopf über Charlies Schulter. »Oder Cowboys?«
»Seit vorgestern«, sagte der Sheriff, als wäre es das Normalste der Welt. Wie im Duell griff er seitlich an seinen Gürtel und zog einen der Zettel hervor.
»Hier«, sagte er und drückte ihn Charlotte in die Hand. »Wir sind seit zwei Tagen in der Stadt. Kommt vorbei, um halb vier gibt es heute die große Westernparade.«
Die Ampel schaltete wieder auf Grün und der Sheriff hastete davon.
»Wie cool war der denn?« Fips guckte ihm begeistert nach. Da die Straße weiter vorne einen Knick machte, ging Fips zwei Schritte auf die Straße. Dabei stieg er mitten in einen riesigen Bisonhaufen.
»Aaah«, schrie er auf. Nicht unbeeindruckt blickte er nach unten. »Die Viecher machen ja Monsterhaufen!«
»Was steht denn da drauf?«, wandte sich Merlin an Charlotte.
Auf dem Zettel waren ein paar Cowboys und Indianer abgebildet, die um ein Lagerfeuer saßen.
»Rodeo-City in Hommelsdorf«, las Charlotte die Überschrift vor. »Kommen Sie vorbei und erleben Sie Wildwest-Feeling pur.«
»Wow!« Merlin ging in die Knie und sah nach, was auf der Rückseite stand. »Das ist ’ne richtige Westernstadt. Die sind zwei Wochen lang hier.«
Begeistert riss Fips die Augen auf. »Ich will da sofort hin!«, rief er.
Merlin hielt ihn zurück und warf einen Blick auf seine Uhr. »Bis halb vier haben wir noch eine Stunde. Wenn wir bis dahin die restlichen Vermisstenanzeigen aufgehängt haben, gucken wir uns die Show an.«
»Yeah«, rief Fips. Er stellte sich breitbeinig hin und tat so, als würde er mit beiden Händen eine Pistole ziehen. Dann schoss er mit seinen Zeigefingern in die Luft. »Peng, peng! Mann, bin ich gespannt, was da alles geboten wird.«
Rodeo-City
Fünfundvierzig Minuten später fuhren sie über den schmalen Weg entlang der Hommel Richtung Wikingerfeld. Angeblich hatte vor ein paar Hundert Jahren mal ein echter Wikingerfürst dort sein Lager aufgeschlagen.
Heute war es ein riesiges freies Feld neben der alten Rübenfelder Landstraße. Zweimal im Jahr machte hier ein kleiner Wanderzirkus Station. Und in diesem Jahr zum ersten Mal die Westernstadt Rodeo-City.
»Reite schneller, Cowboy«, rief Fips. Er stand auf seinem Skateboard und hielt sich mit einer Hand an Merlins Sattel fest.
»Achtung«, warnte Merlin gerade noch und fuhr mit seinem BMX-Rad über eine Bodenwelle. Fips ging leicht in die Knie, um die Unebenheit auszugleichen.
»Schneller«, trieb er Merlin weiter an. Hugo war auf dem kleinen Brettchen auf Merlins Fahrradrahmen ins Straucheln gekommen. Um nicht herunterzufallen, klammerte er seine Vorderpfoten, so fest er konnte, auf den Lenker. Charlotte folgte den Jungs auf ihrem Mountainbike. Sie durchquerten den kleinen Birkenwald, dann fuhren sie am Hommelsdorfer Ortsschild vorbei.
»Wir sind gleich da«, verkündete Merlin.
Hinter der nächsten Kurve sahen sie schon die Umrisse der Westernstadt.
»Wahnsinn!« Beeindruckt pfiff Fips durch die Vorderzähne. »Die ist ja riesig.«
Das ganze Gelände war von dicken, aneinandergebundenen Holzstämmen umringt.
»Genau wie mein Spielzeug-Fort!«, sagte Merlin.
Links und rechts vom Eingangstor erhoben sich zwei hohe Wachtürme. Dazwischen war ein gelbes Banner gespannt. Darauf stand in typischen Wildwest-Buchstaben:
RODEO-CITY
»Oh, Mann. Oh, Mann. Oh, Mann!« Fips wedelte hektisch mit seiner freien Hand. »Das ist so cool!«
Schnell stellten sie ihre Fahrräder auf dem Besucher-Parkplatz neben dem Eingang ab. Das Skateboard machten sie mit Charlottes Fahrradschloss fest.
»Kommt schon«,
Weitere Kostenlose Bücher