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Hundeelend

Hundeelend

Titel: Hundeelend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bateman
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Möglichkeit ließ ich mir längere Zeit durch den Kopf gehen. Konnte sie wegen meines mangelnden Interesses an ihrem Baby wirklich so verbittert und durchgedreht sein, dass sie mir einen Mord anhängte? Immerhin hatte ich zu berücksichtigen, dass sie zutiefst böse und eine praktizierende Hexe war. Ich trommelte mit den Fingern auf die Theke. Als wir noch zusammen gewesen waren, hatten wir uns eines Nachts in ihrem Apartment eine DVD angesehen. Sie hatte mir die Auswahl überlassen und ich hatte uns Aus Mangel an Beweisen mit Harrison Ford ausgeliehen, nach dem Roman von Scott Turow.
Eine der wenigen Romanverfilmungen, die ihrer Vorlage nicht nur gerecht wurden, sondern sie sogar noch übertrafen. Es geht darin um eine verbitterte Frau, die die Geliebte ihres Mannes ermordet und ihm die Tat in die Schuhe schiebt. Hatte ich Alison damit unwissentlich die Vorlage geliefert, nach der sie nun meinen eigenen Untergang plante? Hatte sie eine Handvoll meiner DNA eingesammelt und dann großzügig im Haus von Jimbo und Ronny verstreut, nachdem sie die beiden kaltblütig ermordet hatte?
    Ich brauchte unbedingt mehr Informationen. Daher surfte ich auf der Website des Belfast Telegraph . Die Schlagzeile lautete: Weihnachts-Horror. Darunter Fotos von Jimbo und Ronny auf einer Party, Arm in Arm, Dosen mit Harp-Bier in den Händen. Sie wirkten ein paar Jahre jünger als auf den Fotos, die ich an Billy Randall weitergeleitet hatte. Billy Randall selbst wurde an keiner Stelle erwähnt; und, was noch wichtiger war, nirgendwo stand ein Wort über mich oder das Kein Alibi oder Alison. Laut Bericht schwamm der Tatort in Blut. Man hatte die beiden mit einem stumpfen Gegenstand erschlagen.
    Ich mixte mir einen Liter Vitolink. Es war jetzt von größter Bedeutung, mein Energielevel hoch zu halten. Außerdem warf ich meine antipsychotischen Pillen ein und meine Pillen gegen Weichteilrheumatismus. Meine Antihistamine. Die Cholesterinpillen. Die Blutdruckpillen. Die Antidepressiva. Und die Hormonpräparate. Zusammen eingenommen würden sie mich bis zum Mittagessen durchhalten lassen; dann würde ich die vollständige Dosis meiner
Medikamente schlucken. Alison hat nie wirklich begriffen, dass mich jede beliebige meiner Krankheiten jederzeit hinwegraffen kann. Sie hält mich für einen Hypochonder. Wie bei den meisten Dingen liegt sie auch in diesem Punkt völlig falsch. Wenn mein Arzt nicht durch den hippokratischen Eid zum Schweigen verpflichtet wäre, könnte er ihr stundenlang Vorträge über den Zustand meiner Innereien, meiner Leber, meines Herzens, meines Bluts, meiner Venen und meines Gehirns halten. Und darüber, dass ich einer dieser bedauernswerten Menschen bin, die beständig mit äußerst lebensbedrohlichen Krankheiten leben müssen. Er könnte ihr davon berichten, dass er mir einmal ein Placebo verschrieben hatte, gegen das ich prompt allergisch wurde. Alison brauchte sich gar nicht die Mühe zu machen, eigens meine DNA an den Tatort zu schmuggeln, um sich an mir zu rächen; sie brauchte einfach nur nichts zu tun und abzuwarten. Ich war ein Toter auf Urlaub, dessen Zeit tickend ablief. Vermutlich würde ich nicht mal mehr Neujahr erleben. Einmal habe ich meinen Arzt ganz direkt gefragt, wie lange ich noch zu leben hätte, worauf er erwiderte: »Schwer zu sagen.«
    Ich glaube, das spricht für sich selbst.
    Inspektor Robinson hatte mich beschuldigt, ein billiger Auftragskiller zu sein, und anschließend tatsächlich die Unverfrorenheit besessen, mich nach einem Rabatt auf eine handsignierte Ausgabe von Dave Goodis’ Die schwarze Natter zu fragen. Natürlich gab ich ihm keinen Rabatt, gewährte ihm allerdings dreißig Pence Preisnachlass, weil der Schutzumschlag einen kleinen Riss hatte.

    Billiger Auftragskiller?
    An mir war nichts billig.
    Wie oft hatte ich mir von Alison schon das Gegenteil anhören müssen: ich sei sehr kostspielig in Pflege und Unterhalt.
    Und überhaupt: Wäre ich ein Killer gewesen, dann hätte ich sicher zu der teuren, coolen, ruhigen und effizienten Sorte gehört.
    Den letzten Satz hätte ich jedoch besser nicht laut ausgesprochen, wozu ich manchmal neige, wenn ich allein bin.
    Denn die Wände haben Ohren, und manchmal sind sie gespickt mit Abhörmikrofonen.
    Ich verbrachte eine Stunde auf der Suche nach Wanzen und Staubmilben. Wobei ich die ganze Zeit nachdachte. Düstere Gedanken. Ich hasse es, für etwas beschuldigt zu werden, das ich nicht getan habe. Warum hacken immer alle auf mir herum? Ich

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