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Hunkelers erster Fall - Silberkiesel

Hunkelers erster Fall - Silberkiesel

Titel: Hunkelers erster Fall - Silberkiesel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansjörg Schneider
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melden?«, flötete die Frau.
    »Hunkeler.« Er sagte es so freundlich wie möglich, aber es wurde doch eher ein Knurren als ein Flöten. »Kriminalkommissariat Basel.«
    Einen Augenblick lang war es ruhig in der Leitung. Dann war die Stimme wieder da, ganz und gar nicht mehr freundlich. »Nur einen Moment bitte.«
    Hunkeler trommelte mit der linken Hand auf den Tisch. Er konnte das gut, er hatte als Kind stundenlang auf Tische getrommelt, beidhändig mit den Fingerkuppen aufs Holz. Er liebte dieses Wirbeln, und es gab Hölzer, auf denen es recht gut klang.
    »Ja, Zeugin«, meldete sich eine sonore Männerstimme, »Sie wünschen?«
    Hunkelers Hand war wieder ruhig. »Ich möchte mit Ihnen reden, wenn Sie einen Augenblick Zeit für mich haben.«
    »Um was handelt es sich?«
    »Es handelt sich um Anton Huber. Er wohnt in einem Haus, das Ihnen gehört. Wir haben ihn vorgestern auf dem Badischen Bahnhof festgenommen, auf den Lohnhof gefahren und wieder laufenlassen.«
    »Ich weiß«, sagte Dr. Zeugin kühl und sanft, »er hat es mir erzählt. Das war ein Blödsinn.«
    »In welcher Beziehung steht er zu Ihnen?«
    »Er ist angestellt bei mir, als Chauffeur. Er fährt die TIR -Lastwagen, vor allem nach Portugal. Ein sehr zuverlässiger Mitarbeiter. Genügt Ihnen diese Auskunft?«
    Die Finger von Hunkelers Hand setzten sich wieder in Bewegung, gleichmäßig, leise und schnell, diskreter, intimer Trommelwirbel.
    »Ich möchte gerne von Ihnen wissen, was er auf dem Badischen Bahnhof gemacht hat und in welcher Beziehung er zu Herrn Guy Kayat steht.«
    »Guy Kayat?« Die Stimme verriet ein großes, reines Staunen. »Nie gehört. Wer ist das?«
    »Das ist ein libanesischer Staatsangehöriger, der im begründeten Verdacht steht, als Kurier von Drogen und Drogenerlös zu arbeiten. Wir haben ihn schon lange in unserem Computer.«
    »Und was hat das mit Anton Huber zu tun?«
    »Es besteht der begründete Verdacht, dass dieser Kayat Diamanten im Wert von weit über einer Million Franken nach Basel gebracht hat in der Absicht, sie Herrn Huber zu übergeben.«
    Jetzt war ein tiefer Atemzug zu hören, dann ein zweiter, dann war wieder die Stimme da, beinhart. »Abenteuerlich. Sehr abenteuerlich, was Sie da erzählen. Und durch was ist dieser absonderliche Verdacht begründet, wenn man fragen darf?«
    Hunkeler blieb ganz ruhig. »Wir haben einen Tipp bekommen.«
    »Einen Tipp, so. Wenn man fragen darf: Von welcher Seite ist dieser Tipp gekommen?«
    »Selbstverständlich dürfen Sie fragen, das ist doch klar«, sagte Hunkeler honigsüß, »aber leider darf ich es Ihnen nicht sagen. Das müssen Sie verstehen. Wir dürfen unsere Informanten nicht verraten. Nicht wahr?«
    »Wie wahr, wie wahr«, sagte Dr. Zeugin. »Sie müssen selbstverständlich Ihre Kanäle offen halten.«
    Pause. »Herr Huber hat vorgestern Nachmittag auf dem Badischen Bahnhof einen Geschäftsmann aus Ägypten abholen wollen. Wir importieren über ihn ägyptische Zigaretten. Völlig legal übrigens. Leider war es diesem Geschäftsfreund an jenem Abend unmöglich, nach Basel zu kommen. Er ist erst gestern eingetroffen. Er sitzt zufälligerweise hier in meinem Büro. Wollen Sie ihn sprechen?«
    »Das ist nicht nötig«, sagte Hunkeler, »ich glaube Ihnen selbstverständlich.«
    »Ich hoffe, das soll keine Anspielung sein?«
    »Eine Anspielung auf was?«, fragte Hunkeler, harmlos wie eine Wiesenblume.
    »Hören Sie mal, Sie kleiner Polizistenmann.« Dr. Zeugin kam zum Ende, er führte drei zu null, das Spiel war gelaufen. »Finden Sie nicht, Sie übertreiben ein bisschen? Ich sage Ihnen aus reiner Höflichkeit, wie es war. Mein Angestellter Herr Huber hatte den Auftrag, meinen ägyptischen Geschäftspartner abzuholen. Der traf nicht ein. Und da offenbar ein anderer sehr gut gekleideter Araber mit demselben Zug eintraf, ging Herr Huber zu diesem hin, um sich zu vergewissern, ob es nicht der erwartete Ägypter war. Er war es nicht. Es war eine simple Verwechslung. Das hätte Ihnen Herr Huber übrigens gerne selber erklärt, wenn Sie ihn anständig gefragt hätten. Nebenbei gesagt, ich finde es eine absolute Unverschämtheit, wenn Sie kleiner Polizistenmann auf Bahnhöfen unbescholtene Bürger überfallen und abführen. Und ich verspreche Ihnen, dass ich mich beschweren werde. Sie werden noch von mir hören. Und wenn Sie mich das nächste Mal sprechen wollen, so schicken Sie mir bitte eine Vorladung. Wenn Sie das zustande bringen.«
    Päng, Ende der Durchsage. Der Hörer saß

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