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Hunkelers erster Fall - Silberkiesel

Hunkelers erster Fall - Silberkiesel

Titel: Hunkelers erster Fall - Silberkiesel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansjörg Schneider
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verschwunden ist. Ausgeflogen, verduftet wie die Krähen.«
    »Wie was, wenn man fragen darf?«
    »Wie die Krähen«, sagte Hunkeler, »wie die großen schwarzen Vögel. Auch Herr Kayat ist nicht mehr aufgetaucht. Die ganze Mannschaft ist verschwunden, und ich habe nichts in Händen, wo ich ansetzen könnte. Ich kann nur warten, und das tue ich auch.«
    »Krähen, schwarze Vögel, was soll das alles?« Suter schnappte nach Luft. »Sie wollen tatenlos zuschauen, wie uns diese ganze Mafia auf der Nase herumtanzt, was? Und das Nächstliegende, das einzig Vernünftige tun Sie nicht. Ich will Ihnen jetzt einmal etwas sagen. Heute Morgen kurz vor acht, als Sie wohl noch auf Ihrem Feldbett ausgestreckt lagen, müde von Ihrem unsteten, schwierigen Leben, hat mich ein hiesiger Juwelier mit Namen Bernett angerufen. Und wissen Sie, was er mir mitgeteilt hat?«
    Hunkeler hörte auf zu kauen, schüttelte den Kopf.
    »Er hat mir mitgeteilt, dass vor drei Tagen, an jenem verschneiten Dienstagmorgen, als Sie Ihren Rausch ausschliefen, ein seltsames Paar in seinen Laden gekommen sei. Eine etwa fünfzigjährige, ziemlich dicke Schweizerin und ein wesentlich jüngerer, kleiner Ausländer, der wie ein Türke aussah. Und wissen Sie, was die beiden wollten, wenn man fragen darf?«
    Wieder schüttelte Hunkeler den Kopf.
    »Sie wollten Herrn Bernett zwei Diamanten verkaufen. Zwei sehr schöne Stücke, wie Herr Bernett beteuerte, wie man sie selten zu Gesicht bekomme, jeder einzelne Stein mehrere zehntausend Franken wert. Was sagen Sie jetzt, was, wie?«
    Hunkeler griff in die Jackentasche, nahm die Zigarettenschachtel heraus, zündete eine an, rauchte, hustete.
    »Jetzt hat es Ihnen die Sprache verschlagen, was? Sie husten ja wie eine Kuh, die zu viel frischen Klee gefressen hat, wenn man so sagen darf.«
    Hunkeler grinste. Dieser Vergleich war daneben, und Suter wusste es auch.
    »Tant pis«, bellte er, »was sollen diese Vergleiche? Husten Sie, so viel Sie wollen. Ruinieren Sie ruhig Ihre Gesundheit. Aber vergessen Sie nicht Ihre Pflichten. Sie hocken hier, untätig wie ein Philosoph, und trauern vergangenen Zeiten nach. Sie abgewrackter Weltverbesserer. Und währenddessen werden am helllichten Tage in den Straßen Basels die Steine gehandelt, die Sie vor vier Tagen am Badischen Bahnhof hätten beschlagnahmen sollen. Haben Sie dafür eine Erklärung, wenn man fragen darf?«
    Hunkeler drückte die Zigarette aus. »Ich habe keine Erklärung«, sagte er, »aber ich brauche einen Durchsuchungsbefehl.«
    Suters schwere Hand krachte auf den Tisch. »Endlich. Es ist auch höchste Zeit. Durchsuchen Sie die Wohnung dieses Türken, stellen Sie alles auf den Kopf, schaffen Sie diese Diamanten herbei. Und verhaften Sie endlich diese Gangster.«
    Er erhob sich, schaute böse auf das Feldbett und wollte hinausgehen.
    »Noch etwas«, sagte Hunkeler. »Ich schlage vor, wir überwachen das Telefon der Infex AG .«
    »Wie bitte? Sie verdächtigen Dr. Zeugin noch immer? Sind Sie eigentlich übergeschnappt? Das ist Ihre revolutionäre Vergangenheit, die hier durchschlägt. Immer gegen die Reichen, die Mächtigen, was? Sie mit Ihrem langen Marsch durch die Institutionen«, bellte er mit hochrotem Kopf, »Sie sind hier am falschen Platz, in der falschen Institution. Kommt gar nicht in Frage. Die Infex AG wird nicht abgehört. Ein für alle Mal nein.«
    Er ging hinaus, schmetterte die Tür zu.
    Hunkeler fühlte sich nicht gut. Wie das letzte Stück Dreck, wie dem Teufel vom Karren gefallen. Immer wieder geschah etwas, wovon er nichts ahnte, nichts wusste. Er war immer einen Schritt zu spät. Oder doch nicht? War er vielleicht schon am Ziel, bevor die anderen eintrafen?
    Er nahm den Hörer und stellte Schneebergers Nummer ein.
    »Wir haben einen Durchsuchungsbefehl für Erdogan Civils Wohnung«, sagte er. »Durchsucht sie, aber macht nichts kaputt. Es gibt übrigens ein Aquarium in der Wohnung, mit schwarzem Sand. Schaut auch darin nach. Und noch etwas. Einer von euch soll sich vor die Infex AG an der Gempenfluhstraße setzen und schauen, was geschieht, ob der Zeugin hinein- oder hinausgeht, ob Kayat erscheint, ob die Leopardenfrau auftaucht. Aber bitte diskret, nicht eingreifen, Zeugin ist ein hohes Tier.«
    »Das mache ich«, sagte Schneeberger, »ich kenne die Dame. Und was machst du eigentlich während der ganzen Zeit? Geht’s dir gut, wenn man fragen darf?« Er lachte, aber es war eher ein schäbiges Meckern.
    »Nein«, sagte Hunkeler, »es geht mir nicht

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