Hutch 05 - Odyssee
unter sich. Valya hatte alle hinausgeschickt, ehe sie Estevan unterrichtet hatte.
Eine endlose Minute lang sprach keiner von ihnen ein Wort. Estevan brach auf einem Stuhl zusammen und kämpfte ein Schluchzen nieder.
Valya wusste nicht, was sie sagen sollte. Es waren immerhin Estevan und zehn ihrer Mitarbeiter, die hier festsitzen würden, wenn die Moonrider einträfen. Valya wäre längst wieder unterwegs. Ihr blieb keine Möglichkeit, Trost zu spenden. »Wir nehmen alle mit, für die wir Atemgeräte haben«, sagte sie. »Es wird besser sein, nicht auf die WhiteStar zu warten.«
»Geht das denn? Haben Sie dafür genug Platz?«
»Wir werden Platz schaffen.«
Estevan rief ihren Stab wieder zu sich.
Kleigmann. Angie. Julie Halper. Santos. Und Ho Smith.
Sie wussten, kaum dass sie den Raum betreten hatten, dass irgendetwas furchtbar schiefgegangen war. Estevan stierte nur an ihnen vorbei. »Die Granville wird es nicht schaffen«, sagte sie.
Kleigmanns Miene versteinerte. Angie ließ den Kopf sinken, und ihre Lippen fingen an zu zittern. Julie sackte gegen einen Tisch. Santos murmelte ein Gebet. Irgendwo entdeckte er eine Flasche, aus der er sich einen Drink einschenkte und hinunterkippte, ehe er die Flasche weiterreichte.
Estevan stählte sich innerlich. Atmete tief durch. »Ich werde natürlich bleiben, und so leid es mir tut, ich muss Sie bitten, Sie alle, sich mir anzuschließen.«
»Vielleicht greifen sie nicht sofort an«, meinte Julie hoffnungsfroh.
»Das ist denkbar«, entgegnete Valya. »Beim Osttower haben sie sich auch etwas Zeit gelassen.«
»Ich werde bleiben«, sagte Angie.
Kleigmann nickte. Ja, er auch.
»Was passiert«, fragte Santos, »wenn ich nein sage?«
»Ich weiß es nicht.« Estevan wischte sich die Tränen aus den Augen. »Ich weiß ehrlich nicht, was ich tun soll.«
»Ich bleibe auch«, tat Julie kund.
»Ich will das nicht tun«, meinte Santos. »Ich habe mich zu nichts Derartigem verpflichtet.«
»Ich weiß«, antwortete Estevan. »Aber wir sind die Abteilungsleiter.« Sie sagte es in einer Weise, dass es beinahe so klang, als hätte sie Krieger gesagt. Oder, dachte Valya, Spartaner. »Wir können nicht die anderen bitten, hier zu bleiben, während wir uns in Sicherheit bringen!«
»Wir sollten doch noch ein paar Leute mehr auf die Salvator quetschen können.«
»Die Lebenserhaltung ist so oder so schon überlastet«, gab Valya zu bedenken. »Mehr wird sie nicht schaffen.«
»Ich werde bleiben«, sagte Ho, doch er sah aus, als litte er unter Schmerzen.
Santos schüttelte den Kopf. »Ich mache da nicht mit!«
»Sie haben im Grunde gar keine Wahl«, gab Kleigmann zu bedenken. »Was wollen Sie denn tun? Wollen Sie da rausgehen und einem Ihrer Untergebenen das Atemgerät wegnehmen?«
Santos schloss die Augen. Seine Lippen waren fest aufeinandergepresst, und sein Gesicht war ein Bild purer Agonie.
Und sollte die WhiteStar nicht sehr bald eintreffen, so würden noch sieben andere bleiben müssen.
Estevan sah sich nach Valya um. »Besser, Sie beladen die Salvator und machen sich auf den Weg!« Sie erhob sich. »Und ich sollte besser alle informieren.«
Valya hatte bereits nach einer Möglichkeit Ausschau gehalten, sich endlich zu verabschieden, und nun war sie gekommen. »Sie haben Recht«, sagte sie. »Ich sollte starten.«
Alle starrten sie an. Wie schwach hatten ihre Worte nur geklungen?
Estevan erhob sich. Schüttelte ihr die Hand. Umarmte sie. »Danke für alles, was Sie getan haben.«
»Ich wünschte, ich hätte mehr tun können.« Sie verabschiedete sich von den übrigen, wünschte ihnen Glück und ging, erfüllt von einem überwältigenden Gefühl der Erleichterung - oder der Schuld -, hinaus.
Die Korridore waren beinahe verlassen. Eric überwachte das Boarden der Salvator. Valya sammelte die Leute mit den Atemgeräten ein und erklärte ihnen, sie sollten an Bord gehen. Nachdem alle die Luftschleuse passiert hatten, blieben noch achtzehn Personen im Tower.
Zwei Frauen hielten sie auf, um sich zu erkundigen, ob sie irgendetwas Neues von der WhiteStar gehört habe. »Sie ist noch zwanzig Minuten entfernt«, erwiderte sie.
Ebenso wie die Globen.
Eine der beiden sagte, sie sei für die Granville eingeteilt. Sie war eine attraktive Frau, ungefähr fünfundzwanzig Jahre alt, schwarzes Haar, dunkle Augen. Und ein verängstigtes Lächeln. Bemüht, tapfer zu sein. »Es wird allmählich knapp«, meinte sie.
»Ich weiß«, sagte Valya. »Aber ich weiß auch nichts
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