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Icarus

Icarus

Titel: Icarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Russell Andrews
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niedergeschrieben. Es sah aus wie Kreide, dachte Jack. Nein. Als er genauer hinsah, war es eher roter Marker.
    Jack eilte in die Küche. Überprüfte die Wände und Schränke. Alles war unberührt. Dann in sein Büro. Alles normal. Schließlich betrat er sein Schlafzimmer, und was er sah, ließ ihn erstarren. Da waren fünf Worte, ebenfalls in roter Markerschrift, über seinem Bett auf die Wand gekritzelt. Die Schrift war adrett, die Buchstaben klar erkennbar.
    Jack atmete mühsam und zitterte. Er kehrte ins Wohnzimmer zurück, wo er jetzt nur noch die Worte sah. Sie beherrschten den Raum:
    Hör auf zu schnüffeln! Stand dort.
    Er brauchte nicht ins Schlafzimmer zurückzugehen, um die Worte zu lesen. Die Botschaft war gleich. Aber ein weiterer Befehl war hinzugefügt worden. Und er ließ Jack endgültig frösteln.
    Er schloß die Augen und sah die Botschaft über seinem Bett deutlich vor sich. In dicken, abgezirkelten, blutroten Lettern.
    Hör auf zu schnüffeln! Sofort!
    Zuerst rief Jack den Portier an.
    »Elmo«, sagte er ins Telefon, das ihn direkt mit der Haustür des Gebäudes verband, »ist heute jemand zu meiner Wohnung hochgefahren?«
    »Nein. Wer?«
    »Ich weiß es nicht. Irgendwer.«
    »Nein, Sir.«
    »Käme jemand in die Wohnung rein?«
    »Keinesfalls, es sei denn, Frankie oder ich lassen ihn hochfahren.«
    »Schildern Sie mir, wie das genau vor sich geht.«
    »Was meinen Sie?«
    »Ich weiß, es klingt bescheuert, aber beschreiben Sie mir genau, wie man in mein Apartment kommt.«
    »Machen Sie Witze? Sie wissen, wie …«
    »Tun Sie mir einfach den Gefallen. Wie kommt man hier herauf?«
    »Man betritt das Gebäude, nennt seinen Namen, wir rufen rauf und holen uns Ihr Okay, und derjenige von uns, der Dienst hat, gibt den Fahrstuhl für Ihre Etage frei.«
    »An der Tür ist eine entsprechende Vorrichtung.«
    »Ja, richtig. Direkt unter der Tafel, wenn Sie reinkommen.«
    »Was ist, wenn ich nicht zu Hause bin?«
    »Wenn Sie nicht da sind, lassen wir niemanden rauf. Es sei denn, Sie geben uns eine schriftliche Erlaubnis mit dem Namen des Betreffenden. Ansonsten läuft nichts.«
    »Ist immer jemand an der Tür? Könnte sich jemand an Ihnen vorbei schleichen und den Fahrstuhl selbst freigeben?«
    »War jemand in Ihrer Wohnung, Mr. Keller? Wollen Sie, daß ich die Polizei …«
    »Nein. Tun Sie mir auch diesen Gefallen, und beantworten Sie die Frage.«
    »Wir sind immer zu zweit. Drei oder vier Schichten, immer zwei gleichzeitig. Ziemlich schwierig, an uns vorbeizukommen. Ich würde sagen, unmöglich. Und dann müßten sie noch genau wissen, wie die Freigabe des Fahrstuhls …«
    »Und wenn man ihn gar nicht freigibt? Könnte sich jemand an Ihnen vorbeischleichen und einfach den Fahrstuhl benutzen?«
    »Nein, Sir. Nun, er könnte es, aber er müßte einen Schlüssel haben.«
    »Wie den, den ich immer benutze, wenn ich durch die Garage hereinkomme?«
    »Ja, Sir. Genau den Schlüssel. Sie stecken ihn in das Schloß neben dem Knopf für Ihre Etage.«
    »Und er funktioniert nur für meine Etage?«
    »Ihr Schlüssel funktioniert für Ihre Etage, Mr. Babbitchs Schlüssel funktioniert für die fünfte Etage, jeder Hausbewohner hat einen Schlüssel, der ausschließlich für seine Etage funktioniert.«
    »Demnach käme ich mit meinem Schlüssel nicht auf Mr. Babbitchs Etage?«
    »Richtig. Was ist los, Mr. Keller?«
    »Was ist mit der Treppe?«
    »Um zu Ihnen raufzukommen? Ein langer Weg.«
    »Ich weiß. Aber wie macht man das?«
    »Sind Sie noch nie die Treppe zu Ihrem Apartment hochgestiegen?«
    »Nein«, gab Jack zu, und er begriff, daß er nach all den Jahren noch nicht einmal genau wußte, wo in der Lobby der Eingang zum Treppenhaus war. »Wie macht man das?«
    »Auch dafür müssen Sie einen Schlüssel haben. Einen Schlüssel, um von der Halle aus ins Treppenhaus zu gelangen, und einen Schlüssel, wenn Sie Ihre Etage erreicht haben. Jedes Stockwerk hat ein anderes Schloß.«
    Jack zögerte. Er wußte nicht, was er sonst noch fragen sollte.
    »Ist wirklich alles in Ordnung, Mr. Keller?«
    »Ja, danke, Elmo. Alles okay.«
    Er legte auf und rief sofort unten in der Garage an. Dort entspann sich ein ähnliches Frage-und-Antwort-Spiel. Niemand hatte etwas gesehen. Jedenfalls niemanden, der nicht ins Haus gehörte. Pablo, der Oberportier in der Garage, wollte nicht beschwören, daß niemand hereinkommen konnte, ohne gesehen zu werden, aber es wäre unwahrscheinlich. Und außerdem, sagte er, käme er nicht bis nach oben,

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