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Ich bin eine Nomadin

Ich bin eine Nomadin

Titel: Ich bin eine Nomadin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayaan Hirsi Ali
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völlig.
    Weil diese westlichen Feministinnen eine fast schon neurotische Angst an den Tag legen, die Kultur einer Minderheit zu kritisieren, stehen sie angesichts der Lage der muslimischen Frauen vor einem gewaltigen ideologischen Problem.

    In Saudi-Arabien leben 13,5 Millionen Frauen. Versetzen wir uns in eine Frau dort: Sie steht im Grunde ständig unter Hausarrest. Oder nehmen wir den Iran. Im Iran leben 34 Millionen Frauen. Schon mit neun Jahren kann ein Mädchen dort ganz legal verheiratet werden. Auf richterlichen Befehl hin wird eine Frau für Ehebruch mit neunundneunzig Peitschenhieben bestraft, und auf Befehl eines zweiten Richters kann dieselbe Frau fünf Monate später zum Tod durch Steinigen verurteilt werden. Genau das geschah 2007 mit Zohreh und Azar Kabiri-niat in Shahryar: Nachdem man sie wegen »unzulässiger Beziehungen« ausgepeitscht hatte, wurden sie erneut vor Gericht gestellt und des »Ehebruchs« für schuldig befunden. Für den Ehebruch sollten sie gesteinigt werden. Das Urteil wurde unlängst in einem Berufungsverfahren bestätigt.
    In Pakistan leben 82,5 Millionen Frauen. Man stelle sich das Leben eines Mädchens dort vor: Sie wächst mit dem Wissen auf, dass sie, wenn sie der Familie Schande macht – sich weigert, den ausgewählten Mann zu heiraten, oder in den Verdacht gerät, einen Freund zu haben –, vermutlich geschlagen, ausgestoßen und getötet wird, noch dazu vom eigenen Vater oder Bruder, der auf die Unterstützung der eigenen engeren Familie zählen kann. Außerdem droht ihr Gefängnis auf der Grundlage der hudud, der Gesetze für Verstöße gegen den Koran.
    Oder man stelle sich das Leben eines Mädchens in Ägypten, Somalia, im Sudan vor – einem beliebigen Land des Nahen Ostens, Afrikas und des Pazifiks. Die Klitoris wird ihr beschnitten, dazu die inneren Schamlippen, und die Vagina wird bis auf ein kleines Loch zugenäht. Obwohl die Beschneidung von Frauen im Koran nicht erwähnt wird, sind die meisten der weltweit 130 Millionen Frauen, an denen dieses brutale Ritual vollzogen wurde, Musliminnen.
    Jungfräulichkeit ist die Obsession, die Neurose des Islam. Überall, wo eine muslimische Gemeinschaft existiert, sind Zwangsheiraten, sogar Kinderheiraten, gang und gäbe, selbst in vergleichsweise gebildeten Familien. Genau wie häusliche Gewalt halten die meisten Gemeinschaftsmitglieder das für völlig normal. Männer sind die Wächter ihrer Töchter. Deshalb ist ein Mädchen der Besitz ihres Vaters, und der hat das Recht, diesen Besitz dem Ehemann zu übertragen, den er auswählt. Kinderheiraten sind ebenfalls eine logische Nebenerscheinung der muslimischen Fixierung auf die Reinheit der Frau: Wenn man sie früh verheiratet – so bald wie möglich nach der ersten Regel –, dann hat sie keine Zeit, dem eigenen Ruf zu schaden und das Hab und Gut wertlos zu machen. In der Realität kann das sehr bitter sein. Versetzen Sie sich einmal in ein dreizehnjähriges Mädchen, das in die Arme eines alten Mannes übergeben wird, den es nie zuvor gesehen hat.
    Kinderehen sind in westlichen Ländern natürlich verboten, aber andere Aspekte der muslimischen Unterdrückung von Frauen lassen sich ohne Weiteres auch nach Europa und in die Vereinigten Staaten importieren. In Anbetracht der Tatsache, dass inzwischen Ehrenmorde in Texas und in ganz Europa passieren, ist es umso bizarrer und bedauerlicher, dass westliche Feministinnen zu diesem Thema praktisch schweigen.

    Die Frauen im Westen haben Macht. Sie sind mittlerweile ein fester Bestandteil der Arbeitswelt. Sie haben Zugang zu Verhütungsmitteln, verfügen über eigene Bankkonten und dürfen wählen. Sie können den Mann heiraten, den sie sich ausgesucht haben, oder auch ledig bleiben, und wenn die Natur es zulässt, können sie so viele oder so wenige Kinder haben, wie sie wollen. Sie dürfen eigenen Besitz haben, reisen, wohin sie wollen, und jedes beliebige Buch, jede Zeitung oder Zeitschrift lesen. Sie dürfen eine Meinung zu den moralischen Entscheidungen anderer haben und sie offen äußern, sogar veröffentlichen.
    Im Westen hat die berüchtigte »gläserne Decke« bei den meisten Berufen bereits Risse bekommen, auch wenn sie noch nicht ganz entfernt wurde; wir können uns jetzt mit Sicherheit Zeit für wichtigere Themen nehmen. Wenn Feminismus überhaupt einen Sinn haben soll, dann sollten Frauen mit Einfluss ihre Tatkraft dafür einsetzen, den Mädchen und Frauen zu helfen, die unter den Qualen der Genitalverstümmelung

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