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Ich gegen Dich

Titel: Ich gegen Dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Downham
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gewesen, ihn zu meiden. Nett genug dazu hörten sie sich an.
    »Als wir voriges Jahr hergezogen sind«, sagte sie, »hab ich mich drauf gefreut, mehr mit ihnen Zusammensein zu können, aber kaum waren wir angekommen, ist mein Opa gestorben.« Traurig lächelte sie ihm zu. »Drei Herzinfarkte nacheinander. Ich hab nicht mal gewusst, dass man so viele kriegen kann.«
    Er nahm ihre Hand. Sie zog sie nicht weg, sah nur auf ihre ineinander verflochtenen Finger.
    »Danach ist meine Oma durchgedreht«, flüsterte sie. »Sie hat eine Zeitlang bei uns gewohnt. Da hat sie die ganze Nacht auf einem Stuhl oben an der Treppe gesessen. Sie hat gesagt, wenn sie sich ins Bett lege, würde sie mit Spinnweben im Gesicht aufwachen. Das hat meinen Vater so aufgeregt, dass er sie in ein Altersheim abgeschoben hat. Jetzt muss meine Mum weite Strecken fahren, wenn sie eine Tasse Tee mit ihrer Mutter trinken will.«
    Mikey führte Ellies Hand zum Mund und küsste sie. Er wusste nicht, warum er es tat, aber es passte zu der Traurigkeit und dem Meer und dem Regen. Er wusste, dass er es richtig gemacht hatte, weil sie ihm wieder diesen Blick zuwarf, als wäre er irgend so ein Held.
    »Komm«, sagte sie. »Jetzt ist es nicht mehr weit.«

VIERUNDDREISSIG
    I ch hatte es mir ganz anders vorgestellt«, sagte sie. »Es ist so... düster.«
    Da standen der alte Armsessel ihrer Oma neben dem Kamin und der alte Lehnstuhl ihres Opas am Fenster, an der Wand gegenüber das Sofa. Aber sonst nichts – weder Bücher noch Fotos auf den Regalbrettern, kein Nippes, selbst der Fernseher war verschwunden.
    »Ich hab gedacht, meine Mutter wär hier rausgefahren, um mal von meinem Dad wegzukommen, aber sie hat wirklich das Haus ausgeräumt.«
    Mikey berührte sie sanft am Arm. »Es ist kalt, gar nicht gut für uns. Lass uns die Heizung anmachen.«
    Sie gingen zusammen in die Küche und suchten nach dem Boiler, den sie schließlich in einem Schrank fanden. Er war uralt, hatte eine Art Dauerflamme, die man runterhalten, und einen Zündknopf, den man drücken musste. Ellie stand neben Mikey, während er es austüftelte. Ihr gefiel, dass er wusste, was zu tun war.
    »Kein Saft«, sagte er, »also wird der Strom wohl abgestellt sein. Ich schau mich mal um und seh nach, ob es einen Ölofen oder irgend so was gibt.«
    Während er den Wandschrank im Flur absuchte, ging Ellie ins Wohnzimmer zurück, stellte sich vor den Kamin und rieb die Hände aneinander, als ob das helfen würde. Traurigkeit überkam sie in Wellen. Sie hatte es sich so schön vorgestellt, einen Zufluchtsort für sie beide. Sie wollte, dass die Sonne durch die Fenster hereinschien, wie früher, als sie klein war.
    »Nichts«, sagte er, als er zurückkam, »nicht mal 'ne Kerze.«
    »Tut mir leid. Jetzt hab ich dich so weit rausgeschleppt, und es ist beschissen.«
    »Mach dir nichts draus.« Er stieß sie mit dem Ellenbogen an. »Ich mag Abenteuer.«
    Das war so nett, er war so nett. Dad oder Tom würden über die sinnlose Fahrerei und das eiskalte Haus toben. Die wären mittlerweile schon längst über alle Berge, zu Fuß die Straße lang, auf der Suche nach dem nächsten Taxistand. Sie spürte, wie die Welt um sie her aufging, während Mikey dastand und lächelte.
    »Ach, es tut mir trotzdem leid.« Damit meinte sie alles – das Häuschen, Karyn und so weiter. Nichts davon war, wie es sein sollte. Sie wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht und schenkte ihm ein, wie sie hoffte, fröhliches Lächeln. »Und was machen wir jetzt?«
    Er lachte. »Warte hier, bin gleich wieder da.«
    Er ging aus dem Zimmer, durch den Flur und zur Tür raus. Sie hörte, wie er knirschend über den Kiesweg zum Törchen ging, setzte sich in den Sessel ihrer Oma neben den leeren Kamin und harrte der Dinge, die da kommen würden. Bald darauf kam er mit einem Stapel Zeitungen und ein paar Holzscheiten und Stöckchen in einem Korb wieder.
    »Den Schuppen hab ich gesehen, als wir angekommen sind«, sagte er. »Hab mir gedacht, da könnte es Holz geben.«
    Er riss Papierfetzen ab, zerknüllte sie und legte sie auf den Feuerrost. Drum herum errichtete er eine Pyramide aus Stöckchen und schichtete am Rand größere Scheite auf.
    Sie beugte sich im Sessel vor, um ihn besser beobachten zu können. »Wieso weißt du immer, was zu tun ist?«
    Er grinste. »Jeder Kerl weiß, wie man Feuer macht.«
    Da war sie sich nicht so sicher.
    Mikey holte sein Feuerzeug hervor und zündete das Papier an. Als die Flammen zu züngeln begannen,

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