Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ich gegen Dich

Titel: Ich gegen Dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Downham
Vom Netzwerk:
setzte sie sich neben ihn auf den Teppich.
    »Es gibt jede Menge Holz«, sagte er. »Wir können auch noch unsere Kleider trocknen.«
    Er machte die Schnürsenkel seiner Sneakers auf. Sie fragte sich, ob sein Herz wohl genauso schnell pochte wie ihres. Alle ihre Kleider waren nass. Wie viele davon zogen sie aus? Sie schlüpfte aus ihren Sneakers und stellte sie neben seine vor den Kamin. Dann schälten sie sich aus ihren Socken und legten sie neben die Schuhe. Sie zog den Reißverschluss der Jacke auf, die er ihr geliehen hatte, wusste, dass er ihr zusah, wie sie sie sorgfältig über die Rückenlehne breitete, damit die warme Luft sie erreichen konnte. Sie sah zu, wie er seinen Kapuzenpulli auszog und auf dem Boden ausbreitete. Darunter trug er nichts als ein ärmelloses T-Shirt.
    »Ist das ein Tattoo?«
    Eine kleine grüne Schlange mit roter Zunge wand sich auf seinem Arm, als er ihn hob, um es ihr zu zeigen. Sie zog das Tattoo mit dem Finger nach, und er sah ihr dabei zu. Seine Haut war weich, und sie wollte nicht aufhören, ihn zu berühren. Aber weil sie nicht ewig so weitermachen konnte, zog sie die Hand zurück und legte sie wieder in den Schoß.
    Da saßen sie und sahen sich an. Er schaute zuerst weg.
    »Glaubst du, dass hier irgendwas zu essen versteckt ist?«, fragte er.
    »Das bezweifle ich.«
    Er lächelte, als würde er ihr nicht glauben. »Zeig's mir.«
    Er hatte Recht. Unten in der Speisekammer lagen ein paar Kartoffeln in einem Korb. Er wickelte sie in Alufolie und schob sie unter das Feuer. Sie spielten kindische Spiele, während sie darauf warteten – Käsekästchen und Galgenmännchen. Sie fand einen Stoß Karten und brachte ihm Rommee bei, er ihr Lügen. Es war wie eine Belagerung, und sie waren die Geiseln.
    Als sie keine Lust mehr hatten zu spielen, legten sie sich neben das Feuer auf den Rücken und schauten zur Decke. Spinnweben zitterten in allen vier Ecken. Überall waren Risse im Putz, und die Wandfarbe war vergilbt von der Pfeife ihres Großvaters. Es machte Ellie traurig. Ewigkeiten lagen sie nur da und sagten kein Wort, berührten sich überhaupt nicht. Mit verstohlenen Blicken auf ihn munterte sie sich auf. Er hatte etwas an sich, wovon ihr schwindlig wurde – die dunkle Farbe seiner Haare, das Braun seiner Augen, das Kantige an ihm, wie er neben ihr lag.
    Das hier ist wirklich, dachte sie. Es ist wirklich wahr.
    Sie wollte, dass er sie berührte. Sie wollte sagen: Bitte küss mich, und zwar schnell.
    Aber wenn sie das sagte, würde er denken, dass sie sich an ihn ranschmiss.
    Stattdessen verlangte sie: »Sag mir, woran du denkst.«
    Er dachte, dass sie wahrscheinlich noch nie mit einem Jungen zusammen gewesen war. Er dachte, dass er noch nie mit einem Mädchen zusammen gewesen war, für die er der Erste war. Er fragte sich, warum ihm das zu schaffen machte. Neben ihr vor dem Feuer zu liegen erregte ihn, und je länger sie da lagen, desto mehr wollte er sie berühren. Aber was, wenn er den Anfang machte und die Zeichen falsch gedeutet hatte und sie ihn überhaupt nicht wollte? Oder wenn er den Anfang machte und sie wollte ihn, aber dann verbockte er es, und sie fand es furchtbar? Immer wenn jemand sie nach ihrem ersten Mal fragte, würde sie sagen: Ach, das war vielleicht 'n Reinfall.
    Sie behandelte ihren Körper wie eine Kostbarkeit. Es war ihm am Fluss aufgefallen und heute wieder – wie sie immer mal einen Träger verschob oder Knöpfe zumachte oder ihren Rock runterzupfte, damit er nicht zu viel von ihr sah. So als hätte sie etwas versteckt, und wenn man da randurfte, war es eine besondere Auszeichnung. Es erinnerte ihn an diesen Satz im Spiderman- Film über Macht und Verantwortung. Es machte ihn verrückt.
    »Ich hab an diese Kartoffeln gedacht«, sagte er. »Meinst du, die sind fertig?«
    Er holte sie mit einer Gabel raus, während Ellie Teller aus der Küche brachte. Sie kam mit Salz, Peffer und, o Wunder, einer unangebrochenen Tube Streichkäse wieder.
    »Hab ich im Gewürzregal gefunden«, sagte sie. Und sah stolz aus, ein Strahlen im Gesicht.
    Sie setzten sich zusammen zum Essen auf den Teppich, die Teller auf dem Schoß. Die Kartoffeln waren lecker.
    »Was für eine gute Idee das war«, sagte sie.
    »Hier rauszukommen oder zu essen?«
    »Beides.«
    Sie lächelten sich an. Sie hatte etwas niedlich Schüchternes, das er unheimlich mochte. Es kam ihm vor, als würde sein Herz reingefegt, wenn er sie ansah, als wäre ein Neuanfang möglich. Du bist so hübsch, wollte er

Weitere Kostenlose Bücher