Ich habe einen Namen: Roman
flackerndes Feuer. Schließlich wurden wir auf ein Schiff
gebracht und zum nahen Land hinübergesegelt.
Ein unverwechselbarer
Gestank wehte mit dem Wind heran. Ich erkannte ihn, bevor ich mich umdrehte.
Ein weiteres Schiff aus unserem Heimatland. Ich konnte kaum die Menschen
ausmachen, die auf Deck zusammengetrieben worden waren. Das Schiff näherte sich
langsam der Insel, die wir gerade verlassen hatten. Ich fühlte mich
erleichtert, ihnen nicht in die Augen und das Elend darin sehen zu müssen. Ich
hoffte, ihnen niemals zu begegnen.
Die Toubabu gaben uns
allen ein neues Stück Stoff, gerade so rau wie das letzte. Ich steckte die Arme
hindurch und zog es mir über den Kopf. Das grobe Material kratzte mir über die
Haut, tat aber nicht so weh wie die weiße Schnur, mit der sie mir die Hände
fesselten. Planken wurden vom Schiff auf einen Kai gelegt, und wir betraten das
Toubabu-Land.
Noch niemals hatte ich
so etwas Geschäftiges und Merkwürdiges gesehen. Ich sah Toubabu-Jungen und
Toubabu-Männer, mit glatten Haaren und gelben Zähnen, zu Fuß, auf Pferden und
in Kutschen. Einige sahen zerlumpt aus, andere trugen Schichten feinen Stoffes
und schwere Stiefel.
Das Seltsamste aber
waren all die Heimatländer überall, die Waren trugen, schwitzten und sich laut
Dinge zuriefen. Hier und da klang Freude und Spiel in ihren Stimmen. Sie trugen
keine Ketten an Armen oder Füßen, und doch kämpfte keiner von ihnen oder
versuchte davonzulaufen. Einige der arbeitenden Heimatländer-Männer trugen nur
Hosen. Die Heimatländer-Frauen ließen sich Zeit auf der Straße und führten ihre
Hinterteile und farbige Kopftücher spazieren. Ich konnte den Blick kaum von den
Rot-, Orange- und Blautönen darin lösen. Einige lachten mit den Toubabu. Ich
sah einen Toubab, der einer Heimatländer-Frau die Hand auf den Hintern legte.
Sie lächelte ihn mit offenem Mund an.
Toubabu-Jungen lachten
und bewarfen uns mit Kieseln. Die Leute waren überall, auf der Straße, auf
Treppen und Veranden, hoch oben auf den hölzernen Häusern und in
Pferdekutschen. Wir liefen durch ein wildes Durcheinander aus Rufen und
Blicken. Die Welt war verrückt geworden.
Ich sah eine
Toubab-Frau, die sich ein rundes Ding über den Kopf hielt, um im Schatten zu
sein. Ihre Hände waren so weiß wie Knochen. Nein. Nicht Knochen. Das war nicht
möglich. Ihre Hände hatten die Farbe sauber geschrubbter Elefantenzähne. Ich
sah noch einmal hin. Das war keine Haut. Das war etwas anderes, das ihre Hände
bedeckte. Es sah weich und zart aus. Oh, wie ich mich nach diesem Stoff sehnte.
Vielleicht würde er helfen, dass sich meine Hände nachts nicht so kalt und
geschwollen anfühlten.
Die Toubab-Frau sah mir
direkt ins Gesicht. Die Backen rosa und dick. Die Lippen schmal und blass. Ihre
Augen ließen mich an einen Fluss voller Steine und Felsen denken, dessen
gefährliche Tiefen nach mir riefen: Spring hinein,
Kind, spring einfach hinein. Es tut nicht weh .
Unsere Blicke trafen
sich. Die Hand der Frau fuhr an ihren Mund. Ich spürte, wie mir der Kopf
juckte, wo das Haar ausgefallen war, spürte die nässende Wunde an meinem Knie
und das Grasbüschel, das mir den Hintern verstopfte. Ich wollte die Frau
werden, die in mir heranwuchs, wollte meine Ehre finden und sie nie wieder
hergeben müssen.
Ich trat in ein Loch
und verlor das Gleichgewicht. Obwohl auch seine Hände gefesselt waren,
vermochte mich Chekura mit einem Arm vorm Hinfallen zu bewahren. »Aminata! Geh
richtig. Geh!«
Wohin ich auch blickte,
sah ich Überfluss. Säcke mit Getreide, aufgeschichtete Maiskolben, Heu für
Pferde, ganze Haufen von Nägeln, Kühe und Schweine, die über die Straße
getrieben wurden. Keine Ziegen. Aber überall Hühner, zu fünfen oder mehr
zusammengebunden, an den Füßen an einem Strick hängend, von Jungen oder
Heimatländern hin und her getragen.
Straßen und Gossen
waren voll mit Abfall. Verrottendem Obst, toten Katzen, menschlichen
Exkrementen und grünem Fleisch. Dickleibige, großflügelige Todesvögel pickten
darin herum, flogen auf und kreisten hoch in der Luft. Ich stellte mir vor,
dass sie auch mich im Vorbeifliegen in Augenschein nahmen und dachten: Dich kriegen wir auch bald .
In meiner Heimat waren
die Orte, die ich kannte, im Kreis gebaut, sodass alle zusammen sein konnten.
Hier waren die Leute in allen Richtungen unterwegs, die staubigen Straßen
verliefen nebeneinander oder bogen in scharfen Winkeln voneinander ab. Ich
glaubte nicht, mich in so einem Ort
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