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Ich schau dir zu: Roman (German Edition)

Ich schau dir zu: Roman (German Edition)

Titel: Ich schau dir zu: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paule Angélique
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ein Würfel Rohrzucker, nach dem Byron ganz verrückt war. Harry hatte immer welche in der Tasche. Nun musste er nicht mehr meinen einsamen Übungen lauschen. Harry setzte den Tag und die Uhrzeit fest. Legte einen Film ein. Gab dem Hund meinen Slip zum Schnüffeln, was unausbleiblich leises wiederholtes Winseln nach sich zog. Das Ritual änderte sich nie. Harry schien Wert darauf zu legen, dass von einer Sitzung zur nächsten alles gleich blieb. Ansonsten wäre Byron vielleicht weniger gehorsam gewesen. Auf Automatik geschaltet, klickte die Kamera erbarmungslos. Anfangs versuchte ich mich zu beherrschen. Wenn ich mich gleichgültig gab, würde mein Mann irgendwann seines Spiels überdrüssig werden. Ich konzentrierte mich auf einen Gegenstand, egal, welchen, Hauptsache, er half mir, ein unbeteiligtes Gesicht zu machen. Irgendwie vergleichbar mit einer Frau, die auf den Bus wartet. Ja, das musste ich mir einreden: dass ich auf den Bus warte, dass Autos auf der Straße vorbeifahren, dass der Wind trotz der Schutzscheiben in die Haltestelle hereinweht.
    »Perfekt. Du bist perfekt. Je länger du das Ende hinauszögerst, desto mehr Details kann ich einfangen. Ich würde sogar sagen, dass sich dein Gesicht besser verzieht.«
    Harry hatte das Talent, einen Konflikt zu seinen Gunsten zu wenden. Ich hätte beharrlicher sein sollen, aber ich verlor an Haltung. Der Bus fuhr ab, ohne dass ich eingestiegen wäre. Von der Meisterschaft wurde mein Spiel zur Farce. Ich spielte nun etwas vor – was mein verlorener Blick und beginnende Zuckungen bewiesen. Byron hatte den Rhythmus beschleunigt. Er konnte es nicht erwarten, sein nächstes Leckerli zu bekommen.
    Die nächste Phase der Operation begann mit einer Essenseinladung. Harry wollte unbedingt die Tischordnung festlegen. Wir beide saßen unseren Gästen gegenüber. Harry hatte extra die Strahler im Esszimmer durch gedämpfteres Licht ersetzt und bot sich an aufzutragen. So viel Elan seinerseits rührte mich. Ich mochte unsere Gäste, das Galeristenehepaar Hélène und Robert, alte Bekannte aus Nizza, mit denen wir hin und wieder die Ferien verbrachten. Die Unterhaltung war locker, oft lustig. Ich war entspannt. Es gab Taube, dazu Pfifferlinge. Harry stellte die Eistorte in die Mitte des Tischs und setzte sich wieder.
    »Ich habe nicht ausreichend Vertrauen in meinen wunderbaren Mann«, scherzte ich, »also werde ich jetzt feierlich zur gerechten Teilung schreiten.«
    Als ich den Nachtisch anschneiden wollte, schob Harry seine Hand zwischen meine Beine. Ich warf ihm kurz einen vorwurfsvollen Blick zu, aber er hatte Robert in ein Gespräch über die bevorstehende Ausstellung meiner Bilder im Foyer eines renommierten Unternehmens verwickelt. Offenbar hatten unsere Gäste nichts bemerkt. Nun spürte ich, wie Finger meinen Slip wegzogen und in mich eindrangen.
    »Woran denkst du, Chérie?«
    Ich hatte die Frage nicht gehört. Ich tat so, als lastete ich meine Zerstreutheit meiner Ungeschicklichkeit an – ich hatte gerade ein Stück Eistorte neben den Teller gekippt.
    »Robert schlägt vor, dass du diesen Sommer bei einer Wanderausstellung im Süden des Landes vertreten sein wirst.«
    »Das wäre schön.« (Die Finger drangen immer weiter in mich ein. Ich war dafür alles andere als unempfänglich, nachdem Harry sich so lange nicht mehr für meinen Körper interessiert hatte.) »Das ist nun der Beweis, Robert, dass du meine Arbeit am Ende doch noch zu schätzen weißt.«
    Ich war richtig stolz, dass ich es geschafft hatte, einen zusammenhängenden Satz zu artikulieren. Ich glaube sogar, dass diese Herausforderung mir gefiel: eine Unterhaltung zu führen und dabei anderweitig beschäftigt zu sein, war wirklich heldenhaft.
    »Robert hat noch nie das Gegenteil behauptet«, trat Hélène für ihren Mann ein. »Du bist noch jung, es braucht Zeit, bis man etwas zuwege bringt. Und diese Zeit ist jetzt ohne Zweifel gekommen, das ist alles.«
    »Es ist ermutigend, das zu hören. Ich würde so gern hier in Paris eine Galerie von mir überzeugen.«
    Ich war sicherer geworden, vielleicht auch unvorsichtiger – meiner Stimme hörte man an, dass sie von der Lust verändert war.
    Harry zog rasch seine Hand zurück.
    »Genug der irdischen Genüsse! Sollen wir uns deine letzten Bilder mal anschauen? Dann trinken wir den Kaffee im Atelier. Ich kümmere mich darum.«
    Dass Harry etwas an meiner Karriere lag, stimmte mich zärtlich. Trotz seiner sexuellen Neigungen war er mir gegenüber noch immer

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