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Ich trug das Meer in Gestalt eines Mädchens (German Edition)

Ich trug das Meer in Gestalt eines Mädchens (German Edition)

Titel: Ich trug das Meer in Gestalt eines Mädchens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelle Groom
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eine Taucherbrille. Sie hilft mir beim Atmen. Ich kann sehen, was vor mir ist.

1982
    Eine Hand hat mit schwarzem Filzstift auf die unlinierte Seite einer Karteikarte »Adriamycin« in sehr guter Schreibschrift geschrieben, ein klarer Schriftzug. Unter dem
n
steht mit rotem Stift in anderer Schrift, jünger, wie die eines Schulmädchens, rund: » 1982 «. Die 9 ist korrigiert worden, darunter versteckt ist eine 8 , als wüsste diejenige, die das geschrieben hat, nicht genau, welches Jahrhundert es ist. Unter der Jahreszahl, wieder in Rot: »Januar 1 , 2 , 3 «. Darunter ist alles weiß. Auf der Hälfte der Karte ist die Leere von einer roten Linie unterbrochen, die den oberen Teil vom unteren abtrennt. Unter dieser Linie steht, in derselben roten Schrift: » GT . G .« Der Punkt nach dem ersten G fehlt. Dann eine Leerstelle, dann: »-Tablette«.
    Unter der Linie ist nur noch wenig Platz, dann kommt » 2 / 25 -«.
    Jetzt ist 2007 , und ich setze die Information so sorgfältig wie möglich zusammen. Hier ist das, was ich über die Behandlung meines Sohnes wegen Leukämie weiß. Ich weiß, dass er im Dezember 1981 blaue Flecken hatte, ohne dass er hingefallen war. Er war neun Monate alt. Ich weiß, dass die Leukämie in Remission war und dann in der Wirbelsäule wieder auftrat. Ich weiß, dass der Krebs in der Wirbelsäule in Remission war und dann in sein Gehirn wanderte. Ich weiß, dass der Arzt sagte, er würde eine weitere Behandlung durchführen, aber wenn die Schwellung an Tommys Kopf nicht zurückginge, würde er die Behandlung einstellen, sie würde die Sache nur verschlimmern. Ich glaube, Tommy ist in den Armen meines Onkels gestorben, am 27 . Mai 1982 , im Kinderkrankenhaus von Boston. Aber im Dezember 2007 erhielt ich die Sterbeurkunde. Fünfundzwanzig Jahre nach dem Tod meines Sohnes erfuhr ich, dass er im Tufts Medical Center gestorben ist. Alles andere vorher hatte ich nur mitgehört, geraten. Ich konnte nie jemanden direkt fragen:
Wo ist mein Sohn gestorben?
Endlich kann ich das fragen.
    Die Karteikarte war in einem roten Buch, das mein Vater aus Brockton mitbrachte, als er Tommy im April 1982 dort besuchte. Als meine Verwandten zu meinem Vater sagten, er müsse sofort kommen. Ich erinnere mich an meine Stimme, meine Frage, wie Rauch, ob ich mitfahren könne. Ich bin nicht mitgefahren. In einer Bar mit meiner Freundin Sophie sagte ich: »Er stirbt nicht.« Und Sophie sagte: »Ich weiß, es ist schwer.« Sie trug meinen roten gehäkelten Pullover. Sie sagte: »Es ist so. Er ist ein Baby, er hat Leukämie, der Krebs hat gestreut.« Ihr Gesicht war angespannt. Sie trug lila Lippenstift. Der Rauch machte das Atmen schwer. In der Bar, einem alten Eisenbahnwaggon, war es warm. Die Band machte gerade Pause, aber die Musik von der Anlage war so laut, dass Sophie die Stimme heben musste. Sie sagte: »Denk doch mal drüber nach.« Sie sagte: »Kelle, er stirbt, früher oder später stirbt er. Verstehst du das nicht?« Ich sagte: »Du irrst dich. Alle haben Hoffnung. Die Ärzte, meine Verwandten.« Sophie sagte: »Ich weiß.« Wir tranken fast jeden Abend in der Eisenbahnbar. Trafen wir uns dort nicht, fehlte es uns. Manchmal gingen wir zuerst ins Why Not und tranken dort, damit Sophie nach dem Mann mit dem Silberhaar Ausschau halten konnte. Er war es, der mich nach Hause fuhr, als ich mir auf Sophies Weihnachtsparty den Fuß gebrochen hatte, in dem Jahr, als ich Tommy weggegeben hatte. Er war zu alt für sie, aber sie hatte sich verknallt.
    Mein Vater kam mit dem roten Buch aus Brockton,
Du und Leukämie: Ein Tag nach dem anderen,
auf dem Einband ein sommersprossiger Junge, der einen Schneemann umarmt. Im Buch lag die Karteikarte. Mein Vater brachte auch ein Foto mit, Tommy zu Hause mit meinem Onkel. Er war gerade aus dem Krankenhaus gekommen. Auf seinen Kopf waren rote Striche gemalt, wie auf einer Landkarte. Er schlief in den Armen meines Onkels. Mein Onkel lehnte sich an die Sofalehne, hielt meinen Sohn und lächelte leicht für die Kamera, lächelte, weil er ihn im Arm hielt. Auf einem anderen Foto sitzt Tommy auf Nana Smiths Schoß, neben ihm meine Tante. Ein Osterkorb steht auf Tommys Schoß. Alle lachen. Irgendwas Komisches ist gerade passiert. Ich glaube, der, der das Foto macht, hat alle zum Lachen gebracht. Tommy ist so dünn, er sieht aus wie ein Baby, das aus einem Konzentrationslager befreit worden ist. Aber sein Lächeln ist breit. Es könnte nicht breiter sein, so scheint es, als könnte er nicht

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