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Illusion - das Zeichen der Nacht

Illusion - das Zeichen der Nacht

Titel: Illusion - das Zeichen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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einem gezwirbelten kastanienbraunen Schnurrbart und einem Piercing in der Nase, einem Metallring. Sein rotes Trikot war an der Außenseite beider Beine gelb gestreift, was ihm das Aussehen eines zweitklassigen Superhelden verlieh.
    »Meine sehr verehrten Herrschaften, es ist mir eine Ehre, Sie hier willkommen zu heißen und Ihnen meine neue Vorstellung zu präsentieren.« Armand musste ein Mikrofon am Revers stecken haben, denn seine Stimme klang laut und ein wenig blechern, aber angenehm. »Ich verspreche Ihnen, dass Sie bei dem, was Sie heute hier sehen werden, aus dem Staunen nicht mehr herauskommen, und wenn Sie wieder zu Hause sind, werden Sie sich sagen, es waren nur Tricks und für alle lässt sich eine Erklärung finden. Aber da irren Sie sich, denn die Magie, die wir Ihnen heute darbieten werden, ist kein Hokuspokus, sondern wahre Magie, solche, wie sie in letzter Zeit immer mehr Teil Ihres eigenen Lebens geworden ist. Ich werde Ihnen zeigen, was man mit dieser Magie alles machen kann. Aber ich gebe Ihnen einen Rat: Versuchen Sie nicht, es mir nachzumachen. Wenn Sie wegen mir einen Unfall hätten, würde ich mir das nie verzeihen.«
    Das Ende der Erklärungen wurde mit einem kurzen Applaus kommentiert. Armand vollführte noch eine elegante Verbeugung und zog sich zusammen mit seinem Assistenten an den hinteren Rand der Bühne zurück, während nun ein schweres, mit Wasser gefülltes Becken, angestrahlt von zwei blauen Scheinwerfern, von der Decke herabgelassen wurde.
    »Ich werde Ihnen die berühmte Nummer in der ›Chinesischen Wasserfolterzelle‹ vorführen, bei der der große Houdini sich selbst übertroffen hat.« Armand näherte sich wieder dem Bühnenrand und deutete mit majestätischer Geste auf das riesige Glasbecken. »Als Hommage an ihn führen wir einige Varianten ein und hoffen, Sie damit zu überraschen und Ihnen Vergnügen zu bereiten.«
    Eine Stimme aus dem Off wiederholte Armands Ansage in mehreren Sprachen. Unterdessen zog er selbst das Jackett aus und sein Assistent verschwand hinter den Kulissen, um gleich darauf mit einer überdimensionierten roten Axt wiederzukommen. Bei dem grotesken Anblick begannen einige Zuschauer zu lachen, aber Armand brachte sie stirnrunzelnd mit einer Handbewegung zum Schweigen. Trotz seines unauslöschlichen Lächelns war es offensichtlich, dass er seine Show sehr ernst nahm.
    Wieder war ein Trommelwirbel zu hören und von der Decke fiel eine schwere Kette, die genau zu Armands Füßen auf dem Bühnenboden landete. Der Assistent kam herbei, griff nach dem einen Ende der Kette und wollte sie offenbar dem Magier gerade um die Taille schlingen, aber dieser hob mahnend den Zeigefinger und sah ihn streng an.
    »Halt, Fiorino! Du vergisst etwas.« Armand wandte sich lächelnd dem Publikum zu. »Wir brauchen doch einen Freiwilligen. Handzeichen bitte! Meldet sich jemand freiwillig, um Fiorino bei dieser gefährlichen Nummer zu helfen?«
    Unter den Zuschauern hoben sich mehrere Arme, aber Armand deutete auf einen blassen jungen Mann mit kastanienbraunem Haar, der links neben Alex saß und die Hand gar nicht gehoben hatte. »Sie, mein Herr? Großartig, vielen Dank. Kommen Sie bitte, kommen Sie bitte auf die Bühne.«
    Der Angesprochene, der höchstens zwanzig zu sein schien, sah den Magier verwirrt an und folgte nach kurzem Zögern dessen Aufforderung.
    »Wie merkwürdig. Warum ausgerechnet er?«, flüsterte Jana, zu Alex gebeugt. »Er hatte sich nicht mal gemeldet. Armand hat ihn nur genommen, weil er neben uns sitzt.«
    Alex wandte ihr im Halbdunkel den Kopf zu. »Meinst du, er hat uns gesehen?«, fragte er leise. »Bei den vielen Leuten?«
    »Bestimmt hat er sich mit Yadia abgesprochen und sie haben uns im Auge«, gab Jana zurück. »Wenn sie uns hergelotst haben, dann hat das sicher seinen Grund.«
    Armand räusperte sich und Jana hatte das Gefühl, er wolle sie damit auf sich aufmerksam machen und sie zum Schweigen bringen.
    Sobald der Freiwillige auf die Bühne gestiegen war, ging Fiorino zu ihm und überreichte ihm mit einer komischen Verbeugung feierlich die rote Axt. Als der blasse junge Mann sie entgegennahm, hätte er beinahe das Gleichgewicht verloren. Offenbar war sie schwerer, als er gedacht hatte. In den Zuschauerreihen war ersticktes Lachen zu hören.
    »Mein lieber Freund«, sagte Armand. »Du heißt …?«
    »Paolo«, stieß der Freiwillige hervor. »Paolo Testa.«
    »Paolo. Großartig, Paolo. Ich muss dich bitten, links von diesem mörderischen

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