Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann der Dämonin

Im Bann der Dämonin

Titel: Im Bann der Dämonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Chong
Vom Netzwerk:
kurz schluckte – eine feine und doch so sinnliche Bewegung. Am liebsten würde er die Hand ausstrecken und ihren Hals streicheln.
    Im Traum hätte er es vielleicht getan.
    Aber das war kein Traum. Er hatte keine Uhr in der Tasche.
    Er überprüfte es zur Sicherheit noch einmal. Und ein zwei-tes Mal.
    Ich bin wach.
    Dann setzte er sich neben sie.
    „Wusstest du“, murmelte sie, ohne sich ihm zuzuwenden, „dass La Fenice nicht nur einmal, sondern zweimal abgebrannt ist? Das Opernhaus gibt es nur, weil wir Venezianer es wiederaufgebaut haben, es neu aus der Asche haben ersteigen lassen. La Fenice ist ein Phönix.“
    In diesem Moment sah sie ihn an. Ihre grünen Augen funkelten selbst im Dunkeln, funkelten so grün vor den matt beleuchteten Spiegeln und goldenen Verzierungen in der Loge.
    „Du bist auch wie ein Phönix, der jede Nacht nach seinem Tod wiederaufersteht“, sagte sie leise. „Und du wirst weiterhin auferstehen. Aber allein. Du musst wissen, dass ich nicht mit dir kommen kann. Es ist vollkommen unmöglich.“
    „Du machst die Sache komplizierter, als sie ist. Es könnte so leicht sein.“
    „Leicht?“ Sie spie das einzelne Wort regelrecht aus, hatte die Stirn gerunzelt. „Ich werde es dir leicht machen. Geh dahin zurück, woher du gekommen bist. Bevor alles in einem Desaster endet.“
    „Niemals. Wo wir schon einmal hier sind, können wir auch ehrlich miteinander sein. Wir wissen beide, dass ich nicht einfach wieder nach Hause fahre. Dass ich dich niemals in Ruhe lassen werde. Und der Grund, warum ich heute Abend hier bin, hat nichts mit der Mission zu tun, die mir die Kompanie aufgetragen hat. Rein gar nichts.“
    „Sieh dich doch mal um“, erwiderte sie, ohne auf das Gesagte einzugehen. „Es gibt mehr Dämonen auf der Welt, als sich die Menschheit je träumen lassen würde. Wir agieren vollkommen zügellos. Wir sind in dieser Stadt für alles verantwortlich. Für die korrupte Polizei und für das Abzocken der Touristen in den vielen Restaurants und Cafés mit horrenden Preisen für grauenhaftes Essen. Für die Naturkatastrophen und die Taschendiebe auf den vaporetti . Wir sind überall.“
    Brandon sah sie an. „Wir Engel auch.“
    „Uns kann man nicht entkommen“, wiederholte sie, ohne ihnanzuhören. Stattdessen starrte sie mit schreckgeweiteten Augen ins Publikum.
    „Sprichst du von Corbin?“, hakte er nach. „Denn die Kompanie kennt eine Möglichkeit, wie wir dich vor ihm beschützen können.“
    Sie presste stur die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf, wobei ihre dunklen Locken um sie herumtanzten. „Am Ende werden wir gewinnen. Das weißt du. Wir gewinnen immer. Wir müssen kaum einen Finger krumm machen dafür. Die Menschen sorgen schon selbst dafür.“
    Der Kloß in seinem Hals hinderte Brandon daran, etwas zu erwidern. Er wollte die Tür verriegeln und sie für immer hierbehalten, in ihrer eigenen kleinen Blase aus Gold und Spiegeln. Auch wenn das nicht gerade sein Geschmack war, aber er würde sich immer daran erinnern, dass er mit ihr hier gewesen war.
    Vergiss den Krieg zwischen Engeln und Dämonen, dachte er.
    Denn der Krieg, der in seinem Inneren tobte, war weitaus gefährlicher.
    Es hat keinen Sinn, mit ihm zu diskutieren. Am Ende kommt immer dasselbe dabei heraus.
    Völliger Stillstand. Luciana hasste die Wahrheit an diesem Gedanken.
    Also lächelte sie ihn aufmunternd an. „Lass uns nicht streiten, sondern die Zeit genießen, die wir zusammen haben. Sobald die Oper aus ist, werden sich unsere Wege trennen. Doch bis dahin will ich dich lieben.“
    Sie stand auf und zog den Vorhang vor der Loge zu.
    „Ich wusste nicht, dass das geht. Wozu soll das gut sein?“
    „Zu meiner Jugendzeit waren diese Vorhänge immer geschlossen. Man ging in die Oper, um sich mit seinen Freunden zu vergnügen. Wir hörten meistens nur bei den Arien zu.“
    Sich in seinen Armen zu verlieren – das war jetzt alles, was Luciana wollte.
    Sorge. Melancholie. Bedauern.
    All diese Gefühle tobten in ihrem Inneren, wo sie so lange unberührt geblieben waren. Doch seine bloße Anwesenheit erweckte sie zu neuem Leben.
    Sie streichelte ihn.
    „Es tut mir leid“, war alles, was sie flüstern konnte.
    Was ist es, das dir leidtut? fragte sich Brandon.
    Er wollte ihr die Frage gerade laut stellen, doch dazu kam es nicht mehr.
    Stattdessen spürte er ein Pieken am Hals und merkte, dass eine Substanz in seinen Blutkreislauf gespritzt wurde. Sofort war ihm klar, was sie getan

Weitere Kostenlose Bücher