Im Banne des schwarzen Schwertes
sich an Elric. »Kennst du diese Stadt?«
»Wo liegt sie?« fragte Elric mit schwerer Zunge.
»Ein Dutzend Meilen nach Südwesten«, erwiderte der Kundschafter.
Obwohl die Stadt zum Untergang verurteilt war, spürte Elric beinahe so etwas wie Erleichterung. Es war von der Ortschaft Gorjhan die Rede.
»Ich kenne sie«, sagte er.
Cavim der Sattler war unterwegs, um einem auswärtigen Hof neues Pferdegeschirr zu liefern; er sah die fernen Reiter, auf deren glatten Helmen sich funkelnd das Sonnenlicht spiegelte. Daß die Reiter aus der Tränenwüste kamen, stand fest -und in der vorrückenden Masse erkannte er Gefahr.
Er wendete sein Pferd auf der Stelle und ritt mit der Geschwindigkeit der Angst auf dem Weg, den er gekommen war, nach Gorjhan.
Der flache, harte Lehm der Straße bebte unter den dröhnenden Hufen seines Pferdes, und sein hoher, aufgeregter Schrei drang durch die verschlossenen Fenster.
»Räuber im Anmarsch! Räuber!«
Kaum eine Viertelstunde später waren die führenden Männer der Stadt zusammengekommen und versuchten zu entscheiden, ob sie fliehen oder kämpfen sollten. Die älteren Bürger rieten zur Flucht, die jüngeren Männer wollten sich einem möglichen Angriff entgegenstellen. Einige wandten ein, daß die Stadt doch wohl zu arm sei, um Räuber anzulocken.
Die Bewohner Gorjhans diskutierten und stritten miteinander, und schon erschien die erste Woge der Räuber vor den Mauern.
Mit der Erkenntnis, daß zum weiteren Abwägen keine Zeit mehr war, kam die Erkenntnis der Hoffnungslosigkeit. Mit unzulänglichen Waffen versehen, eilten die Männer auf die Mauern.
Terarn Gashtek brüllte über die Barbarenmasse hinweg, die rings um Gorjhan den Schlamm zerstampfte: »Wir wollen keine Zeit mit einer Belagerung verlieren! Holt den Zauberer!«
Drinij Bara wurde nach vorn gezerrt. Aus seinem Gewand zog Terarn Gashtek die kleine schwarze Katze und hielt ihr die Klinge an den Hals.
»Wirke deine Magie, Zauberer, laß die Mauern einstürzen!«
Der Zauberer blickte finster in die Runde und versuchte Elric anzusehen, doch der Albino wandte den Kopf ab und drehte sein Pferd zur Seite.
Der Zauberer nahm eine Handvoll Pulver aus seinem Gürtelbeutel und schleuderte es in die Luft, wo es zuerst zu einem Gas, dann zu einem zuckenden Feuerball wurde, aus dem sich ein schreckliches, unmenschliches Gesicht formte.
»Dag-Gadden der Vernichter!« rief Drinij Bara, »du bist unserem uralten Pakt verpflichtet - wirst du mir gehorchen?«
»Ich muß - also werde ich dir gehorchen. Was befiehlst du?«
»Daß du die Mauern dieser Stadt auslöschst und die Bürger darin ungeschützt zurückläßt wie Krabben ohne ihre Panzer.«
»Es macht mir immer wieder Freude zu vernichten, und vernichten werde ich die Mauern.« Das Flammengesicht verschwand, veränderte sich, fuhr in kreischender Flammenbahn empor und wurde zu einem aufblühenden scharlachroten Baldachin, der den Himmel verhüllte.
Dann legte sich die Erscheinung über die Stadt, und als sie vorüberzog, ächzten die Mauern von Gorjhan, bröckelten ab und sanken zusammen, als wären sie Staub und Rauch.
Elric erschauderte - sollte Dag-Gadden auch vor Karlaak erscheinen, drohte der Stadt das gleiche Schicksal.
Triumphierend stürmten die barbarischen Kämpfer in die wehrlose Stadt.
Elric und Mondmatt hielten sich dem Massaker nicht fern, sie konnten den armen Leuten nicht helfen. Der Anblick des sinnlosen Blutvergießens bedrückte die beiden Männer sehr. Sie verschwanden in einem kleinen Haus, das von den plündernden Angreifern bisher verschont geblieben war. Drinnen fanden sie drei verängstigte Kinder, die sich um ein älteres Mädchen drängten, das mit weichen Händen eine alte Sense hielt. Vor Angst bebend machte sie Anstalten, die Eindringlinge abzuwehren.
»Verschwende unsere Zeit nicht, Mädchen«, sagte Elric, »sonst setzt du euer Leben aufs Spiel. Hat dieses Haus einen Dachboden?«
Sie nickte.
»Dann schnell hinauf mit euch! Wir sorgen dafür, daß euch nichts geschieht!«
Sie blieben im Haus und verfolgten angewidert den Blutrausch, der die heulenden Barbaren überkommen hatte. Sie hörten die scheußlichen Laute des Tötens und rochen den Gestank frisch vergossenen Blutes.
Ein Barbar, besudelt von Blut, das nicht aus eigenen Wunden kam, zerrte eine halb entkleidete Frau am Haar ins Haus. Sie wehrte sich nicht, ihr Gesicht war starr von den Schrecknissen, die sie hatte mitansehen müssen.
»Such dir ein anderes Nest, Falke!« knurrte
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