Im Club der geheimen Wünsche
in den anderen Teilen des Gebäudes hatte zu nichts geführt. Er war in den Schlafzimmern, auf dem Dachboden und in den Kerkern gewesen. Dort hatte er die obligatorischen Gerätschaften gefunden: Fesseln, Peitschen und einige mittelalterliche Folterinstrumente. All diese Dinge hatte auch er bei seinen erotischen Spielen in der Vergangenheit benutzt. Del jedoch hätte so etwas niemals zu Gesicht bekommen dürfen.
Immer wieder musste er sich seine Schwester in diesen Räumen vorstellen. Sah Del mit demselben ängstlichen Gesichtsausdruck vor sich, den Lady Sherringham gehabt hatte.
Jetzt verstand er, warum Lady Sherringham so entsetzt auf seinen Kuss reagiert hatte. Warum sie erstarrt war, anstatt sich im Theater von seinen zärtlichen Liebkosungen beruhigen zu lassen. Und Treyworth war nach Lady Sherringhams Worten ebenso brutal mit Del umgegangen, wie sie selbst es von ihrem Gatten erlebt hatte.
Sie waren so ungefähr überall, außer in England, wo Sie Ihrer Schwester hätten helfen können, hatte Lady Sherringham ihm vorgeworfen. Er hatte sein Heimatland verlassen, um Del zu schützen, damit ihr Ansehen nicht durch seinen schlechten Ruf beschädigt wurde.
Dels erster Brief hatte ihn in Indien erreicht. Darin hatte sie ihn vom Tod seiner Mutter unterrichtet. Ihm war klar gewesen, dass er die Schuld an diesem Tod trug. Im nächsten Brief hatte Del ihm ihre Hochzeit angekündigt. Ich werde heiraten, hatte sie geschrieben. Ich bin nicht verliebt, aber glücklich. Mein Vorhaben ist zum Besten aller.
Er hatte sich an dieses Wort geklammert. Glücklich. Hatte Del die Wahrheit über ihn gekannt? Er bezweifelte es.
Sein Vater oder seine Mutter hatten ihr sicher nicht gesagt, dass ihr älterer Bruder in Wahrheit ein Bastard war. Der lebende und atmende Beweis der Sünde ihrer Mutter.
Und er hatte darum gebetet, dass sein Vater endlich seine Bitterkeit vergessen und Del sein Herz öffnen würde, wenn er ihn, den ungeliebten Bastard, nicht mehr sehen musste. Doch das war nicht geschehen.
In Indien hatte Christian alles über Karma erfahren und dass man sein Schicksal annehmen musste. Doch dort hatte er auch zu kämpfen gelernt. Und er würde um Del kämpfen - bis zu seinem letzten Blutstropfen.
Er schlich den Flur entlang und bemühte sich, ganz leise aufzutreten.
Doch als er Mrs Broughams Privaträume erreichte, wurde die Tür aufgerissen. Die Bordellbesitzerin, deren hennarotes Haar vom Schlaf zerzaust war, starrte ihn an und richtete eine Pistole auf sein Herz.
Mrs Brougham goss Brandy in ein Glas und hielt es anschließend über eine Kerze. Ein seidener Morgenmantel war locker um ihre Taille gegürtet. Die Diamantkette an ihrem Hals funkelte im Licht. Sie reichte Christian das angewärmte Glas und setzte sich dann in den Sessel, der seinem gegenüberstand.
Er war einigermaßen überrascht, dass sie die Pistole weggelegt hatte und einem Einbrecher einen Drink anbot.
„Lord Wickham. Es erstaunt mich, auf welch ungeschickte Weise Sie versuchen, in mein Haus einzudringen."
Lächelnd lehnte sie sich in ihrem Sessel zurück, ließ den Morgenmantel über ihre Schulter gleiten und enthüllte dabei ein Stück ihrer glatten, elfenbeinfarbenen Haut und die Rundung einer üppigen Brust. „Was wünschen Sie, Mylord? Ich nehme an, wenn es Ihre Absicht gewesen wäre, mich zu verführen, hätten Sie das schon früher am Abend erledigt."
„Ich will die Wahrheit über meine Schwester herausfinden. Mir ist bekannt, dass sie in diesem Club Mitglied war, und sie ist seit zwei Wochen nicht mehr in der Stadt gesehen worden."
„Wie ich Ihnen bereits sagte, habe ich keine Ahnimg, wo sie sich aufhalten könnte."
„Dann erzählen Sie mir, wen sie hier getroffen hat. Was sie getan hat, und was ihr Ehemann hier mit ihr gemacht hat."
Die Bordellwirtin legte nachdenklich den Kopf schief und ließ ihn warten. Seine Ungeduld wurde von Sekunde zu Sekunde größer. Als wollte sie ihn verwirren, öffnete sie langsam den Knoten in ihrem Gürtel. Der Morgenmantel fiel leicht auseinander. Sie spielte mit dem Gürtel und wickelte ihn um ihre Handgelenke. Seine Hand umklammerte das Glas so fest, dass es mit einem leisen Knacken sprang.
Falls sie es gehört hatte, ließ sie sich nichts anmerken. „Sie wissen, dass ich das Vertrauen meiner Kunden nicht enttäuschen darf", gurrte sie sanft. „Lord Treyworth wäre äußerst wütend auf mich, wenn ich Indiskretionen über seine Frau verbreiten würde."
Dieses Geplänkel würde ihn nicht
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