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Im Funkloch

Im Funkloch

Titel: Im Funkloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Löffler
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damit meine ich ROT.
    Annabelle beugte sich zu ihm rüber, redete auf ihn ein, erklärte ausführlich die Spielfiguren und Karten.
    Sein Kopf sah aus, als würde er platzen.
    Natürlich merkte sie das. Und sie spielte mit ihm. Annabelle war sich ihrer Reize bewusst. Dass ihre schwarze Mähne über sein Gesicht strich, wenn sie die Haare nach hinten warf, und dass sie kurz seine Hand berührte, als sie nach einer Spielfigur griff, war kein Zufall.
    Es machte ihr Spaß.
    Ich fand sie widerlich.
    . . . na ja, zugegeben, nicht widerlich. Dafür sah sie einfach zu gut aus.
    Aber billig halt.
    Tina kam rein. Sie winkte mir kurz zu, aber bevor ich reagieren konnte, entdeckte sie eine Pokerrunde und schnappte sich schnell den letzten Platz. Sie rieb sich die Hände und winkte mich zu sich. »Kannst mirsekundieren«, meinte sie. Ich holte uns zwei Cola, zog mir einen Stuhl ran, setzte mich schräg hinter sie und beobachtete das Spiel.
    Tina konnte bluffen wie ein Weltmeister. Schon bald hatte sie Oberwasser am Tisch.
    Irgendwann kam auch Lucas mit seinem Gefolge wieder runter. Er hatte geduscht und frische Sachen an, aber der Alkohol war noch lange nicht abgebaut – und er suchte ein Ventil für seinen Ärger. Ich mied seinen Blick. Frau Herzig behielt ihn genau im Auge und er schob seine Kumpel in die Küche. »Was'n hier los, kein Bier?«, brüllte er. Dann sah er sich um. Annabelle und Noel schien er länger zu beobachten. Ich erwartete, dass er sich über Noels noch immer fast glühenden Kopf lustig machen würde, aber schließlich dampfte er wortlos mit seinem Dreiergespann ab.
    Es dauerte nicht lange, bis Tina den ganzen Tisch abgeräumt und den Haufen Spielchips vor sich hatte. Sie bot eine Revanche an, die eilig von den anderen abgelehnt wurde. Über die Schulter warf sie mir einen roten 100er-Chip zu. »Für die moralische Unterstützung. Mach dir ’nen schönen Abend damit.«
    Ich grinste und steckte den Chip in die Hosentasche.
    Um kurz nach zehn verkündete Passlewski, dassalles weggeräumt werden sollte, denn am nächsten Tag hätten wir viel vor. Ich versuchte mich zu erinnern, was morgen anstand. Irgendein Museum . . . ich konnte nicht behaupten, dass ich mich dafür gern aus dem Bett quälen würde.
    Lucas war wieder aufgetaucht. Er winkte Annabelle zu sich und redete auf sie. Was sie hörte, schien ihr zu gefallen, denn sie grinste und nickte.
    »Also dann . . . gute Nacht«, sagte Tina und ging lächelnd davon.

Unendlicher Spaß
    Lucas vertauscht Chemikalien vorm Chemieunterricht, ritzt in der Sporthalle die Matten auf und verteilt den Schaumstoff, sprüht nachts Sprüche über die sexuellen Vorlieben bestimmter Lehrer an die Schulwände.
    Und er hat Talent, dabei nie erwischt zu werden.
    Das liegt vor allem daran, dass er seine Kumpel vorschickt, um die Lage zu checken. Dennis, Marcel und Jan sind wie dämliche Wachhunde. Blind gehorsam. Je mehr ich mit Lucas zu tun habe, desto öfter bin auch ich bei seinen Aktionen dabei. Wenn einer von uns bei der Flucht auf der Strecke bleibt und erwischt wird, findet Lucas das besonders lustig. Zum Glück ist mir das noch nie passiert – ich bin vorsichtig, im Gegensatz zu den anderen.
    Trotz der spaßigen Aktionen würde ich Lucas nie als Freund bezeichnen. Mit ihm extreme Coups zu landen ist cool, aber es nervt auch, nie etwas Normales mit ihm machen zu können. Immer muss irgendwas Abgefahrenes passieren, sonst lohnt es sich nicht. Und außerdem weiß ich, dass er wirklich krumme Dinger dreht und Zeug auf dem Schulhof vertickt, von dem ich gar nicht genauer wissen will, was es ist.
    Mit der Zeit sehe ich zu, nicht nur in Lucas' Dunstkreis rumzuhängen. Inzwischen kenne ich viele Leute aus meiner Klasse näher, aber so richtig dazugehören tue ich nicht. Was auch daran liegen könnte, dass ich keinen Sicherheitsabstand zu Lucas halte.
    Und tatsächlich. Im Chemieunterricht werde ich zu Offline-Kevin in eine Arbeitsgruppe gesteckt. Bisher haben wir kaum ein Wort miteinander gewechselt. Ich hab ihn für einen Freak gehalten, stelle jetzt aber fest, dass er ein netter Typ ist. Als wir im Chemiesaal zusammensitzen, fragt er mich direkt, warum ich überhaupt mit Lucas abhänge. Ich antworte, dass ich halt keine Vorurteile hätte. Bullshit, unterbricht er mich, selbst ein Blinder würde sehen, was für ein Arschloch Lucas sei. Ich finde seine Offenheit cool und treffe mich häufiger auch nach der Schule mit ihm.
    Kevin ist eines von Lucas' Lieblingsopfern. Bei jeder

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