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Im Hauch des Abendwindes

Im Hauch des Abendwindes

Titel: Im Hauch des Abendwindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Männern allerdings nichts behaupten konnte.
    »Seht euch bloß mal unsere Ehemänner an«, bemerkte Betty McGuire angewidert. »Man könnte meinen, sie hätten noch nie ein hübsches Ding mit einer guten Figur gesehen.«
    »Mein Ernie sabbert schlimmer als unser Hund«, ergänzte Connie Mitchell, was die anderen beiden zum Lachen brachte.
    Ruby wandte sich Jacko zu. »Ist Jed Monroe auch da?«, fragte sie mit gedämpfter Stimme, weil sie Mick nicht gegen sich aufbringen wollte.
    »Nein.« Jacko warf einen flüchtigen Blick in Micks Richtung. »Er hat die Stadt verlassen, und ich weiß nicht, wann er zurückkommen wird.«
    Ruby sah ihn misstrauisch an. Das klang ziemlich einstudiert, fand sie.
    Zwei Stunden später hatte sie mit jedem Gast im Lokal gesprochen und war mit jedem per Du. Sie war zu etlichen Glas Bier und zwei Whiskey eingeladen worden, sodass sie mittlerweile reichlich beschwipst war und leicht schwankte. Sie hatte Darts gespielt, hundsmiserabel zwar, aber mit großem Spaß. Sie hatte auch mit den Frauen geplaudert, die ebenfalls behaupteten, Jed Monroe habe die Stadt verlassen. Doch niemand konnte ihr sagen, wohin er gegangen war oder wann er zurückkommen würde.
    Sooft sie ihr Glas ausgetrunken hatte, wurde ihr das nächste hingestellt. Bald konnte sie sich kaum noch auf den Beinen halten. Sie kletterte mühsam auf einen Barhocker und nuschelte: »Jetzt sollte ich mal eine Runde schmeißen.«
    »Kommt nicht infrage, du bist unser Gast heute Abend«, widersprach Barnsey. Colin Barnes, wie er mit richtigem Namen hieß, war Bergmann gewesen und schürfte immer noch in der alten Day-Dream-Mine, die 1886 stillgelegt worden war. »Du hast uns immer noch nicht erzählt, was dich eigentlich nach Silverton geführt hat.«
    »Oh, das ist eine lange, ziemlich verworrene Geschichte«, seufzte Ruby.
    »Wir haben Zeit. Wir würden zu gern erfahren, was ein so hübsches junges Ding hierher verschlagen hat.«
    Wieder seufzte Ruby. »Tja, alles hat wohl damit begonnen, dass meine Mutter meinen Vater kennenlernte.«
    Barnsey blickte überrascht und leicht verwirrt drein. »Das ist aber lange her, oder?« Er streifte die Gäste neben sich mit einem Seitenblick.
    »Ich hab doch gesagt, es ist eine lange Geschichte. Wollt ihr sie immer noch hören?«
    »Ja, erzähl, was ist passiert!«, drängte Ernie.
    Und so fing Ruby ganz am Anfang an, mit der Ehe ihrer Mutter mit einem brutalen, zwielichtigen Mann.
    »Soll das heißen, er gehörte einem Gangstersyndikat an?«, fragte Ernie.
    Ruby nickte. »Gut möglich.«
    Die Gäste wechselten bestürzte Blicke. Ruby erzählte, wie ihre Mutter vor ihrem Mann geflüchtet war und wie sie ihren Vater kennengelernt und eine Affäre mit ihm begonnen hatte. Sie umriss in knappen Sätzen die Ereignisse, die dazu geführt hatten, dass sie auf der Suche nach Jed Monroe nach Broken Hill und weiter nach Silverton gefahren war. Sie war so in ihre Geschichte vertieft, dass sie gar nicht merkte, wie alle im Lokal näher an sie herangerückt waren.
    »Tja, jetzt wisst ihr’s«, meinte sie zum Schluss. »Deshalb bin ich hier.«
    »Das ist ja eine abenteuerliche Geschichte«, murmelte Barnsey.
    Ein Millionär, der sein gesamtes Vermögen verspielte, seiner Frau und seinen Kindern nur einen Haufen Schulden hinterließ, aber seiner Geliebten ein Halsband und seiner Tochter einen Anteil an einem Rennpferd vermachte? Das schien alles ziemlich weit hergeholt. Und ein verheirateter Mann, der sich eine Geliebte hielt, behagte ihm als Familienmensch noch viel weniger.
    Warum sie sich denn nie mit ihrem Vater getroffen habe, wollte Betty McGuire wissen, und ob er ihren Halbgeschwistern tatsächlich nichts hinterlassen habe. Ihr Vater sei zwischen zwei Familien hin und her gerissen gewesen, erklärte Ruby, und habe sich für eine entscheiden müssen. Sie erzählte von dem Mercedes für die Tochter und der Jacht für den Sohn und wie sich die beiden darüber empört hatten.
    Sie wünschte, ihr würde jemand einen Mercedes vererben, brummelte Betty, und Connie meinte, sie würde die Jacht jederzeit nehmen, ganz egal, in welchem Zustand sie sei.
    »Warum hat dein Vater seine Frau denn nicht verlassen, wenn doch Emily seine große Liebe gewesen ist?«, wollte einer der Männer wissen.
    Und Ruby erzählte auch von Carmel. »Sie hat sich die Treppe hinuntergestürzt, um ihren Mann an sich zu fesseln; seitdem sitzt sie im Rollstuhl. Jedenfalls hat meine Mutter den starken Verdacht, dass es so gewesen ist.«
    Ruby

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