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Im Haus der Weisheit: Die arabischen Wissenschaften als Fundament unserer Kultur (German Edition)

Im Haus der Weisheit: Die arabischen Wissenschaften als Fundament unserer Kultur (German Edition)

Titel: Im Haus der Weisheit: Die arabischen Wissenschaften als Fundament unserer Kultur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim al-Khalili
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»Wunderarzneien« zu verkaufen; in seinem Buch Warum die Menschen Quacksalber und Scharlatane den fähigen Ärzten vorziehen brachte er seine Frustration darüber zum Ausdruck, wie solche Menschen zu Ruhm und Vermögen kamen, was denen mit richtiger medizinischer Ausbildung häufig verwehrt blieb. Außerdem beschrieb er, welches Mitleid er für jene guten Ärzte empfand, deren Patienten ihre Ernährungs- oder Behandlungsratschläge in den Wind schlugen und ihnen dann die Schuld gaben, wenn sie nicht gesund wurden.

16.
Ein Quacksalber »schröpft« im 11. Jahrhundert in Bagdad vor einer neugierigen Menge einen Patienten. Gemälde aus dem 13. Jahrhundert. Die Szene wird in dem beliebten Maqamat (Die Versammlungen) von al-Hariri beschrieben.
    Ebenso unterschied er zwischen heilbaren und unheilbaren Krankheiten; er erklärte, man solle bei fortgeschrittenen Krebs- und Lepraerkrankungen nicht dem Arzt die Schuld geben, wenn er sie nicht heilen könne. Er warnte, selbst die qualifiziertesten Ärzte hätten nicht auf alles eine Antwort, und schrieb dazu ein Buch mit dem passenden Titel Selbst die geschicktesten Ärzte können nicht alle Krankheiten heilen .
    Um die Aussichten auf eine zutreffende Diagnose zu verbessern, riet er allen praktischen Ärzten, sich über die neuesten Kenntnisse auf dem Laufenden zu halten und zu diesem Zweck ständig medizinische Texte zu studieren und sich mit neuen Informationen vertraut zu machen. In Fragen der medizinischen Ethik und Ausbildung übernahm er vieles aus den Schriften von Hippokrates und Galen; diese hatten großen Einfluss auf die medizinischen Lehrbücher, die er verfasste.
    Wie Galen vor ihm und Ibn Sina ein Jahrhundert später, so fasste auch al-Razi alles, was man über Medizin wusste, zusammen: Er ordnete und kategorisierte die Kenntnisse, von Augenerkrankungen bis zu Magen-Darm-Beschwerden, von Ernährungsratschlägen bis zu Fallstudien. Seine Arbeitsunterlagen waren so umfassend, dass man sie nach seinem Tod zu einem der großartigsten medizinischen Werke aller Zeiten zusammenstellte, dem al-Kitab al-Hawi . Mit seinen 23 Bänden in modernem Druck ist es noch heute das größte medizinische Lehrbuch aus dem arabischen Raum. Es ist nur noch auf Lateinisch unter dem Titel Liber continens erhalten, wurde aber in Europa für mehrere Jahrhunderte zu einem der angesehensten und am häufigsten benutzten Lehrbücher der Medizin. Es war sogar einer von nur neun Texten, aus denen die gesamte Bibliothek der medizinischen Fakultät an der Universität Paris im Jahr 1395 bestand. Auf dieses Buch lassen sich die Ursprünge von Fachgebieten wie Gynäkologie, Geburtshilfe und Augenchirurgie zurückführen. Sein Hauptwerk, das Große medizinische Nachschlagewerk ( Kitab al-Jami al-Kabir ) wird häufig mit der posthum erschienenen Sammlung seiner Notizen verwechselt. Sein vermutlich bekanntester Text, eine Monographie über Pocken und Masern mit dem Titel Kitab al-Judari wal-Hasba , der ebenfalls nur noch auf Lateinisch existiert, ist die älteste zuverlässige Darstellung dieser beiden Krankheiten und gilt allgemein als das größte Meisterwerk der muslimischen Medizin.
    Am Liber continens erkennt man sofort, dass es viel mehr ist als nur ein medizinisches Lehrbuch. Es enthält an vielen Stellen eindeutige Belege, dass al-Razi ein praktizierender Arzt war, der viele persönliche Erfahrungen und Fallnotizen einbrachte. Häufig war es seine Absicht, dass man diese Notizen parallel zu den griechischen Abhandlungen zum gleichen Thema studierte. Hippokrates hatte beispielsweise in seinen Epidemien über die Tuberkulose (»Phthisis« oder »Schwindsucht«) geschrieben und sie als verbreitete, fast immer tödliche Krankheit mit Fieber und Bluthusten beschrieben. Al-Razi ergänzte Hippokrates’ Bemerkungen durch eine Fallstudie über die Gefahren, die sich ergeben können, wenn man den Husten mit Arzneien zu unterdrücken versucht:
Ein schwindsüchtiger [an Tuberkulose leidender] älterer Mann kam zu uns. Er hatte wiederholt und über längere Zeit viel Blut gehustet. Dann wurde es für ihn immer beschwerlicher, deshalb nahm er Haselnüsse und Wasser, was den Husten zum Stillstand brachte. Jedes Mal, wenn er dies nahm, spürte er Erleichterung, und [scheinbar] genas er vollständig. Dann starb er … Infolgedessen sollte man Arzneien meiden, welche den Auswurf unterdrücken, außer in Fällen, in denen der Stoff aus dem Kopf herunterfließt. [128]
    Über eine der faszinierendsten Erkenntnisse,

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